Verzögerung am Gärtnerplatz: Vier Firmen gekündigt

München - Erstmals werden Details zur Verzögerung der Sanierung am Gärtnerplatztheater bekannt - zu den Ursachen und den Kosten. Die Wiedereröffnung soll im Herbst 2017 stattfinden.
Das könnte eine gute Nachricht sein: Es wird angeblich nicht teurer. Obwohl die Sanierung des Münchner Gärtnerplatztheaters länger dauert als vorgesehen, bleibt es bei den veranschlagten 96 Millionen Euro – das glaubt man zumindest im Bayerischen Innenministerium. Erstmals wurden allerdings am Dienstag im Haushaltsausschuss des Landtags Details zu der misslichen Lage öffentlich. Vier Firmen, die für den Umbau engagiert worden waren, musste gekündigt werden. Kurt Bauer von der Obersten Baubehörde sprach von „Schlechtleistungen“ und mangelnder Kooperationsbereitschaft. Außerdem hätten die Firmen auf der Baustelle nicht die vereinbarte Anzahl von Arbeitern beschäftigt.
Das Gärtnerplatz-Projekt leidet offenbar unter der allgemein guten Auftragslage für Baufirmen. Statt also für Münchens zweites Opernhaus alle Kräfte zusammenzuziehen, sind die Unternehmen auf viel zu vielen anderen Baustellen aktiv. Kurt Bauer ließ durchblicken, dass es harte Verhandlungen und mehrere Ultimaten gegeben habe – umsonst. Betroffen davon seien die Arbeiten für den Estrich sowie für Wärmedämmung, Fliesen und Bodenbeläge. Und sogar von einer fünften Firma droht Ungemach – ausgerechnet von derjenigen, die für Mess- und Steuerungstechnik verantwortlich ist. Die Oberste Baubehörde hat ihr eine Frist bis Ende Februar gesetzt. Die Konsequenzen für dies alles? „Im schlimmsten Fall kommt es zum Prozess“, sagte Bauer.
Am Gärtnerplatz hat inzwischen der Trockenbau begonnen. Die Drehbühne, für die in einem Nachtragshaushalt 380.000 Euro bewilligt werden mussten, funktioniert wieder. Und auch der Umzug der Verwaltung von Giesing ins Zentrum hat langsam begonnen. Nach dem aktuellen Zeitplan rechnet man damit, dass der Hoch- und Innenausbau bis Ende 2016 abgeschlossen ist. Im Juni 2017 soll die Übergabe an Intendant Josef E. Köpplinger und sein Team erfolgen. Der hat, so wurde im Ausschuss berichtet, in einem Gespräch am 21. Januar die missliche Situation noch einmal verdeutlicht: Köpplinger braucht dringend Terminklarheit, weil er für den Start im renovierten Haus eine Reihe von Produktionen parat haben muss. Dies erfordert der normale Repertoirebetrieb, der sich vom jetzigen radikal unterscheidet: In einer der Ausweichspielstätten wird bekanntlich für eine bestimmte Zeit nur eine Produktion gezeigt, danach folgt andernorts die nächste. Klappt alles, kann Köpplinger im Herbst 2017, also zu Beginn der übernächsten Spielzeit, die Wiedereröffnung feiern.
Im Haushaltsausschuss wurde am Dienstag heftige Kritik an Innen- und Kunstministerium geübt. Herbert Kränzlein (SPD) sprach von einer „unglaublich schlechten Informationspolitik“. Eigentlich sei vereinbart gewesen, die Abgeordneten einmal pro Halbjahr über den Fortgang der Arbeiten zu unterrichten – nun habe man Anfang Februar von der neuerlichen Verzögerung aus der Zeitung erfahren müssen.
Der spätere Wiedereinzug des Gärtnerplatz-Teams erfordert allerdings eine folgenreiche Maßnahme: Weiterhin müssen Ausweichspielstätten wie Prinzregenten- und Cuvilliéstheater sowie die Reithalle gemietet werden. Die Zahlungen an die beiden Theater fließen in den Staatshaushalt zurück – anders als im Falle der Reithalle. Die 96 Millionen Euro dürften folglich noch nicht das letzte Wort sein.