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Kommentar zu Pfarrer-Rücktritt: Zu lange zugeschaut

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Von: Michael Acker

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Zorneding - In Zorneding ist ein dunkelhäutiger Pfarrer nach rassistischen Anfeindungen zurückgetreten. Doch: Der Aufschrei der Anständigen kommt zu spät. Ein Kommentar.

Warum Zorneding? Wie konnte hier Hass entstehen, der in rassistischen Angriffen und Morddrohungen gegen einen schwarzen Pfarrer gipfelt? Um es klar zu sagen: Die ungenießbare Suppe, die in dieser wohlhabenden Kommune im Osten Münchens zubereitet wurde, wäre auch anderswo übergekocht, hätte man die gleichen Zutaten verwendet und den Topf lange genug auf dem Herd stehen gelassen.

Die Ingredienzen waren zum einen ein rechtspopulistischer Artikel der inzwischen zurückgetretenen CSU-Ortsvorsitzenden im örtlichen Parteiblatt, in dem Angst vor Flüchtlingen geschürt wird. Zum anderen eine wachsweiche Reaktion der CSU-Führung auf Kreisebene, die sich nicht distanzierte, sondern von einem „breiten Meinungsspektrum“ innerhalb der Volkspartei faselte und dann mitansehen musste, wie die Verfasserin in rechtsextremen Internetforen als Heldin gefeiert wurde. Und schließlich das Abtauchen des Bürgermeisters, der erst deutliche Worte zum Gedankengut seiner Parteifreundin fand, als der mediale Druck zu groß geworden war. All diese Zutaten haben den Nährboden bereitet für Hass gegen einen Priester, der zur Zielscheibe wurde, weil er die örtliche CSU kritisierte und christliche Nächstenliebe anmahnte.

Jetzt sind das Entsetzen und die Furcht vor einem „zweiten Clausnitz“ groß. Doch: Der Aufschrei der Anständigen kommt zu spät.

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