Reaktionen auf die Abfuhr für Sixtus

Schliersee - Die Bürger haben entschieden: Sixtus soll nicht an den Schliersee ziehen. Das Ergebnis von Bürgerentscheid und Ratsbegehren fiel knapp, aber deutlich aus. Das sind die Reaktionen.
Dass es knapp werden würde, davon waren eigentlich alle überzeugt. Entsprechend groß war die Anspannung gestern Abend im Schlierseer Rathaus. Mehr als eine Stunde lang harrten Gegner und Befürworter der Ansiedlung der Firma Sixtus an der Schlierseer Seestraße in der Eingangshalle des Rathauses aus. Die Auszählung zog sich hin. Erst um kurz vor 20 Uhr und damit mit mehr als 30 Minuten Verspätung öffnete sich die Tür zum Wahlamt.
Als Bürgermeister Franz Schnitzenbaumer in seiner Funktion als Abstimmungsleiter das Ergebnis verkündete, war ihm die Enttäuschung deutlich anzumerken. 55,08 Prozent der Wähler (1546 Stimmen) haben sich für das Bürgerbegehren und damit gegen die Sixtus-Pläne entschieden. Wesentlich knapper die Zahlen beim Ratsbegehren: 49,11 Prozent (1410 Stimmen) waren dafür, 50,89 Prozent dagegen. Die Stichfrage war damit hinfällig. Doch auch hier hätte das Bürgerbegehren mit 51,99 Prozent die Nase vorn gehabt. Die Wahlbeteiligung fiel laut Schnitzenbaumer mit 51,93 Prozent deutlich niedriger als erhofft aus. „Gewünscht hätten wir uns mehr als 60 Prozent“, sagte er.
Die Überraschung über den Ausgang des Bürgerentscheids hielt sich bei Schnitzenbaumer jedoch in Grenzen. „Dafür ist die Enttäuschung umso größer“, sagte er. Das Ergebnis sei ein herber Verlust für die Gemeinde und gleichzeitig ein negatives Signal an mögliche andere Investoren in der Zukunft. Dies sei dem Wohl von Schliersee alles andere als zuträglich. So sei es nicht zuletzt der Wunsch des Gemeinderats gewesen, die wirtschaftliche Entwicklung von Schliersee voranzutreiben und für wohnortnahe Arbeitsplätze zu sorgen. Dies habe sich nun durch das Sixtus-Aus vorerst erledigt.
Noch deutlicher fiel die Analyse von Sixtus-Geschäftsführerin Petra Reindl aus. „Nicht Sixtus hat verloren, sondern Schliersee“, sagte sie. Dass Ergebnis wundere sie nicht. „Wir konnten die Verzerrungen, die die Gegner mit ihren Unwahrheiten erzeugt haben, nicht mehr mit sachlichen Infos ausgleichen“, erklärte Reindl. Das Unternehmen werde sich nun eben woanders umschauen. „Es wird andere Gemeinden geben, die uns mit offenen Armen empfangen.“ Darauf setzt auch Sixtus-Gesellschafter Franz Kroha. „Wir haben bereits Verhandlungen geführt“, sagte er. Trotzdem sei es schade, dass sich eine Mehrheit der Schlierseer gegen Sixtus entschieden habe. „Schliersee und Sixtus hätten gut zusammengepasst“, sagte Kroha.
Verhältnismäßig ruhig fiel der Jubel bei den Gewinnern des Bürgerentscheids aus. Mehr als ein kurzes Klatschen kurz nach der Ergebnisverkündung war nicht zu hören. Sie sei noch ziemlich geplättet, erklärte Gabriele Scherer, Mitinitiatorin des Bürgerbegehrens. Doch auch später gab sie sich zurückhaltend. Die Entscheidung sei zwar traurig für die Firma Sixtus, aber besser für die Landschaft und den See, sagte sie. Schade sei jedoch, dass es überhaupt zu einem Bürgerentscheid kommen musste. „Es ist ungut, dass wir so was in unserer Gemeinde durchführen mussten.“ Um dieses „Theater“ künftig zu vermeiden, forderte Scherer ein grundsätzliches Konzept, wie künftig mit Anfragen von Investoren umgegangen wird. Scherer: „Sich auf Dauer die Köpfe einzuschlagen, sorgt nur für Gräben.“
Lesen Sie auch den Kommentar zur Sixtus-Entscheidung von Redaktionsleiter Stephen Hank.
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