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Protest-Sturm um Ramadan-Logo: Das sagt der BR

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Von: Stefanie Thyssen

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Mit dem weißen Halbmond im Logo wies das Bayerische Fernsehen auf seine Ramadan-Themenreihe hin – nach Protesten wurde das Logo gestrichen
Mit dem weißen Halbmond im Logo wies das Bayerische Fernsehen auf seine Ramadan-Themenreihe hin – nach Protesten wurde das Logo gestrichen © dpa

München - Zum Themenschwerpunkt Ramadan versah der BR seine Sendungen mit einem Ramadan-Logo. Doch das löste einen gewaltigen Proteststurm aus. In der tz spricht der BR-Verantwortliche.

Update vom 10. April 2017: Der Ramadan 2017 steht bevor. Doch jedes Jahr fällt der Fastenmonat für gläubige Muslime auf ein anderes Datum. Wann in Deutschland der Ramadan beginnt, erfahren Sie hier.

Mit einem Themenschwerpunkt zum Fastenmonat Ramadan wollte das Bayerische Fernsehen 2015 den interkulturellen Austausch stärken und versah dazu – um die Aufmerksamkeit für die Reihe zu erhöhen – seine Sendungen mit einem Ramadan-Logo, einem weißen Halbmond. Doch das löste einen solch gewaltigen Proteststurm in den sozialen Netzwerken aus, dass das Bayerische Fernsehen das Logo jetzt wieder aus dem Programm nahm!

„Ihr seid’s doch ned ganz sauber“, war nur eine von vielen Zuschauer-Kommentaren auf der Facebook-Seite des Senders „Wir leben in Deutschland oder besser gesagt in Bayern … zefix noamoi“, meinte ein anderer. „Wir sind ein christliches Land – und unsere Feiertage wurden noch nie eingeblendet. Was betreibt ihr für eine Volksverblödung???“, schrieb eine Userin – und bekam dafür bis zum Mittwochnachmittag 209 Likes. 73 Likes gab es für den Kommentar: „Unter FJS hätte es das nicht gegeben – da wären jetzt beim BR Köpfe gerollt – und zu recht.“

Tatsächlich sorgt das Thema auch in der CSU für heftige Diskussionen. In der Sitzung der Landtagsfraktion am Mittwoch gab es nach Teilnehmerangaben von einigen Abgeordneten ebenfalls scharfe Kritik. Unter anderem wurde die Forderung nach einem Protestbrief an BR-Intendant Ulrich Wilhelm laut. Der Auslöser der Diskussion: Viele Anti-Halbmond-Proteste waren in den vergangenen Tagen auch bei der CSU eingegangen, oft verbunden mit der Aufforderung, Druck auf den BR auszuüben. Ein Argument dabei: Bei christlichen Festen habe der BR noch nie das Kreuz eingeblendet. Sofern der Sender das tun sollte, seien aber Proteste ebenfalls vorprogrammiert. In der Fraktionssitzung war von „Zerfließen vor Toleranz“ die Rede. Einen formellen Beschluss gab es aber nicht.

Seit 20. Juni bis zum Ende des Ramadan (Mitte Juli) zeigt das Bayerische Fernsehen regelmäßig Beiträge. Und daran wird sich auch nichts ändern, wie Andreas Bönte, Leiter des Programmbereichs Planung und Entwicklung beim BR im tz-Interview (siehe unten) erklärte.

Ein Sender muss das aushalten

Andreas Bönte ist beim BR Leiter des Programmbereichs Planung und Entwicklung und verantwortet die Themenwoche.

Herr Bönte, was war der Grund, im BR einen Themenschwerpunkt zum Ramadan zu setzen? 

Andreas Bönte: Wir

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Andreas Bönte. © BR/Foto Sessner

haben uns gefragt, wie wir das gegenseitige Verständnis der verschiedenen Religionen in der Bevölkerung fördern können. Gerade Muslime haben uns schon vor einigen Jahren gesagt, dass es schön wäre, wenn die nicht-muslimische Bevölkerung in Bayern mehr von ihnen wissen würde. Es geht uns als Sender darum, Vorurteile abzubauen, unseren Zuschauern und Hörern mehr Kenntnisse über den Islam zu vermitteln und einfach mal ausführlich zu erklären, was der Ramadan eigentlich ist. Schließlich leben rund 500.000 Muslime in Bayern. Auch viele Unternehmen stellen sich während des Ramadan auf ihre muslimischen Mitarbeiter ein. Da können wir als Medium nicht außen vorstehen, sondern wollen und müssen umfassend berichten. 

Wie reagieren die Zuschauer?

Andreas Bönte: Sehr unterschiedlich. Wir bekommen gerade in den muslimischen Communities – und da meine ich natürlich ausdrücklich nicht die radikalen – viel Zustimmung. Die sind sehr angetan, weil sie merken, sie werden im Programm wahrgenommen. Auf der anderen Seite gibt es natürlich auch kritische Äußerungen von Menschen, die dem Islam gegenüber Vorbehalte haben. Das war uns aber von vornherein klar. Damit haben wir gerechnet, und ich finde, ein Sender muss so etwas aushalten können.

Auch innerhalb der CSU regt sich Widerstand. Hat sich bei Ihnen schon ein Politiker gemeldet und offen protestiert? 

Andreas Bönte: Nein, definitiv nicht. Ich war auch bei der Sitzung, aus der zitiert wird, nicht dabei.

Sie haben nun das Logo der Themenwoche, das zu den Sendungen eingeblendet war, rausgenommen. Warum? 

Andreas Bönte: Wir haben gemerkt, dass viele Zuschauer das Logo, das nur das Wort Ramadan und einen Halbmond enthielt, missverstanden haben. Viele haben angerufen und gefragt, was dieser Halbmond da soll. Es wäre wohl klüger gewesen, gleich deutlich zu machen, dass es sich um einen „Themenschwerpunkt“ handelt. Für einen Programmmacher ist es natürlich schade, wenn die Menschen mehr über ein Logo diskutieren als über das, was sie sehen. Im Lichte der Reaktionen haben wir daher beschlossen, das Logo zu entfernen, um den Schwerpunkt wieder auf die Inhalte zu lenken. Es ist keine Reaktion auf politische Hardliner im Netz, sondern auf Fragen unserer Zuschauerinnen und Zuschauer, die wir ernst nehmen. Es ist das erste Mal, dass wir einen solchen Themenschwerpunkt machen, daher müssen wir umso aufmerksamer Zuschauerfragen registrieren und gegebenenfalls nachkorrigieren. In den Trailern, die die einzelnen Sendungen ankündigen, bleibt das Logo übrigens auch drin, weil es sich dort erklärt.

Am geplanten Programm halten Sie fest?

Andreas Bönte: Ja, auf jeden Fall. Daran zweifelt niemand. Und die Menschen, denen die Themenwoche nicht gefällt, müssen es einfach ertragen, dass sie im Programm ist. Auch das gehört zum friedlichen Miteinander.

Interview: Stefanie Thyssen

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