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Die Landschaft soll aufblühen für Bienen & Co.

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Naschen am Frühling: Eine Biene holt sich Pollen an einer Sternhyazinthe. © picture alliance / dpa

Warngau – Das Oberland soll wieder zur naturnah blühenden Landschaft werden – mit bunten Wiesen als Nahrung und Lebensraum für Insekten. Daran arbeitet der Arbeitskreis Blühflächen der Öko-Modellregion. Eine tragende Rolle sollen dabei auch die Kommunen spielen.

Insekten kommt eine Schlüsselrolle in der Natur zu. Sie sorgen dafür, dass aus Blüten Früchte entstehen und dienen selbst als Nahrungsquelle für Vögel und Kleingetier. Doch wenn Löwenzahn, Obstbäume und Linden verblüht sind, beginnt für Bienen, Hummeln, Schmetterlinge & Co. die Fastenzeit. Denn die hochgezüchtete Blütenpracht für Garten und Balkon liefert kaum Pollen und Nektar. Und landwirtschaftlich genutzte Wiesen, getrimmt auf hohen Grasertrag, bieten Insekten auch nicht viel Nahrung, geschweige denn Unterschlupf. Der Arbeitskreis (AK) Blühflächen der Ökomodellregion will das ändern: Das Miesbacher Oberland soll wieder eine naturnah blühende Landschaft werden – ein Paradies für Insekten. In Warngau hat das Projekt mit Bürgermeister Klaus Thurnhuber und AK-Sprecher Henning Fromm, der selbst Biologe und Imker ist, zwei Fürsprecher. 

Ideen und Ansätze für mehr Blühflächen gibt es viele. Aber es braucht einen langen Atem und ausgetüftelte Konzepte, die der AK gerade entwickelt. „Man kann einem Landwirt ja schlecht einfach sagen: So, jetzt düngst du bitte nicht mehr und mähst seltener“, sagt Fromm. Schließlich bildet der Grasertrag eine Existenzgrundlage für die Milchbauern. Und noch gibt es zum Beispiel keinen attraktiven Absatzmarkt für Kräutermilch. „Wenn man das wirtschaftlich so hinkriegt, wäre das die Rettung“, sagt Fromm, „aber so weit sind wir noch nicht.“

Doch die Kommunen könnten schon viel tun, findet Thurnhuber. Und sie könnten dabei vielleicht mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen. Sie könnten Straßensäume, Kreisverkehre und Rasenflächen umgestalten. Ganz neu ist die Idee nicht, ähnliche Initiativen gibt es längst. Aber der Bürgermeister will versuchen, die Sache auf eine andere Ebene zu hieven, erklärte er im Gemeinderat, als Koordinatorin Marika Kinshofer dort über die Ökomodellregion berichtete: Der Staat soll naturnah gestaltetes öffentliches Grün als Öko-Ausgleichsflächen anerkennen. 

Mit dem bayerischen Landwirtschaftsminister Helmut Brunner hat Thurnhuber dafür schon den ersten Kontakt hergestellt. Bei der Messe BioFach, die eine Delegation der Ökomodellregion Miesbacher Oberland besuchte, sprach er den Minister an. Der habe ihm zugesagt, sich darüber mit dem Umweltministerium abzustimmen. 

Der konkrete Nutzen für Kommunen, meint Thurnhuber, wäre ein Ansporn. „Dadurch verändert sich auch das Dorfbild“, sagt er. „Die Ökoflächen lägen mitten im Ort, wo die Schulkinder vorbeigehen und die Leute wahrnehmen, dass eine Veränderung stattfindet.“ Und die Kommunen würden dadurch mit Landwirten weniger in Konkurrenz um Flächen treten. 

Mit Schautafeln an den Blühflächen könnte man erklären, weshalb es dort auch mal „unordentlich“ aussehen darf und Verblühtes nicht sofort entfernt wird: weil es als Lebensraum und Nistmöglichkeit für Insekten dient. Konflikten wie bei einem Fall in Schliersee vor zwei Jahren, als der Versuch einer naturnah gestalteten Verkehrsinsel ohne Zuchtblütenpracht Unmut von touristischen Gastgebern erntete, könnte so der Nährboden entzogen werden. „Und es muss ja auch nicht auf jeder Fläche sein“, meint Thurnhuber. 

Fromm glaubt, dass mehr naturnahe Blühflächen dem Tourismus durchaus dienlich sein könnten. Nur: „Es dauert, bis eine schöne Blumenwiese entsteht.“ Da ist einige Jahre Geduld gefragt – und auch noch einiges an Vorarbeit, die der AK mit Vertretern von Imkervereinen, Natur- und Vogelschützern, Landwirten und Gartenbauern noch leisten will. Denn es gibt zwar viele Tipps und auch spezielle Saatmischungen im Handel. „Aber das funktioniert für hier nicht, weil es eben zum Beispiel für Nordbayern gemacht wurde und wir hier andere Bedingungen haben“, erklärt der Warngauer. „In diesen Mischungen sind Pflanzen drin, die bei uns auch nicht heimisch sind.“ Die hiesigen Insektenarten sind darauf jedoch angewiesen; Fauna und Flora haben sich über Jahrzehntausende aneinander angepasst.

Der Weg zum naturnah blühenden Miesbacher Oberland ist noch weit. Aber die Vorzeichen stehen gut, meint Fromm: „Ein Bewusstsein dafür ist schon vorhanden.

Von Katrin Hager

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