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Werden sie jetzt Weltmeister?

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Auf großen Bühnen stehen, im Ausland, auf Festivals – Die Band Owing to the Rain hat das bereits erlebt. © Owing to the Rain

Der große Traum junger Musiker: Irgendwann mal auf den großen Bühnen spielen, auf Festivals gemeinsam mit den Superstars der Rock- und Popmusik. Die fünf Jungs von Owing to the Rain müssen davon nicht mehr träumen, sie haben es schon erlebt. Das Quintett aus dem Landkreis Dachau hat sich ein anderes Ziel gesetzt: Weltmeister werden.

Die Bandgeschichte der jungen Musiker ist reich so an Ereignissen und Anekdoten, als gäbe es Owing to the Rain schon seit Jahren. Tatsächlich aber wurde die Band erst im Oktober vergangenen Jahres gegründet. Philip Donath, Chrisso Wörmann und Andi Scherm haben in der ein wenig abgewetzten Ledergarnitur in ihrem Übungsraum in Hebertshausen Platz genommen und erzählen:

Philip, Sänger und Keyboarder, kannte den Bassisten Andi und den versierten Schlagzeuger Kilian Kellner schon aus Schulzeiten am Taschner-Gymnasium. Über Facebook machte er sich auf die Suche nach weiteren potenziellen Bandmitgliedern und fand die Gitarristen Christopher Wörmann und Jonas Gewalt. Seither haben die Fünf fast 20 Auftritte gespielt. Das schaffen andere Rock-Bands in zehn Jahren nicht. Und der Stil von Owing to the Rain kam an.

Die Frage, welche Richtung denn nun die Musik sei, lässt sich gar nicht so einfach beantworten. Denn die fünf Musiker kommen aus den verschiedensten Genres, „von Classic-Rock bis Jazz“, sagt Philip Donath. „In unserer Musik gibt es entsprechend fließende Stilgrenzen.“ Und das trifft sich in jedem Song neu“, ergänzt Bassist Andi Scherm. Leadgitarrist Chrisso Wöhrmann beschreibt das kreative Schaffen des Quintetts mit einem Bild: „Jeder bringt seine Farben mit, dann machen wir daraus gemeinsam ein Gemälde.“

Den 18 bis 22 Jahre alten Bandkollegen bakamen bald mehr Aufmerksamkeit, als sie sich erhofft hatten. Und das nicht nur in Musikerkreisen. Über den Zweckverband Kinder- und Jugendarbeit kam ein Kontakt zum Landratsamt zustande. Und schon war Owing to the Rain auf halboffizieller Mission unterwegs: Im Juni war die Band Teil einer Landkreis-Delegation, die ins polnische Oswiecim reiste. Wie Dachau, ist das frühere Auschwitz ein Symbol der Gräueltaten der NS-Diktatur, in beiden Konzentrationslagern litten und starben Tausende. Seit August 2015 verbindet beide Landkreise eine partnerschaftliche Kooperation. Die fünf jungen Musiker nahmen am offiziellen Programm teil, besichtigten die Gedenkstätten Auschwitz und Birkenau. Gleich anschließend mussten sie auf die Bühne, Soundcheck fürs Konzert beim Oswiecim-Rockfestival. Es war nicht leicht, sich mit den frischen Eindrücken von den Gedenkstätten auf die Musik zu konzentrieren. „Aber das war auch die Absicht der Veranstalter, dort, wo so viel Leid gewesen ist, wieder Freude am Leben zu vermitteln“, sagt Chrisso Wörmann.

Von diesem Auftritt werden Chrisso und seine Kollegen noch ihren Enkeln erzählen. Auf dem Marktplatz von Oswiecim eröffneten sie das Festival. „Wir wurden behandelt wie DIE Band aus Deutschland“, erzählt Philip Donath, es gab einen Backstagebereich wie für Superstars, „und unsere ersten Autogramme mussten wir auch schreiben“, so Philip. Und die Krönung: Der Name Owing to the Rain stand auf dem Festival-Plakat – neben den der Rocklegenden Elton John und Queen.

Der nächste große Auftritt steht der Band unmittelbar bevor. Von heute bis Sonntag findet in Rothenburg ob der Tauber das Taubertal-Festival statt. Auch hier steht Owing to the Rain neben großen Namen im Programmheft, die US-Stars von Limp Bizkit treten auf und auch die Fantastischen Vier.

Das Landkreis-Quintett hat sich die Teilnahme über den renommierten Band-Wettbewerb Emergenza im wahrsten Wortsinn erspielt. Hunderte deutsche Bands hat Owing to the Rain hinter sich gelassen, die Dachauer Band hat schon drei Runden des Wettstreits gewonnen, weil sie Fans wie Juroren gleichermaßen überzeugen konnte. In Rothenburg sind nun die letzten 20 Emergenza-Bands am Start – und zwar aus aller Welt. Das Taubertal-Festival ist eine Open-Air-Veranstaltung. Es ist schwer anzunehmen, dass es regnet, wenn Owing to the Rain auf die Bühne geht. Denn es regnet immer, wenn die fünf Jungs spielen oder auch nur proben. So kam Drummer Kilian irgendwann mit Owing to the Rain daher. Chrisso Wörmann: „Das heißt dem Regen geschuldet. Was es genau bedeutet, wissen wir aber selbst nicht.“

Was sie wissen: Sollte es auch an diesem Wochenende klappen, wird die Band von der Emergenza-Verantwortlichen auf eine kleine Europa-Tournee geschickt. Ein Plattenvertrag ist leider nicht zu gewinnen. Aber der dürfte auch so kommen, wenn die Plattenbosse aufmerksam werden, auf die Rock-Weltmeister aus dem Dachauer Land. 

Thomas Leichsenring

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