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Moorwald Nantesbuch: Im Einklang mit der Natur

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Ortstermin in der Arbeitstrasse (v. li.): Elisabeth Wölfl (ZUK), Hans Killer (WBV Wolfratshausen) sowie (v. re.) Sebastian Schlenz (Revierförster), Ragnar Wende (Projektmanager) und Joachim Strobel (Stiftung Nantesbuch).
Ortstermin in der Arbeitstrasse (v. li.): Elisabeth Wölfl (ZUK), Hans Killer (WBV Wolfratshausen) sowie (v. re.) Sebastian Schlenz (Revierförster), Ragnar Wende (Projektmanager) und Joachim Strobel (Stiftung Nantesbuch). © mk

Bad Heilbrunn - Den Moorwald nutzen und ihn gleichzeitig schützen: Wie dieser Spagat gelingen kann, das wurde jetzt bei einem Ortstermin aufgezeigt.

Ein Moor stellt man sich meistens als freie Fläche vor, allenfalls bewachsen mit Büschen und Stauden. Doch es gibt auch Moore, die Wälder tragen. Um den Besitzern solcher Moorwälder aufzuzeigen, wie man diese sensiblen Areale sowohl ökologisch als auch ökonomisch sinnvoll bewirtschaften kann, hatte der Freistaat als Teil der „Initiative Zukunftswald Bayern“ ein Pilotprojekt ausgeschrieben. Umgesetzt wurde dieses Projekt auf einer Fläche, die die Stiftung Nantesbuch zur Verfügung stellte.

Wie schon vor Beginn der Maßnahmen gab es nun auch zum Abschluss eine Ortsbegehung mit dem Projekt-Manager Ragnar Wende und Vertretern von Forstamt, Naturschutz, Stiftung und der Waldbesitzervereinigung Wolfratshausen.

Am Ausgangspunkt der Exkursion erläuterte Amts-Forstbereichsleiter Wolfgang Neuerburg die grundsätzlichen Anforderungen an die Bewirtschaftung auf solch speziellen Standorten. Moore seien wertvolle und artenreiche Lebensräume, die zudem als Speicher von Kohlendioxid zum Klimaschutz beitragen. Moorwälder bestünden oft größtenteils aus Fichten – was mit Blick auf den Klimawandel problematisch sei. „Wo die Fichten nicht natürlich aufgewachsen sind und gleichförmige Bestände vorherrschen, ist die Gefahr des Windwurfs groß.“ Außerdem würden sie „gern vom Borkenkäfer heimgesucht“. Für den Waldbesitzer sei die Fichte aber als „Ertragsbaum“ wichtig.

Um einem Moorwald Stabilität zu geben – das kam beim Gang durch die beiden in 40 Meter Abstand voneinander angelegten Arbeitstrassen deutlich zum Ausdruck – müsse auf die richtige Baumarten-Mischung geachtet werden. Also einen gewissen Mix aus Fichte, Birke und Kiefer, wie Projektleiter Wende und Revierförster Sebastian Schlenz erklärten. Weiteres Vorsorge-Kriterium sei auch eine Mischung bei Alter und Höhe des Bestands. Um diese Bedingungen zu erfüllen, bedarf es aber der beständigen Pflege, Durchforstung und Verjüngung.

Wie lässt sich das auf schwammigem Moorboden bestmöglich bewerkstelligen? Bei dem Pilotprojekt kam ein Seilkran zum Einsatz, den man ansonsten hauptsächlich bei Arbeiten im Bergwald benutzt. Das Seil wurde jeweils durch die zuvor ausgeholzte, insgesamt 250 Meter lange Trasse in etwa acht Metern Höhe zuerst an einem mittigen „Stützmasten“ und am Ende der Trasse an einem „Endmasten“ befestigt. Über diesen Seilzug konnten die zur Entnahme gekennzeichneten Bäume aus dem Wald herausgeholt werden – ohne das bei herkömmlichen Methoden bestehende Risiko des Einsinkens schwerer Maschinen im sumpfigen Boden und ohne Beschädigung von ökologisch wertvoller Bodenoberfläche und umgebendem Bewuchs. Die Reichweite des Seiles, in diesem Fall jeweils 20 Meter nach links oder rechts der Seilbahn, ermöglichte es, flächig auszulichten. „Das ist ein Spiel mit Licht und Schatten“, wie Wende betonte. „Man schafft an der einen Stelle freien Platz, um durch den verstärkten Lichteinfall Birke und Kiefer zu begünstigen. An anderer Stelle lässt man den Bewuchs stehen. Damit fördert man die nötigen unterschiedlichen Strukturen.“

Grundsätzlich müsse man bedenken, dass diese Art der Moorholz-Bringung relativ hohe Kosten verursache, während der wirtschaftliche Ertrag sehr gering sei, stellte WBV-Chef Hans Killer fest. „Denn Moorbäume können sich längst nicht so entwickeln wie Bäume auf anderen Standorten.“ Man sehe diese Methode eben als Kompromiss zur Abwendung eines völligen Ausstiegs aus der Bewirtschaftung und als Option für die Waldeigner, erklärte Wende: „Das ökologische Areal bleibt unversehrt und lässt trotzdem eine Nutzung zu.“

Rosi Bauer

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