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Zwei verschwundene Frauen und eine Leiche

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Hannelore Braun (l.) verschwand 1972 im Alter von 32 Jahren. Erna Faltermeier wurde zwei Jahre nach ihrem Verschwinden ermordet aufgefunden. © MM/Archiv

Buchenhain - Es ist ein Knochen, der aus dem Erdreich ragt, den der Landstreicher Johann D. (44) am 27. Juli 1977 in den Isarauen bei Buchenhain entdeckt. Seine Vorahnung soll zur schlimmen Gewissheit werden: Es handelt sich um ein menschliches Skelett. Hier liegt die verscharrte Leiche der seit zwei Jahren verschwundenen Erna Faltermeier.

An verschiedenen Stellen hatte Johann D. in den vergangenen Tagen in den Isarauen sein Nachtlager aufgeschlagen. Am 27. Juli 1977 will er in einer Fichtenschonung bei Buchenhain übernachten. Ein Knochen im Erdreich erregt seine Aufmerksamkeit. Als er sich den Knochen genauer ansieht, hat er den schlimmen Verdacht, dass es ein menschlicher Knochen sein könnte. Sofort begibt er sich zur Polizei in Grünwald. Er führt die Polizisten zur Fundstelle.

Tatsächlich legt die Spurensicherung wenig später ein menschliches Skelett frei. Die Leiche ist in eine Plastikfolie eingewickelt. Kleiderreste deuten daraufhin, dass es sich um eine Frau handelt. Fast einen halben Meter tief war das Opfer vergraben. Darüber lagen Fichtenzweige, Steine, verrostete Blechteile und eine Stahlplatte. Daneben wurden Schalbretter und Bauklammern gefunden, die auf eine provisorische Unterkunft hindeuteten, die sich hier einmal befunden haben muss. Bei der Vernehmung des Obdachlosen Johann D. verwickelt sich der 44-Jährige in Widersprüche. Er wird als Tatverdächtiger festgenommen. Doch der Verdacht gegen ihn erhärtet sich nicht. Er kann als Täter ausgeschlossen werden und kommt auf freien Fuß.

Bei der Obduktion der Leiche stellt sich heraus, dass die Tote zwischen 40 und 50 Jahre alt und etwa 1,60 Meter groß war. Die Todesursache können die Rechtsmediziner nicht mehr feststellen. Allein anhand der Auffindesituation besteht für die Ermittler aber kein Zweifel: Die Frau ist einem Verbrechen zum Opfer gefallen. Die Kripo in München geht sämtliche Vermisstenfälle durch. Dabei stoßen sie auf die seit 1972 verschwundene 32-jährige Hannelore Braun. Braun wurde am 10. Oktober kurz vor Mitternacht zum letzten Mal vor einem Lokal an der Säulingstraße gesehen. Dort stieg sie in einen hellblauen VW Käfer. Dann verliert sich ihre Spur – bis heute. Denn schnell stellt sich heraus, dass es sich bei dem Opfer ganz klar nicht um die vermisste Braun handeln kann.

Ein weiterer Vermisstenfall kommt ins Spiel: Erna Faltermeier, die seit November 1975 verschwunden ist. Über Faltermeiers Arbeitgeber, den Münchner Verkehrsverbund, und ihre Krankenkasse, kann die Polizei den Zahnarzt der Frau ermitteln. Und dieser bestätigt wenig später anhand des Zahnstatus, dass die Tote tatsächlich die 49-jährige Erna Faltermeier ist. Faltermeier war erst 1974 von Augsburg nach München gezogen, um hier als Schaffnerin zu arbeiten. In Aichach hatte sie gemeinsam mit ihrer Schwester ein Haus gebaut. Unter der Woche wohnt sie in einem Bundesbahn-Wohnheim an der Landwehrstraße. Sie gilt als kontaktarm und verschlossen. Nach der Arbeit ist die 49-Jährige außerdem als Zugehfrau in einem Haus in Grünwald beschäftigt. Wo genau konnte allerdings nie ermittelt werden. Zum letzten Mal lebend gesehen wird Erna Faltermeier am 31. Oktober 1975, als sie am Vormittag das Wohnheim verlässt. Sie trägt einen dunkelblauen Mantel, einen blauen Rock und eine beige Bluse. Polizei und Staatsanwaltschaft loben eine Belohnung von 3000 Mark aus für Hinweise, die zum Täter führen. Doch nachdem sich weder aus der Bevölkerung noch anhand der eigenen Ermittlungen keine heiße Spur ergibt, muss der Fall zu den Akten gelegt werden.

Zur Serie 

Seit 1960 gibt es im Landkreis 18 Mordfälle, die bis heute nicht geklärt werden konnten. Der Münchner Merkur blickt in einer Serie noch einmal auf die spektakulärsten Fälle zurück. Nach wie vor nimmt die Mordkommission München Hinweise unter Tel. 089/63 00 70 entgegen.

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