Turnhallen-Neubau: Sportler gehen in die Offensive

Neuhaus - Turnhallen-Schlagabtausch – die Zweite. Meldeten sich bei der Bürgerversammlung vor allem die Kritiker des geplanten Neubaus an der Neuhauser Schule zu Wort, waren jetzt die Sportler dran.
Eisiger Gegenwind blies Schliersees Bürgermeister Franz Schnitzenbaumer bei der Bürgerversammlung Ende November ins Gesicht. Mit Begriffen wie „Riesenhalle“ oder „kleine Allianz-Arena“ machten die Anwohner ihrem Ärger über den geplanten Sporthallenneubau an der Grundschule in Neuhaus Luft (wir berichteten). An ihrem Kurs hielt die Gemeinde daraufhin unverändert fest, gänzlich wirkungslos verpuffte die Kritik jedoch nicht. So hatte Schnitzenbaumer Gegner und Befürworter des Turnhallenprojekts jetzt zu einer eigenen Informationsveranstaltung ins Neuhauser Pfarrheim eingeladen. Wohlwissend, „dass sich keine Seite umstimmen lassen wird“, so Schnitzenbaumer. Dennoch sei es wichtig, im Dialog gegenseitiges Verständnis zu schaffen. So waren vor allem die zahlreich erschienenen Vertreter der Sportvereine bemüht, den Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen.
Die Fakten, die der Bürgermeister in seiner Präsentation an die Wand projizierte, sind bekannt. Wie berichtet, will die Gemeinde am westlichen Rand des Schulgeländes eine Zweifachturnhalle mit 20 mal 40 Meter großem Spielfeld errichten. Für die Schüler, aber auch für die Sportler der Schlierseer Vereine. Auch eine Galerie für bis zu 120 Zuschauer ist geplant. Große Turniere, wie sie die Gegner einer Breitensporthalle befürchten, würden aber die Ausnahme bleiben, versicherte Schnitzenbaumer. „Die werden weiterhin in den Landkreishallen stattfinden.“ Selbst die immissionsrechtlich möglichen 18 Großveranstaltungen pro Jahr werde man nicht ausschöpfen.
Die brauche es auch gar nicht, erklärte die Leiterin der Sparte Turnen im TSV Schliersee, Sylvia Grundbacher. „Wir wollen hier Kinder trainieren und betreuen“, sagte sie. Der Leistungssport bleibe weiterhin in Hausham und Miesbach, wo auch die entsprechenden Geräte vorhanden seien. „Wie sieht es denn mit Zuschauern aus?“, wollte einer der Gegner wissen. Die kämen eigentlich nur bei den Gaumeisterschaften, so Grundbacher, und dafür sei die geplante Galerie eh zu klein. Im normalen Trainingsbetrieb würden nicht mehr als zehn Autos vor der Halle parken, ergänzte eine Mutter. „Viele Eltern bilden Fahrgemeinschaften.“
Auch TSV-Vorsitzender Stefan Führer gab Entwarnung. Selbst bei den Handballern kämen im Schnitt nicht mehr als 20 Zuschauer. „Und Punktspiele haben wir nicht jedes Wochenende.“ Unter der Woche ist die Halle laut Sportlehrerin Doreen Kober ohnehin von 8 bis 15.30 Uhr den Schülern vorbehalten. Allerdings habe sie das Gefühl, dass sich manche Anwohner auch jetzt schon von den Kindern gestört fühlen. „Es gibt immer mal wieder Beschwerden“, sagte sie.
Das wies Alexander Jecht, der Normenkontrollklage gegen den Bebauungsplan eingereicht und mehr als 130 Unterschriften gegen das Vorhaben gesammelt hat, vehement zurück. Ihm gehe es vielmehr um die in seinen Augen nach wie vor ungeklärte Verkehrs- und Parksituation an Waldschmidt-, Rauheck- und Rauhkopfstraße. „26 Stellplätze reichen bei einem Turnier nicht aus“, sagte er. Auch das von Schnitzenbaumer zitierte Gutachten, wonach „die prognostizierten maximalen Tagesverkehrsbelastungen weit unter den zulässigen Stundenwerten für Wohnstraßen liegen“, zweifelte er an. So habe er beobachtet, wie diese Werte ermittelt wurden. „Da hat sich jemand an einem Freitag in den Ferien auf einen Klappstuhl gesetzt und Autos gezählt.“ Nicht zu vergessen die erhebliche finanzielle Belastung für die Gemeinde. Mit Zinsen – auch für die Zwischenfinanzierung der Zuschüsse – würde die Halle am Ende nicht die von der Verwaltung errechneten 5,7 Millionen, sondern satte sieben Millionen Euro kosten.
„Unseriös“, konterte Schnitzenbaumer. Beim derzeitigen Zinsniveau sei die Rechnung der Gemeinde absolut realistisch. Hermann Leitner wurde noch deutlicher. „Es ist ein Trauerspiel, dass ein paar wenige Gegner einer Masse an Sportlern solche Probleme bereiten“, schimpfte er. Am Ende sollte aber auch einer jener Kritiker noch Applaus ernten. „Mir ist es einfach wichtig, dass alles nach Recht und Ordnung geht“, sagte Friedrich-Wilhelm Lehmann. Nichts anderes, so der Bürgermeister, habe die Gemeinde vor.
Gerichtstermin am 15. März
Bei der Informationsveranstaltung zur Sporthalle Neuhaus hat Bürgermeister Franz Schnitzenbaumer auch den weiteren Zeitplan vorgestellt. Während der Bauantrag bereits beim Landratsamt liegt, wird der Gemeinderat bei seiner Sitzung am 23. Februar über den überarbeiteten Bebauungsplan abstimmen und wohl den Satzungsbeschluss fällen. „Wir haben im Zuge der öffentlichen Auslegung erwartungsgemäß viele Stellungnahmen erhalten“, schickte Schnitzenbaumer voraus. Bleibt noch die Frage, ob es sich um ein allgemeines oder um ein reines Wohngebiet handelt. Davon wiederum hängen die Vorschriften für den Lärmschutz ab. Wie berichtet, hat Anwohner Alexander Jecht Normenkontrollklage gegen die Auffassung der Gemeinde, wonach das Viertel ein allgemeines Wohngebiet sei, eingereicht. Darüber entscheidet der Bayerische Verwaltungsgerichtshof. Der Ortstermin für die Inaugenscheinnahme findet laut Bürgermeister Schnitzenbaumer am 15. März statt. Wie es dann weitergeht, hängt für Rechtsanwalt Florian Besold, der die Jechts in dieser Sache vertritt, vom endgültigen Bebauungsplan ab. Je nachdem, wie dieser aussehe, „werden wir über das weitere Vorgehen entscheiden“, sagt er.