Ein Spaziergang durch Brucks NS-Geschichte

Was ist während der Zeit des Nationalsozialismus in Fürstenfeldbruck wo passiert? Diese Frage beantwortet eine junge Bruckerin in ihrem Audiowalk – einer kostenlosen, digitalen Stadtführung.
Fürstenfeldbruck – Zu Fuß die Geschichte Fürstenfeldbrucks zur NS-Zeit erfahren und das ganz individuell, ob jung oder alt, wann und wo man will: Das macht die 27-jährige Mareike Freysoldt mit ihrem Audiowalk möglich, einem historischen Rundweg quer durch die Stadt. Die Fürstenfeldbruckerin hat sich mit den Geschehnissen zwischen 1933 und 1945 beschäftigt, hat über Zeitzeugen recherchiert und die Ergebnisse vertont.
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„Während des Studiums habe ich mich mehr und mehr für die NS-Zeit in Fürstenfeldbruck interessiert“, sagt die Philosophie-Studentin. „Es gibt viele Geschichten aus dieser Zeit, die es wert sind, sie zu erzählen.“ Für junge Leute seien sie aber nicht so zugänglich, sagt Mareike Freysoldt. „Das wollte ich ändern.“ Parallel zu ihrer Masterarbeit über interdisziplinäre Antisemitismus-Forschung startete die gebürtige Bruckerin im Jahr 2019 das Projekt. Finanziert wurde es von der Bürgerstiftung für den Landkreis Fürstenfeldbruck.

Im Vorfeld befragte sie Fürstenfeldbrucker nach ihrem Wissensstand über die NS-Zeit in der Stadt. Außerdem fragte die Studentin ab, welches Format für geschichtliche Themen am beliebtesten wäre. „Einige konnten sich eine Stadtführung zu dem Thema vorstellen. Die meisten stimmten aber für ein digitales Format ab.“ Also entschied sich Mareike Freysoldt zu einem Mix – einer digitalen Stadtführung.
Auf dem Rundweg
Um an dem historischen Rundweg teilzunehmen benötigen Interessierte zunächst einmal die App „DigiWalk“ – ein digitaler Guide für Führungen. Um die Führung „Hier. Fürstenfeldbruck 1933 – 1945“ zu hören, muss ein QR-Code mit dem Smartphone eingescannt werden. Dieser findet sich auf den Flyern, die zum Beispiel in der Aumühle, im Museum und bei der Bürgerstiftung ausliegen. „Alternativ kann man aber auch den Titel des Audiowalks in die App eingeben“, sagt die 27-Jährige.
Dann kann es losgehen. Zu insgesamt 16 Stationen hat Mareike Freysoldt recherchiert, sie vertont und chronologisch angeordnet. Der Start, Station 1, ist in der Hauptstraße kurz vor dem Rathaus. „Fürstenfeldbruck Anfang 1933. Wie kann man sich den Ort und das Leben hier kurz vor der Machtübernahme der NSDAP vorstellen?“, fragt eine Stimme aus dem Audioguide. Sie gehört zu Mareike Freysoldt, die zusammen mit einem Freund aus Fürstenfeldbruck die Aufnahmen spricht. Vier weitere Erzählstimmen im Audiowalk, darunter ihre Mutter, tragen O-Töne verschiedener Zeitzeugen und ihre Schicksale während der NS-Zeit vor.
Reihenfolge nicht zwingend
Der Rundweg und die 16 Stationen ziehen sich von der Polizeischule – Station „Polizeioffizierschule“ – im Süden bis zum Amtsgericht unter dem Titel „Spruchkammerverfahren“ im Norden. Die westlichste Station Nummer 9 ist das „Stadterhebungsdenkmal“, am östlichsten Routenpunkt liegt Station 5 mit der Tagblatt-Redaktion und dem Titel „Pass auf sonst kommst nach Dachau“. „Der damalige Tagblatt-Chefredakteur war der bvp nah und musste ins Konzentrationslager nach Dachau“, erzählt Mareike Freysoldt aus ihren Recherchen.
Wer die Geschichte erfahren möchte, muss nicht zwingend die Reihenfolge beachten, sagt die 27-Jährige. „Die Stationen kann man frei wählen, je nachdem, wo man sich gerade in der Stadt befindet.“ Sinnvoll sei natürlich den ganzen Audiowalk auf einmal zu gehen, vom Start bis zur letzten Station, die ebenfalls in der Hauptstraße liegt. „Insgesamt sind es 90 Minuten Hörmaterial“, sagt die Philosophie-Studentin. Für die digitale Stadtführung sollte man rund zwei Stunden einplanen.
Weitere Informationen
zu dem Audiowalk und dem Projekt stehen auch auf der Internetseite www.ns-in-ffb.de.
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