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"Tom Cruise ist ein netter Kerl!"

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Film ab: Bei Dreharbeiten im Harz für den Kinofilm „Monuments Men“; im Bild mit unbekannten Schauspielern.
Ein Mann und seine Maschinen: Patrick Stoll zeigt in Großhartpenning sein Motorrad, eine Zündapp KS 750, einen Kübelwagen (l.) und einen Jeep. Seine Fahrzeuge haben in Kino-Filmen wie "Monuments Men" als Requisiten gedinet.

Holzkirchen - Patrick Stoll hat schon mit Schauspielern wie Tom Cruise auf dem Set gestanden. Denn: Seine militärischen Oldtimer fahren in Kino-Produktionen vor.

Patrick Stoll aus Hartpenning hat Tom Cruise aus Hollywood so einiges beigebracht. Grüßen, rechts um, links um, stillgestanden. Und der Schauspieler hat sich geschickt dabei angestellt. „Er hat eine gute Körperbeherrschung“, erzählt Stoll, 46. Er lehnt lässig in einem Blaumann an einem Bundeswehrkübelwagen, der auf einer Wiese mitten in Großhartpenning parkt, die Vögel flöten. „Cruise ist ein netter Kerl; gar nicht arrogant.“

Daher ließ sich der Filmstar auch brav von Stoll zeigen, wie sich ein deutscher Soldat verhält; für den Film „Operation Walküre - Das Stauffenberg-Attentat“. Cruise spielt darin Claus Schenk Graf von Stauffenberg, der das misslungene Attentat auf Adolf Hitler verübte. Rein äußerlich kein Problem: „Er sieht ihm ähnlich“, meint Stoll. Das Gesicht, die Figur. Nur ist Cruise ungefähr zehn Zentimeter kleiner als das Original.

Bei der Arbeit: In der Werkstatt richten Stoll und sein Team auch Zivilfahrzeuge her.
Film ab: Bei Dreharbeiten im Harz für den Kinofilm "Monuments Men", im Bild mit unbekannten Schauspielern.

Stoll, der seit Sommer 2013 in Holzkirchen lebt, kann solche Anekdoten erzählen, weil er für eine paar Filme Schauspieler trainiert hat. Doch auch seine historischen Militärfahrzeuge sind bei Hollywood und Co. gefragt. An diesen bastelt der Oldtimer-Restaurator in seiner Werkstatt in Großhartpenning.

Auch ein paar Willys-Jeeps von der US-Army hat er hergerichtet. Mit diesen braust George Clooney in dem neuen Kino-Streifen „Monuments Men“ herum. Darin geht es um Kunsthistoriker und Kuratoren, die sich auf die Suche nach von den Nazis verschleppten Kunstschätzen machen. Getroffen hat Stoll Clooney aber nur einmal am Set. Das war's.

Es knattert, und Stoll gleitet mit einer Zündapp KS 750 aus den 40er Jahren auf die Wiese vor seiner Werkstatt. Ein heute nicht mehr salonfähiges Modell, das einst für die Wehrmacht hergestellt wurde. Sofort eilen Nachbarn herbei, schleichen um die Maschine. Stoll will sich nicht als „Kriegsverherrlicher oder Ewiggestriger“ in die Ecke stellen lassen. Er sei nicht so drauf, betont er.

Stoll sieht das eher historisch - und technisch. Er streift Staub von der Zündapp weg: „Det Ding zieht einen Lkw weg“, sagt er. Das Motorrad sei „geländegängig“ und weltweit das erste Fahrzeug mit hydraulischer Motorrad-Bremse. Seine Stücke sind eine Rarität - und für historische Filme unentbehrlich. Die Sache mit Cruise und Clooney habe sich über einen Bekannten ergeben.

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Bei der Arbeit: In der Werkstatt richten Stoll und sein Team auch Zivilfahrzeuge her.

Stolls Faszination für militärische Oldtimer wurzelt in seiner Biografie. Seine beiden Großväter schwärmten von ihren Motorrädern. Diese waren für sie ein Stück Trost in schweren Zeiten; im Krieg. Der Opa Viktor hatte zwar keinen Führerschein, fuhr aber trotzdem mit einer Zündapp 800er an die Ostfront. Damals nahm man das nicht so genau. Der Opa Fritz ritt eine BMW R11.

Stoll wuchs im Saarland auf, wo Bundeswehr und speziell ein Fallschirmjägerbataillon sehr präsent waren. „Dort ist auch die Akzeptanz in der Bevölkerung für alles Militärische größer“, sagt er und verschränkt die Arme vor der Brust; seine Art zu Reden ist recht nüchtern, da schimmert er wieder durch, der Soldat Stoll. Steuert er heute mit seinem Willys Jeep durch Holzkirchen, schauen manche Leute schon schräg. Mit 19 kaufte er sich seinen ersten Bundeswehrkübelwagen. In dem Alter verpflichtete er sich bei der Bundeswehr, zwölf Jahre blieb er Soldat. War Fallschirmjäger, Zugführer, Kompanietruppführer. Auch zum Karosseriebauer ließ er sich umschulen, später zum Oldtimer-Restaurator.

„Aber ich mache auch Zivilfahrzeuge“, sagt Stoll und stößt die Tür zu seiner Werkstatt auf. Ein Hammer scheppert, ein Mitarbeiter richtet einen Glas V8 her. Doch rundherum hängen Bilder mit militärischen Motiven. Klar.

Weil er das mit dem Soldaten-Sein so gut kann, wird Stoll manchmal als Statist für Filme gecastet. Für den in der ARD-Reihe 2011 ausgestrahlten Film „Heimatfront“ drillte er Komparsen, und taucht selbst als Kompaniefeldwebel vor der Kamera auf.

Die nächsten Aufträge stecken schon in der Pipeline. Stoll möchte nicht zu viel verraten. Nur eines: Er soll Hitlers dreiachsigen Mercedes G4 nachbauen. Die Verhandlungen laufen. Noch ist die Mission geheim.

Von Marlene Kadach

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