Polizeiruf "Der Preis der Freiheit" verschwendet Ihre Zeit

Berlin - Das Erste zeigt jetzt einen neuen Polizeiruf des RBB: "Der Preis der Freiheit". Verschwenden Sie nicht Ihre Zeit. Sie sind bessere Krimis gewohnt. Die Vorschau.
Das Erste ist selber schuld. Es hat in der Vergangenheit viele sehr gute Fälle aus seinen Krimi-Reihen "Polizeiruf 110" und "Tatort" gezeigt. Die Zuschauer haben sich an geniale Erzählweisen, herausragende schauspielerische Leistungen gewöhnt - einen Durchschnittskrimi ertragen sie nur schwer. Dazu fehlt ihnen die Geduld. Deshalb: Tun Sie sich selber einen Gefallen und schauen Sie sich den neuen "Polizeiruf 110 - Der Preis der Freiheit" nicht an. Er würde Sie enttäuschen.
Sie hätten das Gefühl, in den 90 Minuten etwas sehr viel Spannenderes bei Netflix oder einem anderen Streamingdienst zu verpassen - zum Beispiel "Die Brücke" oder "Broadchurch".
Am Anfang und Ende des Polizeirufs wird nicht geredet. Das erste Wort fällt nach viereinhalb Minuten - es ist ein "Bitteschön", als ein Pappbecher mit Kaffee auf der Theke abgestellt wird. Das können Zuschauer kunstvoll viel sagend finden oder sie dazu bringen, Twitter zu fragen: Wieso redet keiner? Warte ich noch ein bisschen oder schalte ich um?
In den ersten Szenen rennt ein Mann auf einer langen, dunklen Landstraße. Er folgt jemandem oder läuft vor jemandem davon. Parallel sehen die Zuschauer eine Verfolgungsjagd: Ein Geländewagen rast auf derselben Straße, ein Streifenwagen folgt ihm. Dann bremst der SUV unerwartet, das Polizeiauto hinten drauf, die Polizistin stirbt.
Wer der Handlung die Chance geben will sich zu entwickeln, braucht Konzentration: viele Namen, eine undurchsichtige Autoschieber-Geschichte an der deutsch-polnischen Grenze.
Maria Simon tröstet ein bisschen über schlechtes Polizeiruf-Drehbuch hinweg
Dem Polizeiruf tut es gut, dass Maria Simon die Kriminalhauptkommissarin Olga Lenski spielt. Simon hat im Februar für ihre Rolle in "Silvia S. – Blinde Wut" die Goldene Kamera in der Kategorie "Beste deutsche Schauspielerin" bekommen. Wenn schon das Drehbuch langweilt, lohnt es sich also immerhin, Simon beim Schauspiel zuzuschauen.
Dass diese Vorschau auf den neuen Polizeiruf so negativ ausfällt, liegt daran, dass das Erste seine Krimi-Messlatte selber hochgesetzt hat. Erinnern wir uns zum Beispiel an den Polizeiruf 110 mit dem Titel "Und vergib uns unsere Schuld", der im Januar lief. So wie in diesem Krimi hatten Zuschauer den Kommissar Hanns von Meuffels nie gesehen. Matthias Brandt machte wieder deutlich, was für ein großartiger Schauspieler er ist. Einer der besten in Deutschland. Und auch der Fall war spannend erzählt. Das gelingt dem Drehbuchautor Michael Vershinin des Films "Der Preis der Freiheit" nicht.
Polizeiruf "Der Preis der Freiheit" im Fernsehen
Den Polizeiruf "Der Preis der Freiheit" zeigt Das Erste am Sonntag, 17. April, um 20.15 Uhr. Sie können ihn danach 30 Tage lang in der Mediathek abrufen.
Lesen Sie hier die Kritiken der drei letzten Tatorte nach: "Dünnes Eis" (Polizeiruf aus Magdeburg), "Wacht am Rhein" (Köln-Tatort), "Klingelingeling" (München-Tatort), "Wendehammer" (Frankfurt-Tatort), "Sumpfgebiete", der Polizeiruf aus München mit Matthias Brandt, "Taxi nach Leipzig" das 1000. Tatort-Jubiläum, "Borowski und das verlorene Mädchen" aus Kiel, "Die Geschichte vom bösen Friederich" aus Frankfurt am Main, "Mia san jetz da wo's weh tut" aus München und "Fünf Minuten Himmel" aus Freiburg.
Ob sich der Polizeiruf aus München, "Wölfe", lohnt, lesen Sie hier.
sah