Stiftung Nantesbuch wächst und wächst

Bad Heilbrunn - Die Arbeiten auf der Großbaustelle der Stiftung Nantesbuch in Bad Heilbrunn kommen sehr gut voran. Im Mai 2017 soll das Tagungs- und Bildungszentrum eingeweiht werden.
Seit gut einem Jahr wird auf Gut Karpfsee gebaut, und es geht so gut voran wie geplant. Nach der Grundsteinlegung im Juli 2015 und dem Richtfest im November wird nun der Eröffnungstermin 2017 eingehalten werden – allerdings nicht, wie noch bei der Heilbrunner Bürgerversammlung bekannt gegeben, im April, sondern im Mai. „Das hängt aber nicht mit der Baustelle zusammen, sondern hat rein organisatorische Gründe“, erklärt Anke Michaelis, Pressesprecherin der Stiftung Nantesbuch beim Rundgang auf der Baustelle. Dort arbeiten im Durchschnitt täglich 35 Handwerker an derzeit 15 Gewerken, vom Erdbau bis zur Elektrik. „Wir liegen im Zeitplan, alles klappt sehr gut“, sagt Projekt- und Bauleiter Sebastian Streck.
Alle Verantwortlichen betonen, dass es „keine Terminbaustelle“ sei, und dass man Wert auf Gründlichkeit lege, „damit es schön wird“. Seit Kurzem umgibt das „lange Haus“, wie es die Teammitglieder der Stiftung nennen, die schlichte, aber auffallend schöne Fassadenverkleidung aus Holz. Sie umfasst sowohl den landwirtschaftlichen als auch Seminarbereich. Auch die umliegenden Wohnhäuser, die für Hausmeister- beziehungsweise Verwaltungsräume renoviert werden, sind in diesem Stil gestaltet.
Das „lange Haus“ gliedert sich in einen Trakt für die Landwirtschaft und einen Trakt für die Seminare. In der Mitte werden sie durch eine verglaste Eingangshalle miteinander verbunden. Transparent, hell und luftig soll alles wirken, und das wird schon jetzt auf der Baustelle deutlich. Susanne Klatten, der Trägerin der Stiftung, ist es ein Anliegen, dass sich das Gebäude so natürlich wie möglich in die Landschaft einfügt. So wird unter anderem darauf geachtet, dass in der Tenne Fledermäuse, Spatzen, Stare und vielleicht sogar Mauersegler nisten können. „Das unbehandelte Fichtenholz bietet den Fledermäusen Griff“, sagt Joachim Strobl, Leiter des land- und forstwirtschaftlichen Bereichs. Für andere Vögel gibt es Schlitzkästen mit unterteilten Kammern.
Das fertige Tagungshaus werde allerdings „keinen Streichelzoo haben“: Die 13 Auerochsen und neun Exmoor-Ponys werden ganzjährig auf der Weide stehen. Im Stall wird im Winter Platz für Schafe sein, die demnächst angeschafft werden. Zudem könnte man kranke Tiere behandeln. Ansonsten bietet dieser Bereich alles, was es auf einem „normalen“ Bauernhof auch gibt, sprich eine Tenne fürs Heu und viel Platz für Maschinen und Werkzeuge zum Unterhalt der umgebenden Wiesen und Weiden. Von den 320 Hektar Gelände werden 120 Hektar selbst bewirtschaftet, der Rest ist verpachtet.
Während die Holzfassade von Architekt Florian Nagler im landwirtschaftlichen Teil geschlossen und kompakt wird, lässt sie im Seminartrakt viel Licht durch. Das liegt an den großen Glasfenstern, die nach Westen und Osten gehen und auch im Dach angebracht wurden. Die 14 Gästezimmer mit jeweils zwei Betten werden charmant „Mönchszellen“ genannt. „Sie sind angenehm, aber schlicht. Wir bauen hier keine Wellnessanlage“, sagt Pressesprecherin Michaelis. Was auffällt, sind die architektonisch klaren Linien auch im Inneren des Gebäudes. Hier wird in ein paar Wochen viel mit Holz, Filz und anderen natürlichen Materialien gearbeitet.
Vom Essbereich führt eine große, schwebende Treppe in den Seminarbereich im Obergeschoss. Ein großer Raum, zwei kleinere sowie ein Kaminzimmer samt Bibliothek sind hier gerade in Enstehung. Jeder Raum bietet einen sehr schönen Blick ins Grüne. Im Rahmen der Einweihung werde es auch einen Tag der offenen Tür für die Bevölkerung geben, verspricht Michelis. Über die Baukosten möchte sich die Stiftung nicht äußern.
Das Seminarprogramm, das sich generell um Kunst, Natur und Bildung drehen wird, sei „noch im Werden“, sagt Michaelis. In der zweiten Jahreshälfte 2017 werde man aber startklar für die ersten Gäste auf Gut Karpfsee sein. „Ein Schwerpunkt zu Anfang soll die Literatur sein.“