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Meteorit von der A9: In diesem Teil Bayerns ist er wohl gelandet - die „Jagd“ beginnt

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Von: Dirk Walter, Johannes Welte, Markus Christandl

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Nur für Sekunden war am Montag der Meteorit (rot eingekreist) in Bayern zu sehen – hier gefilmt von einem Autofahrer auf der A 9 bei Ingolstadt
Nur für Sekunden war am Montag der Meteorit (rot eingekreist) in Bayern zu sehen – hier gefilmt von einem Autofahrer auf der A 9 bei Ingolstadt. © FKN

Am Montag sorgte ein Himmelskörper über Bayern und darüber hinaus für Aufregung. Viele Zeugen meldeten sich bei uns, über den Verbleib des Meteoriten gibt es bislang jedoch keinen Aufschluss.

Update vom 14. April 2020: Es war ein heller Fleck, der kurz über den Himmel raste und dann mit einem kurzen Schweif verglühte. Am 6. April fiel gegen 13.32 Uhr am helllichten Tag ein Meteor von Bayerns Himmel. Zuerst konnten die Forscher nur mutmaßen, wo die Trümmer des Himelskörpers niedergingen. 

Die ersten Schätzungen betrafen das Salzkammergut. Jetzt ist klar: Der Meteor ging im Nationalpark Berchtesgaden nieder! Die Jagd hat begonnen, doch wegen Corona bislang nur im Internet. Im November sorgt eine weitere Feuerkugel am Himmel über Deutschland für Gesprächsstoff.

Flugbahn lässt Fundort vermuten: Meteorit in Berchtesgaden zu finden?

Einer der Forscher, der die Spur des Himmelskörpers aufgenommen hat, ist der Kurator der Meteoritensammlung des naturhistorischen Museums in Wien, Ludovic Ferrière. Er hat die Flugbahn des Meteors anhand der Videos berechnet, die im Netz von ihm gezeigt wurden. „Er muss im Bereich des Nationalparks Berchtesgaden niedergegangen sein“, so Ferrière zur tz. 

Auf den Bildern sei zu sehen, dass sich der kosmische Fels in Brocken aufgeteilt hat – in Meteoriten. „Die werden eher in Bayern gelandet sein, es ist aber auch möglich, dass Teile in Österreich gelandet sind.“ Ferrière bekam in den vergangenen Tagen Hunderte Mails mit Fotos von Steinen zugesandt, die Bürger für Teile des Meteoriten halten, doch alles Fehlanzeige.

Auch der Augsburger Forscher Dieter Heinlein, der 2002 den Neuschwanstein-Meteoriten an der österreichischen Grenze entdeckt hatte, ist dem neuen Himmelskörper auf den Fersen. „Ein Meteor, den man am Tage sehen kann, ist sehr selten, da er groß genug sein muss, dass sein Schweif auch bei Tag sichtbar wird.“

 Wie der Neuschwanstein-Meteorit, der ebenfalls an einem 6. April auf die Erde stürzte, stamme der neue Himmelskörper aus dem Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter, wo die große Masse des Letzteren die Bildung eines weiteren Planeten verhinderte. Die Meteore fliegen mit 70 000 km/h durchs All, der Großteil der Masse verglüht beim Sturz durch die Erdatmosphäre ab 20 Kilometer Höhe. 

„Am Boden kommen sie mit 200 km/h an“, so Heinlein. Er würde ebenso wie Ferrière gerne die Berchtesgadener Alpen mit einem Suchteam durchkämmen, um den Meteoriten zu finden. „Das geht wegen der Corona-Beschränkungen natürlich nicht.“ Darum wird jetzt im Internet unter: fireball.imo.net nach Augenzeugen gesucht. Schon 874 Beobachter haben sich hier gemeldet! Johannes Welte

Hier fliegt eine Feuerkugel über Bayern: Meteorit von der A9 aus sichtbar

Erstmeldung vom 7. April 2020: 

MünchenDie wenige Zeit, die jetzt zum Radlfahren bleibt, nutzten am Montag zwei Schwestern aus dem Werdenfelser Land. Es war 15.30 Uhr, sie befanden sich gerade zwischen Barmsee und Bärnbichl, da erhellte etwas Gleißendes den tiefblauen Himmel. „Etwa so groß wie ein Handball, es glühte leicht bläulich und kam an einer Wiese nahe der B 2 runter“, erinnern sich die beiden. „Es muss aufgeschlagen sein.“ Doch eine Suche blieb vergebens.

Meteorit über Bayern: Himmelsschauspiel am Montag Nachmittag

Das, was sie da sahen, dürfte jener Meteor gewesen sein, der um 15.33 Uhr bei wolkenlosen Himmel von Westen nach Osten über die Alpen gezogen war. Zunächst hatte es Sichtungen der Feuerkugel von Ellmau am Wilden Kaiser bis zum Mondsee im Salzkammergut gegeben, Am Dienstag aber meldeten sich mehr und mehr Zeugen: Sie schickten Berichte und Filme aus dem Oberallgäu, aus Südtirol, sogar aus Slowenien.

Patrick Möhrlein filmte den Meteoriten mit seiner im Auto installierten Dash-Cam, als er bei Ingolstadt auf die Autobahn 9 auffuhr. „Es leuchtete grell weiß, etwa drei bis vier Sekunden lang“, berichtete er. Möhrlein, stellvertretender Feuerwehrkommandant in Schwaben, informierte die Polizei. Er vermutete einen Aufschlag des unbekannten Flugobjekts in Ingolstadt – aber die Polizei suchte vergebens. Wo der Besucher aus dem All letztlich eintrat und wo möglicherweise Fragmente von ihm als Meteoriten einschlugen, darüber konnte bislang niemand Auskunft geben. 

Ist der Feuerball über Bayern vollständig verglüht?

Der Grund: Es passierte bei Sonnenschein. „In der Nacht haben wir die Sterne als Fixpunkte und können so schnell die Koordinaten bestimmen“, erklärt Dieter Heinlein aus Augsburg. Er leitet das Feuerkugelnetzwerk des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Ohne Sterne müssen die Experten nun auf Berichte von Augenzeugen zur Abschätzung der Flugbahn vertrauen. Ein möglicher Aufschlagspunkt könnte zudem in einem Durchmesser von einem Dutzend Kilometer liegen. 

Momentan gehen Forscher davon aus, dass dieser am Attersee (Oberösterreich) liegt – falls der Meteor sich bei seiner kurzen Reise durch die Erdatmosphäre nicht vollständig aufgelöst hat. Vor einigen Monaten war über Bayern schon einmal ein leuchtender Feuerball zu sehen, jedoch bei Nacht:

Solche Himmelskörper sind nicht so selten, die meisten verglühen aber vollständig. Selbst wenn sie es schaffen – was nur alle paar Jahre vorkommt – bleiben nur kleine Stücke aus Metallen oder Gesteinen übrig. Beim letzten großen Sturz auf Bayern, der sich am 6. April 2002 ereignete und damit genau 18 Jahre her ist, fanden sich drei Fragmente des Meteoriten Neuschwanstein. Sie wogen zusammen sechs Kilo.

Einem Kometen-Spezialisten gelangen am Nachthimmel in Oberbayern ungewöhnliche Aufnahmen. Er fotografierte den selten Kometen „Neowise“, der im Juli zu sehen ist.

Unterdessen hält hält Corona die Welt weiter in Atem: Ein bayerischer Landkreis ist Coronavirus-Hotspot und stellt sogar den US-Staat New York in den Schatten.

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