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Ali David S. (18): Das ist der Amokläufer von München

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Bei diesem jungen Mann soll es sich um den Täter handeln, der neun Menschen getötet hat.

München - Am frühen Freitagabend eröffnet ein 18-Jähriger Deutsch-Iraner vor dem Olympia-Einkaufszentrum in München das Feuer auf Passanten. Neun Menschen sterben, zahlreiche werden verletzt. Das ist über den Täter bekannt.

Update vom 28. Juli 2016: Am Donnerstag wird Bundeskanzlerin Angela Merkel den Fragen der Medien zu den Attentaten in Deutschland Rede und Antwort stehen. Hier können Sie mitlesen, was die Kanzlerin zu den Terror-Attacken sagt.

Die Bluttat von München war nach Erkenntnissen der Ermittler die Tat eines Amokläufers. Es gebe Erkenntnisse über eine intensive Beschäftigung des 18-jährigen Deutsch-Iraners mit dem Thema Amoklauf, sagte Münchens Polizeipräsident Hubertus Andrä am Samstag. Der Schüler war demnach ein Einzeltäter und war offenbar wegen psychischer Probleme in Behandlung. Hinweise auf einen islamistischen Hintergrund oder einen Bezug zur Dschihadistenorganisation Islamischer Staat (IS) gebe es nicht.

Immer mehr Informationen über den persönlichen Hintergrund des Täters finden den Weg an die Öffentlichkeit. Laut Informationen unserer Onlineredaktion handelt es sich bei dem Amokläufer um Ali David S. (18), andere Medien berichten von David S. Als sicher gilt, dass Ali David S. in München geboren und aufgewachsen ist und in der Landeshauptstadt auch zur Schule ging. Am Samstagmorgen durchsuchten die Ermittler die Wohnung in der Maxvorstadt, in der Ali David S. gelebt hat. Bei der Durchsuchung des Zimmer des Schülers habe man zahlreiche Unterlagen zum Thema Amok gefunden.

Nach der Bluttat von München: Es war ein Amoklauf

 „Mit dem Thema hat sich der Täter offenbar intensiv beschäftigt“, sagte Polizeipräsident Andrä. Er verwies außerdem darauf, dass am Freitag der fünfte Jahrestag der Tat des norwegischen rechtsextremen

Nach Schießerei in München
Ermittler schaffen am Samstag Beweise aus der Wohnung von Ali S. - alles deutet auf einen Amoklauf hin. © picture alliance / dpa

Attentäters Anders Behring Breivik gewesen sei und sich der Täter von München intensiv mit dem Thema Amoklauf auseinandergesetzt habe. Insofern liege eine "Verbindung auf der Hand". Einen islamistischen Hintergrund schließe man demnach aus.

Wie die dpa am Samstag zudem aus Sicherheitskreisen erfahren hat, soll sich Ali David S. viel mit Computer-„Ballerspielen“ beschäftigt und den Attentäter des Amoklaufs von Winnenden verherrlicht haben. Bei Spiegel-Online berichtete Marco (16) über gemeinsame Stunden mit dem Ego-Shooter "Counter Strike": „Er nannte sich Hass oder Amokläufer, spielte sehr aggressiv, hetzte gegen Türken und Juden. Er war sehr nationalistisch.“ Am Ende tötete Ali David seine Verbündeten. „Es hat keinen Spaß gemacht, mit ihm zu spielen. Wir hatten alle etwas Angst vor ihm.“

Erst am Freitag durch Prüfung gefallen

Aus den Sicherheitskreisen hieß es weiter, Ali David S. soll Probleme in der Schule gehabt haben. So fiel er erst am Freitag durch eine Prüfung auf der Fachoberschule - wahrscheinlich der brachte diese Enttäuschung das Fass zum Überlaufen. Schon zuvor war Ali David in der Schule in die Rolle des ewigen Opfers abgerutscht - wie Facebook-Einträge ehemaliger Mitschüler („Er wurde schon in der Schulzeit richtig zerpflückt“) belegen. Ali David wurde gehänselt, geschlagen, beklaut und gemobbt. Wegen seiner „Sing-Sang“-Stimme. Und weil er etwas hinkte. Zweimal schritt in den Jahren 2010 und 2012 die Polizei ein. Am Ende war Ali David war sehr einsam.

Ins Bild dieser Erkenntnisse passe laut des Oberstaatsanwalts Thomas Steinkraus-Koch auch, dass sich der 18-Jährige wegen psychischer Probleme in Behandlung befand. Ali David litt unter ADHS - eine neurobiologische Störung, die sich bei Kindern in Hyperaktivität und Impulsivität äußert und im Jugend- und Erwachsenenalter zu verminderter Leistungsfähigkeit, Problemen in sozialen Beziehungen und geringen Selbstwertgefühl führen kann.

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) bestätigte: "Wir haben einige Hinweise dafür, dass eine nicht unerhebliche psychische Störung bei dem Täter vorliegen könnte.“ Im vergangenen Jahr wurde Ali David in die Psychiatrie des Harlachinger Krankenhauses eingewiesen. Diagnose: soziale Phobien und Angstzustände. Er bekam Psychopharmaka, wurde bis Februar 2016 ambulant in der Heckscher-Klinik in Obergiesing behandelt.

Nachbarin: Täter war "ein guter Mensch"

Die Nachbarn von Ali David S. berichten derweil von einem normalen jungen Mann, einem "guten Menschen". Eine Nachbarin sagte der Nachrichtenagentur afp: "Er war eine gute Person, ein guter Mensch. Ich habe ihn nicht einmal sauer gesehen, niemals habe ich Probleme mit der Polizei oder Nachbarn gehört." Die aus Mazedonien stammende 40-Jährige fügte hinzu: "Er hat gelacht wie ein normaler Mensch."

Der Nachbarin zufolge ist der Vater des 18-Jährigen ein aus dem Iran stammender Taxifahrer, die Mutter habe früher bei der Warenhauskette Karstadt gearbeitet. Der Täter hat zudem einen jüngeren Bruder.

Pikant: Offenbar soll der 18-Jährige in der Vergangenheit mit seiner Familie auch einmal in der Alzeyerstraße gewohnt haben - ganz in der Nähe des OEZ. Das könnte auch erklären, warum er das beliebte Einkaufszentrum im Norden der Stadt als Schauplatz für seine grausige Tat ausgewählt hat. Hier kannte er sich aus.

Ein weiterer Nachbar des Täters sagte gegenüber der Bild: „Er wohnte genau neben mir. Ich habe ihn nur ab und zu gesehen und kannte ihn nicht wirklich. Ein Freund von mir war sein Klassenkamerad und sagt, dass er eher ein ruhiger Typ war. Er hat ihn in den Tatvideos erkannt.“

Noch während des Amoklaufs: Ali David S. gibt erste persönliche Details preis

In einem dieser Tatvideos gab der verwirrt wirkende Ali David S. erste Details über sich preis, die von den Ermittlern mittlerweile weitgehend bestätigt wurden. In dem Video liefert sich der 18-jährige Schütze auf dem Parkdeck des Einkaufszentrums ein Wortgefecht mit Anwohnern, die den Vorfall gefilmt haben. Dort behauptete er: "Ich bin Deutscher." Das wurde im Nachhinein von der Polizei bestätigt: Bei dem 18-Jährigen handele es sich um einen Deutsch-Iraner.

Anschließend konkretisiert Ali David S. in dem Video seine vorherige Aussage: "Ich bin in Deutschland geboren, in einer Hartz-4-Gegend." Bei der durchsuchten Wohnung soll es sich laut n-tv um eine Sozialwohnung handeln. Das könnte für den vom Täter deklarierten "Hartz-4"-Hintergrund sprechen. 

In dem Parkdeck-Video tätigt Ali David S. zudem zwei weitere Aussagen, die möglicherweise Rückschlüsse auf seine psychischen Probleme liefern könnten. So sei er "gemobbt" worden, "sieben Jahre lang", und vielleicht auch deswegen "in stationärer Behandlung" gewesen.

Der 18-Jährige hatte die ersten Schüsse aus einer Pistole am frühen Abend in einem Schnellrestaurant abgegeben, anschließend schoss er auch an dem Einkaufszentrum und ergriff die Flucht.  Gegen 20.30 Uhr hatte dann eine Streife der Münchner Polizei nördlich des Olympiaeinkaufszentrums Kontakt zum Täter. Als ihn die Beamten ansprachen zog er unvermittelt seine Waffe und erschoss sich - mit der Waffe, durch die er bereits neun Menschen getötet hatte.

Als am Freitag gegen 19.30 Uhr die ersten Videos auftauchten, haben die Counter-Strike-Spieler Ali David sofort erkannt: „Wir haben ihm das zugetraut. Aber wir hätten nie gedacht, dass er sich Waffen beschaffen und damit so umgehen kann.“ Auch in der Maxvorstadt erkannte ein Mann Ali David in den Filmen sofort. Es war sein Vater, der die Polizei unter Tränen anflehte, den Sohn lebend zu stoppen. Zu spät ... Die Familie leidet unendlich. Auch sie hat schließlich ein Kind verloren.

fp mit dpa/afp, Dorita Plange

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