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Hochzeitsbräuche und ihre Bedeutung

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Reiswerfen, Baumstamm zersägen oder die Brautentführung - selten wird man mit so viel Brauchtum und alten Ritualen konfrontiert wie bei einer Hochzeit. Hier bekommen Sie einen Überblick über die schönsten Hochzeitsbräuche und ihren Ursprung und erfahren, was man alles beachten muss.

Autofahrt

1. Der Bräutigam soll am Hochzeitstag nicht selbst hinterm Steuer sitzen. Ein Chauffeur verhindert für gewöhnlich, dass der zukünftige Ehemann in sein Unglück fährt.

2. An einer Schnur befestigte leere Blechdosen werden an das Brautauto gehängt. Das Scheppern soll böse Geister vertreiben. Die hinterherfahrende Hochzeitsgesellschaft hilft mit lautem Hupen mit.

Baumstamm zersägen

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Der Baumstamm, den Braut und Brautigam gemeinsam zersägen sollen, stellt die erste Herausforderung an das frischvermählte Paar dar. © dpa

Beim Verlassen des Standesamtes oder der Kirche wird dem Brautpaar ein Holzpfahl in den Weg gelegt. Braut und Bräutigam stehen nun vor der ersten Herausforderung ihrer jungen Ehe, die es gemeinsam zu meistern gilt. Mit einer Schrotsäge müssen sie den Baumstamm jetzt auseinanderschneiden. Dabei kommt es darauf an, dass abwechselnd gezogen und entlastet wird, damit sich die Säge nicht verkeilt. Der Brauch steht für die Gleichberechtigung in der Ehe - auch in den Bereichen Reden und Zuhören oder Aktivsein und auch mal Nachgeben.

Blumenkinder/Blüten streuen

Die Tradition, dass Blumenkinder beim Auszug aus der Kirche vor dem Brautpaar herschreiten und Blütenblätter auf den Boden streuen, geht auf einen alten heidnischen Brauch zurück. Der Duft der Blüten soll Fruchtbarkeitsgöttinnen anlocken, die dem frischvermählten Paar reichlich Nachwuchs bescheren.

Brautkleid

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Der Bräutigam darf das Kleid vor der Hochzeit nicht sehen. © Weise/tmn/dpa

Das Brautkleid ist meistens weiß (das soll Reinheit, Licht, Eleganz und Fröhlichkeit symbolisieren) und wird von der Braut und ihrer Mutter oder einer Freundin ausgesucht. Auf gar keinen Fall darf der Bräutigam das Kleid vor der Hochzeit sehen. Es handelt sich dabei um einen Aberglauben, der besagt, dass Dämonen in Anwesenheit des Mannes böse Blicke auf die Braut werfen könnten. Deshalb trugen auch die Brautjungfern oft ganz ähnliche Kleider, damit die teuflischen Kräfte die Braut nicht von ihnen unterscheiden konnte.

Brautjungfern

Als Brautjungfern eignen sich alle unverheirateten Freundinnen der Braut. Sie sollen böse Geister - vor allem auf dem Weg zum Altar . von der Braut ablenken. Damit ihnen das glückt, sollten sie sich in der Nähe der Braut aufhalten und Kleider tragen, die dem der Braut sehr ähnlich sind.

Brautschleier/Schleiertanz ("Kranzlabsingen")

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Der Brautschleier soll die Reinheit und Jungfräulichkeit der Braut symbolisieren. © dpa

Der Brautschleier ist nicht nur ein modisches Accessoire. Früher, als Paare noch in ihren schwarzen oder dunklen Sonntagsgewändern heirateten, war er das einzige weiße Kleidungsstück und symbolisierte die Reinheit und Jungfräulichkeit der Braut. Erst um Mitternacht wurde der Schleier abgenommen - von da an war die Braut Ehefrau. Aus dem Abnehmen des Brautschleiers entwickelte sich ein weiterer Brauch, der auch heute noch gerne praktuiziert wird: der Schleiertanz, der auch "Kranzlabsingen" genannt wird. Dabei tanzt die Braut um Mitternacht zunächst alleine auf der Tanzfläche. Und alle unverheirateten Frauen kommen nach und nach und versuchen ein Stück des Schleiers zu ergattern. Dadurch sollen sie etwas von dem reichen Segen abbekommen, den das Brautpaar an diesem Tag erhalten hat. Wer sich den größten Fetzen abreißt, soll die nächste Braut sein.

Brautschuhe

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Auch heute noch wird der Brautschuh oft mit 1-Cent-Münzen bezahlt. © Tina Coulored Shoes/dpa

Arme Menschen mussten früher jeden Pfennig dreimal umdrehen, bevor sie ihre Aussteuer beisammen hatten. Mädchen mussten also schon im Kindesalter damit beginnen, für ihren zukünftigen Haushalt zu sparen. Wenn sie es schließlich schaffte, ihre Brautschuhe mit Pfennigen zu bezahlen, war das für den Bräutigam die Garantie dafür, Unter keinen Umständen durfte jemand anderer die Schuhe für die Braut bezahlen, weil man überzeugt war, dass das Unglück bringt.

Auch heute bezahlen viele Bräute ihre Schuhe noch mit 1-Cent-Stücken. Während der Hochzeit legen sie dann oft ein Geldstück in einen der Schuhe. Das soll dafür sorgen, dass das Geld in der Ehe niemals ausgeht.

Zu späterer Stunde (meist nach Mitternacht) ist es Brauch, der Braut einen Schuh zu stehlen - möglichst dann, wenn sie am wenigsten damit rechnet - und ihn (symbolisch) zu versteigern. Und das funktioniert dann meist so: Der erste Gast bietet einen Euro und muss diesen auch gleich bezahlen. Ein weiterert Mitbieter erhöht das Gebot auf fünf Euro, muss aber nur die Differenz zum vorherigen Gebot bezahlen - in diesem Fall also vier Euro. Während ein Moderator die Stimmung anheizt und den Preis möglichst hoch treibt, geht ein Assistent herum und sammelt die Geldbeträge ein. Die Auktion sollte möglichst dann enden, wenn der Bräutigam, der Brautvater oder ein Trauzeuge das höchste Gebot halten. Der gesamte Erlös kommt am Ende dem Brautpaar zu Gute.

Brautstrauß/Brautentführung

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Der Brautstrauß hat bei der Hochzeit mehrere Funktionen: Er spielt eine wichtige Rolle bei der Brautentführung und wird schließlich gegen Ende des Abends in die Menge geworfen, um die unverheiratete Frau zu finden, die als nächstes vor den Traualtar treten wird. © dpa

Es ist Tradition, dass der Bräutigam den Brautstrauß aussucht, kauft und ihn der Braut überreicht - allerdings erst kurz vor oder in der Kirche. Von da an ist es Aufgabe der Braut, den Strauß nie aus den Augen zu lassen, denn wenn es jemandem gelingt, ihn zu entwinden, dann hat er mit dem Strauß auch die Braut "gestohlen". Es folgt der Brauch der "Brautentführung". Die Braut wird von Freunden weggebracht und in einem der umliegenden Wirtshäuser "versteckt". Der Bräutigam muss sich nun auf die Suche nach seiner Angetrauten begeben. Zum Brauch gehört es außerdem, dass der Ehemann die offenen Rechnungen in den Gaststätten zu begleichen hat, in denen er nach seiner Frau sucht. Ausgelöst wird die Braut schließlich mit einigen Kästen Bier oder anderen hochprozentigen Getränken.

Seinen Ursprung hat der wohl gängigste Brauch in Deutschland im Mittelalter. Ein Mythos besagt, dass Adelige oder Gutsherren damals die Bräute ihrer Untertanen kidnappen ließen, um sie in der ersten Nacht nach der Hochzeit für sich selbst zu beanspruchen ("Recht der ersten Nacht"). Aufgabe der Trauzeugen war es, die Braut zur Not mit ihrem Leben vor der Entführung und der damit verbundenen Vergewaltigung zu beschützen. Im Gegensatz zur heutigen Zeit handelte es sich damals also nicht um einen Spass.

Der Brautstrauß hat aber noch eine zweite Verwendung: Gegen Ende der Feierlichkeiten wirft die Braut ihren Strauß mit verbundenen Augen oder mit dem Rücken zur Menge in eine Ansammlung von unverheirateten Frauen. Diejenige, die den Brautstrauß ergattert, wird - so glaubt man - als nächste heiraten.

Etwas Altes, etwas Neues, etwas Geborgtes, etwas Blaues

Ursprünglich stammt dieser Brauch aus England ("Something old, somthing new, something borrowed, something blue"), erfreut sich inzwischen aber auch in Deutschland großer Beliebtheit. Es geht darum, dass die Braut etwas Altes, etwas Neues, etwas Geborgtes und etwas Blaues tragen soll, wenn sie heiratet.

Etwas Altes: Meist handelt es sich bei dem alten Gegenstand um Schmuck, zum Beispiel ein Familienerbstück, oder aber einen Teil des Hochzeitsoutfits der Mutter oder Großmutter (das Kleid selbst oder auch nur ein Taschentuch, eine Stola oder ähnliches). Das Alte symbolisiert die Verbindung der Braut zu ihrer Familie, ihre Herkunft und steht zugleich für die Dauerhaftigkeit der Beziehung.

Etwas Neues: Alles, was für die Hochzeit neu angeschafft wurde, gilt als "something new" - ganz egal, ob Brautkleid, Schuhe, Handschuhe, Blumen oder Ringe. Es steht für Glück, Erfolg und die Hoffnungen der Braut auf eine fröhliche Zukunft. Außerdem symbolisiert das Neue auch das neue Leben, das Mann und Frau mit dem Bund fürs Leben beginnen.

Etwas Geborgtes: Es bietet sich an, etwas von guten Freunden zu leihen, da das Geborgte für die Unterstützung steht, die diese der Braut anbieten. Es symbolisiert: Wir sind immer für dich da - ganz egal in welcher Lebenslage du unsere Hilfe brauchst. Außerdem, so der Glaube, könnte das Glück der Freundin (sofern sie selbst bereits glücklich verheiratet ist) durch das Geborgte auf die Braut abfärben.

Etwas Blaues: Die Farbe blau stand schon früher bei Hochzeiten für Treue, Reinheit, Ehrlichkeit, Bescheidenheit, Ergebenheit und Liebe. Meistens ist es das Strumpfband, das als blauer Gegenstand getragen wird. Es kann aber auch eine blaue Blume im Haar sein.

Hochzeitslader

Der Hochzeitslader kam früher gemeinsam mit dem Bräutigam ins Elternhaus seiner Zukünftigen und hielt - im Auftrag des heiratswilligen Mannes - mit überlieferten Sprüchen um die Hand der Braut an. Die Art der Bewirtung galt als Zusage (wenn zum Beispiel Würste serviert wurden) oder als Abweisung (wenn gestockte Milch gereicht wurde). Ein Handschlag sowie ein Geldstück besiegelte die Annahme.

Außerdem war es Aufgabe des Hochzeitsladers, bei den vom Brautpaar gewünschten Gästen persönlich vorstellig zu werden und sie mit einem kurzen Lied zu den Feierlichkeiten einzuladen.

Letzteres darf der Hochzeitslader auch heute noch tun. Doch das ist nicht seine einzige Aufgabe: Auf der Hochzeit überwacht er den Ablauf, moderiert durch den Abend und unterhält die Hochzeitsgäste. Die Rolle des Hochzeitsladers kann sowohl ein Familienmitglied oder ein guter Bekannter als auch jemand Professionelles übernehmen.

Hochzeitstorte

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Das gemeinsame Anschneiden der Hochzeitstorte symbolisiert Zusammenhalt und Einigkeit. © dpa

Das Brautpaar schneidet die Hochzeitstorte gemeinsam an. Das soll den Zusammenhalt und die Einigkeit in einer harmonischen Ehe symbolisieren. Wer dabei aber die Hand obenauf hat, der wird - so der Glaube - auch in der Ehe das Sagen haben.

Junggesellenabschied

Während der Junggesellenabschied heute für den Bräutigam und seine Kumpel eine Gelegenheit ist, es nochmal so richtig krachen zu lassen, war er in seiner ursprünglichen Form eine eher unlustige und ernste Angelegenheit. Der Brauch kommt nämlich aus England (und heißt dort "Stag Party" oder "Stag Night) und wurde einst vom Vater der Braut organisiert.

Der zukünftige Ehemann musste an diesem Abend lange Ansprachen über die Bedeutung der Ehe und das Ende eines Lebensabschnitts über sich ergehen lassen - quasi als letzte Bewährungsprobe. Irgendwann bürgerte es sich ein, dass sich der Bräutigam bei Spielchen bewähren und als würdig erweisen musste. Heute wird der Junggesellenabschied meist als großes Saufgelage mit teils lustigen, teils peinlichen Spielchen sowie Stripperinnen und ähnlichem zelebriert.

Aufgrund der Emanzipation gibt es inzwischen auch Junggesellinnenabschiede, die nach ähnlichem Muster verlaufen. Meist wird sie von Freunden organisiert und findet ein bis zwei Wochen vor der Hochzeit statt, damit das Brautpaar genügend Zeit hat, sich wieder zu regenerieren.

Küssen

Bei dänischen Hochzeitsfeiern ist es Brauch, dass die Gäste Braut oder Bräutigam küssen dürfen, sobald einer der beiden den Raum verlässt. Wenn also die Braut zum Beispiel auf die Toilette geht, um ihr Make-Up nachzubessern, ist der Bräutigam während ihrer Abwesenheit zum Küssen freigegeben.

Polterabend

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Frei nach dem Motto "Scherben bringen Glück" wird am Polterabend Geschirr zerschlagen. © dpa

Es wird vermutet, dass der Brauch des Polterabends noch aus vorchristlicher Zeit stammt. Schon damals wurde Steingut und - soweit vorhanden - Porzellan zerschlagen...frei nach dem Motto "Scherben bringen Glück". Der Lärm soll außerdem böse Geister vertreiben. Die Scherben müssen anschließend vom Brautpaar gemeinsam zusammengekehrt und entsorgt werden. Doch Vorsicht: Unter keinen Umständen sollte Glas zerschlagen werden, denn das bringt Unglück.

Oft findet der Polterabend am Tag vor der standesamtlichen oder kirchlichen Trauung statt. Sein zweiter Zweck besteht darin, dass auch jene Bekannten und Freunde dem Brautpaar gratulieren können, die nicht zur Hochzeit eingeladen sind. Das Brautpaar gibt lediglich den Termin bekannt und hofft, dass viele Leute kommen. Für die Verköstigung der Gäste ist an diesem Abend gesorgt.

Reis

Das Brautpaar wird beim Verlassen des Standesamtes oder der Kirche einer alten asiatischen Tradition folgend von den Gästen mit Reiskörnern beworfen. Der Reis steht für Fruchtbarkeit und reichen Kindersegen.

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Das Werfen von Reis symbolisiert Fruchtbarkeit. Vielerorts wird es allerdings nicht gerne gesehen, wenn Lebensmittel verschwendet werden, während viele andere Menschen hungern müssen. © dpa

Inzwischen ist das Werfen von Reiskörnern allerdings in vielen Gemeinden und Kirchen verboten. Die Gründe: Die Verschwendung von Lebensmitteln (während man in anderen Teilen der Welt hungert) wird - vor allem von der Kirche - nicht gerne gesehen. Andere Personen könnten auf den Reiskörnern ausrutschen. Und zudem lockt das Lebensmittel Tauben und Ratten an und unterstützt deren Vermehrung. Wer auf das Reiswerfen nicht verzichten möchte, sollte das in jedem Fall mit der jeweiligen Gemeinde oder Kirche absprechen und selbstverständlich für die anschließende Beseitigung der Reiskörner sorgen. Als Alternativen bieten sich Seifenblasen, die von den Gästen in die Luft gepustet werden (stehen für die Träume und Hoffnungen des Brautpaars, die in Erfüllung gehen sollen), Konfetti, Bonbons oder ähnliches an.

Spalierstehen

Die Hochzeitsgesellschaft stellt sich nach der standesamtlichen oder kirchlichen Trauung in zwei Reihen auf und bildet mit den Händen einen Tunnel, den das Brautpaar durchschreiten muss. Der Gang symbolisiert den ersten gemeinsamen Weg in die richtige Richtung. Dadurch dass das Brautpaar sich einen Weg durch den meist sehr engen Tunnel bahnt, beweist es auch, dass Schwierigkeiten und Hindernisse in Zukunft gemeinsam überwunden werden. Für die Gäste ist das Spalierstehen auch eine Form, dem Brautpaar die Ehre zu erweisen.

Über die Schwelle tragen

Es ist Brauch, dass der Bräutigam die Braut nach der Hochzeit über die Schwelle der gemeinsamen Wohnung trägt. Früher glaubte man nämlich, dass böse Geister unter der Türschwelle lauern. Doch wenn der frischgebackene Ehemann seine Frau trägt, können die Dämonen ihr nichts anhaben.

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