Mit dem Radl Richtung Fortschritt

Das vom Breitbrunner Verein Promoting Africa in Kenia errichtete Skill Centre nimmt Fahrt auf - und dies im Wortsinn. Gerade kamen zwei Fachleute zurück, die für den neuen Ausbildungszweig Zweiradmechaniker den Weg bereitet haben. Und außerdem soll ein neues Projekt gestartet werden. dafür sind Spenden nötig.
Herrsching – Ruth Pauligs Skill Centre in Kenia wächst und wächst. Die Breitbrunnerin hatte den Bau als Vorsitzende von Promoting Africa vorangetrieben, um jugendlichen Kenianern bessere Berufsaussichten zu verschaffen und sie aus den Slums zu bringen. Die Rechnung geht auf. Schon 400 Schüler haben seit 2012 in neun Berufsrichtungen eine Prüfung abgelegt. 2018 kommt mit dem Zweiradmechaniker eine zehnte hinzu kommen. Nun sollen ein Showroom entstehen und ein Bistro. Ziel ist, dass sich das Skills Centre irgendwann zur Hälfte selbst trägt. Um dies zu erreichen, sind aber weitere Spenden nötig. Für 25 Euro pro Quadratmeter werden Grundstückspaten gesucht. Die Fläche ist 2100 Quadratmeter groß.
Ruth Paulig hat den Vorsitz im vergangenen Sommer an Susanna Kiehling abgegeben, ihre Herzensangelegenheit ist der Verein aber geblieben. Darum sitzen die beiden Frauen nun zusammen am Tisch und werben für ihr nächstes Projekt, das sie Mobility Centre nennen. Auf der Fläche, drei Kilometer vom Skill Centre entfernt, direkt an der Grenze zum nächst gelegenen Ort, sollen Werkstätten und Klassenräume für Kfz-Mechaniker und Zweiradmechaniker entstehen, außerdem ein Bistro, in dem Backwaren aus der Berufsschule angeboten werden. Zudem können dort die Produkte der anderen Ausbildungsrichtungen ausgestellt und angeboten werden.
Wie sinnvoll diese Erweiterung sei, konnten Andreas Pfies und Desmond King bestätigen. Der eine, ein 51-jähriger IT-Physikingenieur mit einem Faible für Fahrradtechnik, der andere, ein 31-jähriger Ire, führt in München ein Geschäft, in dem Fahrräder aus Bambus herstellt werden. Die beiden Männer sind soeben aus Kenia zurückgekehrt. Sie hatten sich nach der Weihnachtsspendenaktion im vergangenen Jahr gemeldet und sich bereit erklärt, die Ausbildung der Zweiradmechaniker voranzutreiben.
Wie berichtet, war erfolgreich um Fahrradspenden gebeten worden. 50 Räder wurden am Ende auf die Reise nach Nairobi geschickt, „mehr passten nicht in den Container“, erklärt Ruth Paulig. Die Radl waren also schon da, die beiden Experten kamen dank einer Geldspende der Siemensstiftung bald nach. „Ganz mutig“, fanden Ruth Paulig und Susanna Kiehling, denn es hatten in Kenia Nachwahlen stattgefunden. Es war nicht sicher, dass es dabei nicht zu Unruhen kommen würde. Die beiden Männer hatten Glück.
Drei Wochen verbrachten sie in Kenia und waren beeindruckt, mit welcher Begeisterung die Studenten sich gemeinsam mit ihnen ans Werk machten. „Innerhalb einer Woche waren zwölf Fahrräder wieder funktionsfähig“, berichtet Pfies. „Die gingen auch gleich in Gebrauch.“ Er konnte es kaum glauben und freute sich darüber, wie dankbar jede Hilfe und auch der Besuch der beiden Europäer angenommen wurden.
King hatte in der zweiten Woche sogar einige Studenten begeistern können, gemeinsam mit ihm ein Rad komplett zu bauen, während Pfies mit seinem Ingenieurswissen mit der Ausbildung noch weiter ins Detail ging. Und die Praxis zeigt, wie sinnvoll ein Radl ist, denn der Weg in den nächsten Ort wird mit dem Rad zeitlich deutlich verkürzt – zu Fuß dauert es eine Stunde, mit dem Radl „geht’s wie im Flug“ in 15 Minuten, so Pfies. Auch als Arbeitsgerät kann ein Fahrrad wertvoll sein. Und damit wächst auch die Nachfrage nach Fachleuten, die ein Radl reparieren könne, wenn mal etwas kaputt geht.
Pfies arbeitet einen Lehrplan aus, der nun dem Ministerium vorgelegt wird, damit es offizielle Prüfungen gibt. „Bis dahin gibt es Zertifikate von Promoting Africa, die sind auch wertvoll“, sagt Ruth Paulig stolz. Hoch motiviert unterstützt sie deshalb auch Susanna Kiehling beim Start der diesjährigen Weihnachtsspendenaktion.
Spendenkonto
Promoting Africa e.V. GLS Bank Bochum, BIC GENODEM1GLS, IBAN DE78 4306 0967 8201 4501 00.