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Wahnsinn auf der Isar: Eltern völlig betrunken, Kinder unterkühlt

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Von: Sebastian Dorn

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Ein Großaufgebot an Rettungskräften suchte nach dem vermissten 16-Jährigen an der Isar bei Wolfratshausen. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Wolfratshausen - An der Isar hat ein Großaufgebot einen 16-Jährigen gesucht, der vermutlich ertrunken ist. Zufällig konnten die Retter auch vier Kindern und Schlauchbootfahrern in Notsituationen helfen.

Seine Begleiter wollten ihn noch aus dem Wasser ziehen, aber die Isar war stärker. Am Samstagnachmittag ist ein 16-jähriger Asylbewerber aus Afghanistan in der Pupplinger Au von der Strömung mitgerissen worden. Eine groß angelegte Suchaktion war erfolglos. Der Jugendliche ist mit hoher Wahrscheinlichkeit ertrunken. Andere Fälle, in denen die Rettungskräfte am Wochenende an Isar und Loisach eingreifen mussten, gingen dagegen - dank der Retter - glimpflich aus.

Um 16.20 Uhr versank der Jugendliche in der Isar

Der tragische Unfall ereignete sich laut dem Polizeipräsidium Oberbayern Süd gegen 16.20 Uhr auf Höhe des Wolfratshauser Ortsteils Farchet. Von der Marienbrücke etwa 700 Meter flussaufwärts ging der 16-Jährige mit Bekannten zum Baden. Die Isar macht hier eine S-Kurve, der Hang ist steil, die Strömung stark. Plötzlich trieb der Jugendliche ab und ging unter. Er tauchte noch mehrmals auf, dann verschwand er ganz im Wasser. So schilderten es seine Begleiter später. Sie liefen zu Passanten und setzen mit deren Handy einen Notruf ab.

Insgesamt rückten gut 100 Rettungskräfte an: die Wasserwacht und die Freiwillige Feuerwehr Wolfratshausen, der Ortsverband Wolfratshausen-Schäftlarn der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG), den Feuerwehren Ergertshausen und Weidach, die Polizei sowie das Rote Kreuz. Sie suchten den Fluss vom Loisach-Isar-Kanal bis zum Ickinger Wehr in beiden Richtungen mit Booten ab, schnitten Baumstämme aus der Isar, gingen zu Fuß das Ufer ab und postierten Helfer an den Brücken.

Gaffer erschwerten die Arbeit der Rettungskräfte

An der Einsatzzentrale bei der Marienbrücke erschwerten Gaffer die Arbeit. Das Areal wurde weiträumig gesperrt. Die Polizei pendelte mit zwei Hubschraubern zwischen der Museumsinsel in München und Wolfratshausen. „Wir haben intensiv gesucht“, sagt Einsatzleiter Christian Ikker von der Wasserwacht. „Aber wir haben ihn nicht gefunden.“

Kurz vor 20 Uhr brachen die Retter den Einsatz am Samstag ab. Der 16-Jährige, der als unbegleitete minderjährige Flüchtling in einer sozialen Einrichtung in Wolfratshausen wohnte, ist vermutlich tot. Ob der Vermisste schwimmen konnte, ist nicht bekannt. Die Kriminalpolizei Weilheim übernahm die Ermittlungen. Am Sonntag suchte zudem der Polizeihubschrauber Edelweiß erneut die Isar ab – bis Redaktionsschluss ohne Ergebnis.

Update vom 29. Juli: Der vermisste Jugendliche ist tot. Seine Leiche ist am Kraftwerk Baierbrunn (Kreis München) aus der Isar geborgen worden.

Auch Schlauchbootfahrer und vier Kinder sind in Not geraten

Während des Sucheinsatzes begegneten den Einsatzkräften mehrere Schlauchbootfahrer, die in Not geraten waren. Vier Kinder und ihre Eltern waren etwa 300 Meter südlich vom Ickinger Wehr mit zwei Kanus gekentert, sagt Bernhard Link von der DLRG. „Die Kinder waren stark unterkühlt. Der Rettungsdienst hat sie versorgt.“ Die Eltern waren bei der Bootstour, die in Bad Tölz begonnen hatte, offenbar stark alkoholisiert. Eine andere Gruppe Schlauchbootfahrer verpasste wegen der Strömung den geplanten Ausstieg an der Marienbrücke. 80 Meter weiter blieben sie im Gebüsch hängen. Die Ergertshauser Feuerwehr griff ein.

„Die Kraft der Isar wird unterschätzt“, sagt Andreas Spohn, Kommandant der Wolfratshauser Feuerwehr. „Das Wasser hat eine brutale Geschwindigkeit, es gibt Strudel und Unterspülungen.“ Viele Schlauchbootfahrer seien stark alkoholisiert und schlecht ausgerüstet – ohne Rettungswesten und Neoprenanzügen. Ein lebensgefährliches Abenteuer.

Labrador treibt in Loisach - Suche bleibt ohne Erfolg

Nicht nur Menschen, sondern auch ein brauner Labrador beschäftigte die Ehrenamtlichen von Feuerwehr und Wasserwacht. Am Sonntagvormittag suchten 25 Personen einen herrenlosen Hund, der kurz vorm Weidacher Wehr in der Loisach schwamm. Ein Spaziergänger hatte das Tier bemerkt und den Notruf gewählt. Die Suche mit mehreren Schlauchbooten bis zum Isarspitz blieb ohne Ergebnis. „Womöglich ist auch der Hund ertrunken“, sagt Spohn.

dor

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