Wie aus Flusswasser Trinkwasser wird

Weilheim - Wie aus Flusswasser Trinkwasser wird: 75 THW-Einsatzkräfte bereiteten sich in Weilheim auf den Ausfall der Wasserversorgung vor.
Der Brunnen vor der Weilheimer Stadthalle plätschert vor sich hin, als ob nichts wäre. Ansonsten herrscht Ausnahmezustand auf dem Volksfestplatz, dem großen Parkplatz gegenüber und in der Stadthalle. Wo vor kurzem noch das Volksfest tobte, wird in diesen Tagen der Ernstfall geprobt: Das Technische Hilfswerk (THW) ist mit 75 Einsatzkräften aus fünf Bundesländern, knapp 30 Fahrzeugen, einem Bagger, Kränen, Zelten, mobilen Laboren, vielen Containern und Wasserwiederaufbereitungsanlagen angereist.
„Nach schwerem Hochwasser ist die Trinkwasserversorgung der rund 22.000 Einwohner von Weilheim beschädigt und somit ausgefallen“, heißt das Szenario, mit dem sich die Teilnehmer der diesjährigen Übung befassen müssen. Nun muss das Wasser aus der Ammer in kürzester Zeit so aufbereitet werden, dass es Trinkwasserqualität hat, was sich bei Hochwasser schwieriger als sonst gestaltet.
„In zwei Stunden haben wir die Anlage aufgebaut“, sagt Tom Gassauer vom THW-Ortsverband Rüsselsheim. Bis aus dem Wasser, das direkt aus der Ammer in zwei große Container gepumpt wird, Trinkwasser geworden ist, das vom Gesundheitsamt freigegeben wird, vergehen dennoch rund zwei Tage. „Wir können nach rund 24 Stunden mit dem Betrieb beginnen, dann muss das Gesundheitsamt das Trinkwasser noch abnehmen“, sagt der stellvertretende Ortsbeauftragte des Ortsverbandes Weilheim, Alexander Arnold. über die kleine Anlage, die dem Landkreis Weilheim-Schongau gehört und mit der 500 Liter Trinkwasser in der Stunde produziert werden können. „Mit dieser Anlage soll der absolute Not-Notfall abgesichert werden“, sagt Arnold.
Den Löwenanteil muss eine der großen Aufbereitungsanlagen des THW schaffen, von denen bei der Übung drei auf dem Volksfestplatz aufgebaut sind. Mit jeder von ihnen können 15 Kubikmeter Trinkwasser pro Stunde gewonnen werden. Schon von Weitem sind die großen runden Becken in Weiß und Rot zu sehen, in denen das Wasser vorbehandelt wird. Die Kernstücke der Anlagen, in denen das vorbehandelte Wasser durch verschiedene Filter gejagt wird, sind im Vergleich zu den großen Becken unauffällig, kosten aber rund 800.000 Euro pro Stück.
Bei der diesjährigen Übung federführend ist der Ortsverband Starnberg, dennoch wurde das Gelände um die Weilheimer Stadthalle als passender Standort für die Übung auserkoren. „Hier ist es für und ideal“, sagt Rudolf Fischer vom „Mediateam Bayern“. Die Stadthalle mit ihrer Küche und einem großen Raum, in der die THW-ler nach ihren zwölf Stunden-Schichten schlafen können, die Lage der Halle direkt an der Ammer, dazu der große Platz, auf dem die Anlagen aufgebaut werden können – besser gehe es nicht, so Fischer. Gestern Nachmittag konnten die Weilheimer dem THW beim „Tag der offenen Tür“ über die Schulter schauen, heute soll alles wieder in Container verpackt und abtransportiert werden.
Text: Kathrin Hauser