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Tatort aus Bremen: Öde und berechenbar

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Von: Rudolf Ogiermann

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Voneinander angezogen: Stedefreund (Oliver Mommsen) und Linda Selb (Luise Wolfram). ARD
Voneinander angezogen: Stedefreund (Oliver Mommsen) und Linda Selb (Luise Wolfram). © ARD

München - Der Tatort aus Bremen ("Der hundertste Affe") schafft es nur kurz, einen gewissen Thrill aufzubauen. Alles in allem ist die Story über die Ökoterroristen eher berechenbar. Eine Kritik.

Update vom 3. Juni 2016: Sie sind schon gespannt, wie gut der dritte Fall der Berliner Kommissare Robert Karow und Nina Rubin wird? Wir verraten in unserer Vorschau, warum der neue Tatort aus Berlin durchaus sehenswert ist.

Dass Biotechnologiekonzerne vor allem das Wohlergehen der Bauern im Blick haben, die sie mit ihren „Wundermitteln“ beliefern, glauben vermutlich die wenigsten. An erster Stelle steht der eigene Profit – und für den geht man auch gerne einmal buchstäblich über Leichen, vor allem in der sogenannten Dritten Welt. Dies dem deutschen Fernsehzuschauer in Erinnerung zu rufen, ist sicher löblich – dass sich aus einem solchen Sujet ein rundum gelungener „Tatort“-Krimi (ARD) bauen lässt, muss man allerdings bezweifeln.

In „Der hundertste Affe“, dem neuen Fall aus Bremen, bildet das Ultimatum einer Gruppe von Umweltaktivisten an die Stadt die Grundstruktur. Alles dreht sich um die Frage, ob die Kriminaler um Inga Lürsen (Sabine Postel) und Stedefreund (Oliver Mommsen) es schaffen, die zu allem bereiten Brunnenvergifter zu stoppen, bevor noch mehr Menschen sterben. Genretypisch arbeitet Regisseur Florian Baxmeyer mit eingeblendeten Uhrzeiten, die Realismus suggerieren, und installiert einen Krisenstab, den er mit unruhiger Kamera verfolgen lässt (Peter Joachim Krause). Fast surreal auch die Bilder der Anschläge selbst, deren tödliche Folgen Baxmeyer klug (und etatschonend) im Hintergrund hält.

Das alles hat zwischendurch zweifellos einen gewissen Thrill und in den Neckereien zwischen Stedefreund und der BKA-Frau (Luise Wolfram) sogar skurrilen Witz, kann aber über die Bemühtheit und Berechenbarkeit des Drehbuchs von Christian Jeltsch nicht hinwegtäuschen. Die Ökoterroristen, die in Deutschland Rache für viele Opfer im fernen Mali nehmen wollen, zelebrieren ihren Feldzug in öden Phrasen („Erst wenn man den Tod hierherbringt, kapieren es die Menschen!“), allzu platt werden ethische Fragen verhandelt.

Ein Rätsel bleibt die Figur des Wissenschaftlers (unterfordert: Manfred Zapatka), der das Gute wollte und das Schlechte geschaffen hat. Der eskalierende Vater-Tochter-Konflikt sorgt für ein melodramatisches, klebriges Finale, das auf den ganzen Film zurückwirkt. Hätte man in Bremen doch besser ein anderes Thema bearbeitet. Rudolf Ogiermann

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