Kommentar zu Xavier Naidoo beim ESC: Das maximale Fettnäpfchen

München - Ein predigender, selbsternannter "Rassist ohne Ansehen der Hautfarbe" mit Faible für Verschwörungstheorien soll Deutschland beim Eurovision Song Contest repräsentieren. Ein Kommentar von Onlineredakteur Haakon Nogge.
In den vergangenen Jahren durfte Fernseh-Deutschland voten, wer uns beim Eurovision Song Contest vertreten soll - mit niederschmetterndem Ergebnis: Trotz Lenas grandiosem Sieg 2010 mit "Satellite" haben wir es in geschlagenen 13 Jahren mit Ach und Krach schlappe drei Mal in die Top Ten des ESC geschafft! Den absoluten Tiefpunkt erreichte im vergangenen Jahr nach dem Debakel um den ESC-Verweigerer Andreas Kümmert die Ersatzsängerin Ann Sophie mit ihrer Nullnummer "Black Smoke".
Die ARD zieht daraus die Konsequenz, pfeift auf die Meinung des Volkes, das am 14. Mai 2016 in Stockholm vertreten werden soll, und hat mit Xavier Naidoo den Mann, der in seinen Texten unablässig den Messias preist, zum Messias des deutschen Liedguts erkoren.
Der 44-jährige Sohn Mannheims hat zwar nach wie vor eine große Fan-Gemeinde, vielen Musikfans ist der Soul-Sänger aber ein ebenso großer Graus wie kleinen Kindern Rosenkohl. Naidoo verfügt unbestritten über Talent - sei es als Songschreiber oder auch stimmlich. Doch viele stören sich an seinen salbungsvollen Texten, die dem Abrisskalender eines abgetakelten Provinzpfarrers entnommen zu sein scheinen ("Dieser Weg wird kein leichter sein").
Andere stoßen sich viel mehr an dem kruden Verschwörungstheorie-Geschwurbel, das Naidoo in regelmäßigen Abständen absondert. Wiederholt pochte er öffentlich darauf, dass Deutschland ein "unfreies Land" sei und ließ sich am Tag der Deutschen Einheit von sogenannten Reichsbürgern bejubeln - Menschen, die unsere bestehende staatliche Ordnung ablehnen. Antisemitische Töne entdeckten viele in dem Lied "Raus aus dem Reichstag" aus dem Jahr 2009. Gegen den Vorwurf der Volksverhetzung musste er sich schon genauso wehren wie gegen den der Homophobie, nachdem er in einem Songtext Pädophilie und Homosexualität gleichsetzte. Das alles dürfte bei so einem völkerverbindenden Event wie dem ESC mit seiner riesigen schwul-lesbischen Anhängerschar gar nicht gut ankommen.
Die ARD kümmert das alles nicht. Sie findet, dass der Mann, der sich selbst in einem Interview als "Rassist ohne Ansehen der Hautfarbe" bezeichnet, der beste Repräsentant seines Landes ist.
Jetzt bittet sie "die besten Produzenten und Komponisten Deutschlands", einen Song zu schreiben. Doch auch mit dem besten Song der Welt wird man den programmierten Fettnapf nicht umschiffen können. Er wolle zeigen, wofür er stehe, erklärte Naidoo nach seiner Nominierung im Jahr 1 nach Conchita Wurst: "für Liebe, Freiheit, Toleranz und Miteinander.“ Viel Glück damit.
Lesen Sie dazu auch:
Die wirre Welt des Xavier Naidoo in Zitaten
"Und wer vertritt Deutschland?" So spottet das Netz über Naidoo
Xavier Naidoo beim ESC: So verteidigt sich die ARD