Überraschendes Ergebnis für Windkraft: Mehrheit der Bayern wünscht sich Abschaffung der 10H-Regel
Bayern muss Gebiete für Windräder ausweisen – ein Streitthema im Landtag. Im Auftrag der Grünen erfolgte nun eine repräsentative Umfrage, die überraschende Ergebnisse bringt.
München – Lange Zeit war die 10H-Regel für den Bau von Windrädern zum Zwecke der Energiegewinnung unumgänglich. Die Vorschrift, die besagt, dass Windkrafträder mindestens einen Abstand zur nächsten Siedlung aufweisen müssen, der das zehnfache ihrer Höhe beträgt, weist mittlerweile aber Ausnahmen auf. Bayerische Bürger würden einer Umfrage zufolge sogar noch einen Schritt weitergehen – und die Regelung komplett abschaffen.
10H-Regel: Mehrheit der Bayern votiert für Abschaffung der Abstands-Vorschrift für Windräder
Bis 2026 ist Bayern verpflichtet, einen Anteil von 1,1 Prozent seiner Landesfläche als Vorranggebiete für Windräder ausweisen, bis 2032 sollen es 1,8 Prozent sein. Zurzeit liegt der Wert im Freistaat bei knappen 0,7 Prozent. Nachdem die CSU lange jegliche Lockerungen für die 10H-Regel abgelehnt hatte, änderte sie vor Monaten ihre Haltung und sprach sich für Ausnahmen aus. So gilt die 10H-Regel nun etwa nicht mehr entlang von Autobahnen oder Schienennetzen, sowie überall dort, wo ohnehin bereits Windräder stehen.
Mehr als die Hälfte der Menschen in Bayern wünscht sich laut einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey indes sogar die vollständige Abschaffung der umstrittenen 10H-Abstandsregel. 54,4 Prozent der Befragten gaben bei der Erhebung, die im Auftrag der Grünen im bayerischen Landtag erfolgte, durch ein „auf jeden Fall“ beziehungsweise „eher ja“ an, für die Abschaffung zu sein. Dagegen votierten nur 38,1 Prozent „auf keinen Fall“ oder „eher nein“ hinsichtlich einer Aufhebung der 10H-Regel. Dieses Ergebnis erscheint überraschend, mangelt es nicht nur vielerorts an tauglichen Flächen für Windenergie, sondern auch selten an Protest gegen konkrete Bauvorhaben.
Umfrage zu 10H-Regel in Bayern: Kommt jetzt die Windrad-Welle? – „Botschaft ist klar“
„Die Botschaft ist klar und deutlich: Weg mit 10H, sofort und vollständig“, deutete Grünen-Fraktionschef Ludwig Hartmann das Umfrageergebnis und forderte als „einzig logische[n] Schritt“ einen umgehenden „Booster für die Windenergie im Freistaat“, um „langfristig eine sichere, unabhängige und kostengünstige Stromversorgung für Bayern“ sicherzustellen. Dabei rekurriert er auf fast 63 Prozent der Befragten, die sich davon überzeugt zeigten, dass Bayern mehr Windräder brauche, um bis 2040 klimaneutral zu werden.

Interessant erscheinen dabei die regionalen Verteilungen in den Umfrageergebnissen: Während sich im Rest Bayerns 62,5 bis 66,4 Prozent der Befragten für die Notwendigkeit von Windkraft zum Zwecke einer erfolgreichen Energiewende aussprachen, waren es in Niederbayern nur 54,3 Prozent. Inwieweit das Wissen um die konkrete Ausgestaltung und Funktionsweise eines Windkraftrades für diese Unterschiede ausschlaggebend war, ist nicht bekannt.
Bei der Frage zur Abschaffung der 10H-Regel zeigten sich die Schwaben am zurückhaltendsten, hier sagten 50,4 Prozent ja, in Unterfranken hingegen stimmten 57,1 Prozent, in Oberbayern 56,4 Prozent der Befragten zu. Inwieweit die neu gewonnenen Ergebnisse Einfluss auf die bayerische Debatte zwischen Opposition und Regierung haben werden, könnte sich bereits am Dienstag (27. September) im Zuge der nächsten Plenarsitzung zeigen.
Übrigens: Unser Bayern-Newsletter informiert Sie über alle wichtigen Geschichten aus dem Freistaat. Melden Sie sich hier an.