1. Startseite
  2. Lokales
  3. Freising

"Ich bin ein Nazi und das sehr gerne, und zwar so"

Erstellt: Aktualisiert:

Kommentare

null

Moosburg - „Ein grundaufrichtiger Mensch“ sei er, „ein sympathischer Kerl“. So beschreiben seine CSU-Parteifreunde Gerhard-Michael Welter. Auf Facebook bietet Welter aber ein anderes Bild von sich selbst: „Ich bin ein Nazi und das sehr gerne, und zwar so: Nicht An Zuwanderung Interessiert.“

Mehr oder minder rassistisch angehauchte Parolen gegen Flüchtlinge und Asylbewerber – Internet und Facebook sind inzwischen voll davon. Fleißig an der Diskussion um Zuwanderungspolitik und Asylbewerber, die nach Deutschland strömen, beteiligt sich auch Gerhard-Michael Welter. Der ist Kassier im CSU-Ortsverband Moosburg, außerdem Schatzmeister bei der CSA (Christlich Soziale Arbeitnehmerunion) Freising und hat 2014 auf der CSU-Liste für den Moosburger Stadtrat kandidiert. Und Welter hat ein eigenes Facebook-Profil: Darauf teilt er nicht nur Beiträge, die das Bild krimineller Flüchtlinge zeigen und den Hass auf Flüchtlinge schüren sollen. Beispiel: das Foto einer alten Frau mit dem Text „Während man Flüchtlingen und Ausländern in Deutschland alles in den Arsch schiebt, müssen Rentner in Deutschland zusehen, wie sie klar kommen. Danke Frau Merkel“.

Welter kommentiert aber auch selbst. Zum Video eines gewissen Thorsten Heise, auf dem angeblich „Ausländer ein deutsches Kind verprügeln“, schreibt Welter: „Dieser Abschaum der Multikultigesellschaft gehört sofort ausgewiesen, samt seinen Eltern!“ Alle, die nicht auf seiner Linie liegen, beschimpft Welter als „dumme Beifallklatscher“, als Menschen, die in der Schule nur Singen und Klatschen gelernt hätten. Die deutlich fremdenfeindliche Seite von „Wir sind das Pack“ gefällt ihm besonders, er spricht von „verbrecherischen Muselmännern“. Die Bundeskanzlerin ist für ihn nur „Murksel Merkel“, die Grünen bezeichnet er als „Terrorpartei“.

Seine Umtriebe auf Facebook haben nun dazu geführt, dass die Moosburger Gruppe der „erdlinge“, die sich für Flüchtlinge einsetzen und stark machen, auf ihn aufmerksam wurden. Sie haben eine Auswahl seiner Äußerungen auf ihrer eigenen Facebook-Seite veröffentlicht. Und wie kommentiert Welter das? Die erdlinge seien „feige“, „eine linke beifallklatschende Bande“ mit einem „Niveau, das weit unter dem Grundwasser zu finden ist“. Außerdem seien „diese Leute dermaßen hohl in der Birne, dass sie unbedingt eine Hohlraumversiegelung brauchen“. Wer in den Augen der erdlinge „nicht links-rot-grün und hohl in der Birne ist“, sei ein Nazi, behauptet der CSU-Mann weiter. Und dann der Satz: „Ich bin ein Nazi und das sehr gerne, und zwar so: Nicht An Zuwanderung Interessiert.“

Welter selbst sieht das alles nicht so eng: Mit den erdlingen rede er ja nicht mehr, die entlocken ihm nur noch ein müdes Lachen, sagt er im Telefonat mit dem FT. Er habe nichts gegen Ausländer, aber sehr wohl gegen „unregistrierten und unkontrollierten“ Zuzug. „Nazi“ als von ihm gebrauchte Abkürzung von „Nicht An Zuwanderung Interessiert“ sei in Ordnung. Weitere Fragen (zum Beispiel nach dem Ausdruck „Terrorpartei“) beantwortet Welter nicht und legt einfach auf.

Bei der CSU gibt man sich, mit dem Auftreten Welters konfrontiert, ebenfalls gelassen: Kreisvorsitzender Florian Herrmann wollte nicht gleich mit der „Brutalokeule“ kommen. Sätze wie „Ich bin ein Nazi und das sehr gerne“, die „gehen natürlich gar nicht“. Da müsse man mit Welter drüber reden – vorzugsweise und in erster Linie im Moosburger Ortsverband. Und auch „dumpfe Parolen“, so Herrmann, seien selbstverständlich nicht akzeptabel. Möglicherweise werde Welter seine Posts auf Facebook sowie manche Beiträge und Kommentare ja auch wieder löschen. Ihm, so Herrmann, sei Welter bisher „nicht negativ aufgefallen“, Welter sei ein „sympathischer Kerl und zurückhaltender Typ“.

Und auch der Moosburger CSU-Ortsvorsitzende Florian Bichlmeier, nach eigener Aussage ein „bekennender Nicht-Facebook-Nutzer“, stuft die Aktivitäten seines Kassiers nicht als so gravierend ein. Er lege seine „Hand dafür ins Feuer“, dass Welter kein Nazi sei. Im Gegenteil: Welter sei ein „sozial wahnsinnig engagierter Mensch“, der sehr viel für die Integration tue. Darauf hatte auch Welter selbst gegenüber dem FT hingewiesen: Er lasse Ausländer bei sich wohnen, kümmere sich um Deutschunterricht für sie und „weise sie auf den rechten Weg“.

Bichlmeier betont freilich, die Äußerungen Welters, sollten sie so wirklich auf Facebook stehen, seien nicht die Position der Moosburger CSU. Aber in Deutschland gebe es eben Meinungsfreiheit. Und deshalb könne Welter, solange seine Äußerungen „auf dem Boden der Verfassung stehen“, seine persönlichen Ansichten auch kundtun. „Ich werde einen Teufel tun, es ihm zu verbieten“, betont Bichlmeier. Und er ergänzt: „Ich bin ja nicht sein Kindermädchen.“ Ob es ein Gespräch mit Welter geben werde, könne er noch nicht sagen.

Auch interessant

Kommentare

Liebe Leserinnen und Leser,
wir bitten um Verständnis, dass es im Unterschied zu vielen anderen Artikeln auf unserem Portal unter diesem Artikel keine Kommentarfunktion gibt. Bei einzelnen Themen behält sich die Redaktion vor, die Kommentarmöglichkeiten einzuschränken.
Die Redaktion