Eine neue Künstler-Generation kommt zum Zug

Tegernsee - Mit ihrer 67. Auflage hat die Tegernseer Kunstausstellung nun endgültig einen Generationswechsel vollzogen. Mit ihm kamen zur Vernissage auch vermehrt junge Kunstfreunde.
Es war gewohnt voll und heiß bei der Vernissage der Tegernseer Kunstaustellung im Alten Schalthaus. Und doch war es atmosphärisch anders als die vergangenen Jahre. Am augenfälligsten war die Abwesenheit der „Gründerväter“: Während bisher immer Werke von Herbert Beck, Ilse Hausner-Witschel, Josef Oberberger, Sepp Mohr & Co. einen Platz in der Ausstellung fanden, war es diesmal von den „Alten“ einzig Quirin Lindinger, der Einzug ins Alte Schalthaus hielt.
„Wir haben uns bewusst für diesen Schritt entschieden“, erklärte Ausstellungsleiterin Eva Knevels im Namen des Organisationskomitees. „Denn wir möchten neue, aktuelle Arbeiten präsentieren. Ohne den Wert ihrer Arbeiten schmälern zu wollen, sind es zwangsläufig immer Wiederholungen, wenn wir die Werke unserer verstorbenen Kollegen zeigen“, gab Knevels zu bedenken.
So fand bei der 67. Auflage der Ausstellung eine große Zahl Künstler Berücksichtigung, denen das bisher – nicht zuletzt wegen der Fülle der Werke – nicht vergönnt war: etwa die Tegernseerinnen Hilo Fuchs mit ihren poppigen Steinzeug-Plastiken und Kathrin André, deren Gemälde eines weiblichen Akts fesselte, oder Konrad Broxtermann aus Waakirchen mit seinen Steinskulpturen. Mit dabei auch „Altbekannte“, von denen es noch nicht so bekannt ist, dass sie auch künstlerisch tätig sind. So zum Beispiel der Medizinier Frank Bodo Unger aus Kreuth (Portrait „Uli H.“) und Autor Florian Simon Eiler aus Warngau, der sich kritisch und symbolträchtig (in Acryl) mit den Themen Krieg und Flüchtlingen auseinander setzt.
Berücksichtigt man die Künstler, die in den vergangenen beiden Jahren neu hinzugekommen sind, ist ein deutlicher Generationswechsel zu erkennen, zu dem auch ganz junge Nachwuchstalente wie Pia von Miller und Muriel Breu gehören.
„Nach der 65. Ausstellung war nicht klar, ob es eine 66. geben würde. Jetzt haben wir junge Mitstreiter und in der Stadt die Hoffnung, dass die Tegernseer Kunstausstellung noch die 100. Auflage schafft“, freute sich Bürgermeister Johannes Hagn, der dem Organisationsteam wie auch den Sponsoren dankte, die den Ausstellungskatalog ermöglichten. „Kunst“, so betonte das Stadtoberhaupt, „hat im Tegernseer Tal seit Klosterzeiten eine große Bedeutung.“ Sie fände Raum in der Tegernseer Woche, in den ansässigen Unternehmen und bei der Tegernseer Kunstausstellung, wo man beobachten könne, welcher Künstler sich welcher Richtung widmet, wie sie ihren Duktus verfeinern und entwickeln.
Besonders spannend zu beobachten ist dies heuer bei Cornelia Heinzel-Lichtwark, die eindrucksvoll einen neuen Ausdruck für ihre Portraitmalerei gefunden hat („J ai decide“), bei Hans Schneider mit seinen an Tuschezeichnungen erinnernden, düsteren Fotogrammen/Digitalprints und bei Andreas Hars, dessen Aquarelle von einer faszinierenden Farbigkeit sind. Und von einer Leichtigkeit, die deutlich eine Reminiszenz an seinen Urgroßvater, Olaf Gulbransson aufweist. Der wiederum einer jener besagten Gründerväter der Tegernseer Kunstausstellung ist. Schön, wenn sich der künstlerische Kreis schließt.
Alexandra Korimorth