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Polizei warnt vor Cannabis-Legalisierung

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Kiffen soll erlaubt werden, zumindest wenn es nach dem Willen einiger Politiker geht. © dpa

München - Immer mehr Politiker wollen Hanf salonfähig machen. Der Chef des Münchner Rauschgift-Dezernats warnt jedoch vor einer Legalisierung von Cannabis. Auch Suchthilfe-Einrichtungen mahnen, nicht leichtfertig ein falsches Signal zu setzen.

Im Zeitraffer wächst das Pflänzchen heran. Satt grün ist es, und es macht reich. Das zumindest verspricht die TV-Werbung, die derzeit in Kalifornien zu sehen ist. „Cannabis trifft Kapitalismus, investiere jetzt“, sagt eine Kostüm tragende Karrierefrau in die Kamera. Seit der Konsum von Cannabis in immer mehr US-Bundesstaaten auch zu Vergnügungszwecken erlaubt ist, herrscht Goldgräberstimmung. Im Silicon Valley arbeiten Entwickler an Marihuana-Liquids für E-Zigaretten und Cannabis-Trüffeln für die anspruchsvolle Konsumentin. Die Droge ist das nächste große Ding.

Auch deutsche Politiker wittern Profit – und wollen Cannabis erlauben. Der wirtschaftspolitische Sprecher der Grünen, Dieter Janecek, rechnet mit Einnahmen von 300 Millionen Euro durch eine Besteuerung. Bereits zu Jahresbeginn legten die Grünen einen Gesetzesentwurf vor, der den Konsum von Cannabis ab 18 Jahren erlaubt. Inzwischen hat die Partei sogar in der CDU Verbündete gefunden. Auch die FDP sprach sich jüngst für eine Legalisierung aus.

 Hubert Halemba, Chef des Münchner Rauschgift-Dezernats, sieht diese Bestrebungen kritisch. „Die Politiker sehen nur den monetären Aspekt. Der medizinische Aspekt, insbesondere die Folgen für Jugendliche, werden ausgeblendet“, sagt er. Es sei erwiesen, dass der Konsum von Cannabis im Jugendalter schwere Hirnschäden verursache. „Früher hat man gesagt, da hat sich einer blöd geraucht.“ Die derzeit diskutierten Jugend- und Gesundheitsschutzmaßnahmen seien nicht praktikabel. „Selbst wenn es eine Altersbeschränkung ab 21 Jahren gibt, die lässt sich nur schwer durchsetzen“, sagt Halemba. Er fürchtet, die Auflagen würden einfach umgangen, indem zum Beispiel ein 21-Jähriger für seinen 17-jährigen Kumpel Cannabis kauft.

Auch das Argument von Grünen-Politikern, die Qualität der Droge steige durch eine Legalisierung, lässt er nicht gelten. „Es gibt kein dreckiges Haschisch, wir haben kein Qualitätsproblem.“ Gefährlich hingegen sei der hohe THC-Gehalt. Habe die Droge in den 60er-Jahren einen TCH-Gehalt von maximal drei Prozent gehabt, erreichten einige Dolden heute Spitzenwerte von bis 51 Prozent. „Das ist lebensbedrohlich“, sagt er.

Halemba meint, Cannabis sei nicht dasselbe wie Alkohohl. „Drogen haben den alleinigen Zweck, sich wegzuschießen.“ Alkohol dagegen werde zu gesellschaftlichen Anlässen auch zum Genuss getrunken.

Diesen Unterschied machen Suchthilfe-Experten nicht. „Alkohol ist ein riesiges gesellschaftliches Problem“, sagt Christoph Teich vom Beratungs- und Therapiezentrums Tal 19. Seiner Meinung nach besteht durch die Legalisierung von Cannabis die Gefahr, dass ein weiteres gesellschaftliches Problem dazukommt. Dennoch befürwortet er eine Legalisierung unter bestimmten Bedingungen: „Weil dadurch die Kriminalisierung der Konsumenten wegfallen würde.“ Wichtig sei aber zu signalisieren, dass der Konsum von Cannabis nicht normal sei. „Das hat man beim Rauchen durch das Rauchverbot geschafft, weil es einen Imagewechsel zur Folge hatte.“ Seither würde nur noch jeder zehnte Jugendliche rauchen und nicht mehr jeder dritte. „Der fröstelnde Raucher draußen vor der Kneipe oder im Glaskasten am Flughafen ist nicht der coole Marlboro-Mann.“ Derartige Signale müssten im Fall einer Legalisierung unbedingt gesendet werden, um Jugendliche vom Konsum abzuhalten. „Das Image ist entscheidend.“

Jörg Gerstenberg vom Verein Prop, der in München die Drogensoforthilfe L43 unterhält, meint, die Legalisierung von Cannabis entkriminalisiere die Konsumenten. In manchen Fällen erleichtere das die therapeutische Arbeit, weil Polizei und Staatsanwaltschaft nicht ins Spiel kommen. J

osef Strobach von Condrobs will keine Legalisierung,sondern eine Regulierung des Marktes: „Die Bundesländer sollten sich auf bundesweit einheitliche Mengen verständigen“. Derzeit wird der Besitz von Cannabis in einigen Bundesländern erst ab zehn Gramm strafrechtlich verfolgt, in anderen schon ab einem Gramm. Unter Regulierung versteht Strobach auch eine Besteuerung von Cannabis: „Die Steuereinnahmen kann man nutzen, indem man sie an die Suchthilfe weitergibt.“ Er gibt aber zu bedenken: „Auch bei einer Legalisierung: Cannabis bleibt eine Droge. Genau wie Alkohol und Tabak.“

Bettina Stuhlweißenburg

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