Mit dem neuerlichen Gutachten spricht nun vieles dafür, dass es gegen den 32-Jährigen ein sogenanntes Sicherungsverfahren - wahrscheinlich vor dem Landgericht Würzburg* - geben wird. Bei solchen Verfahren geht es um die Unterbringung eines Beschuldigten in einer Psychiatrie. Die Staatsanwaltschaft schreibt dafür auch keine Anklage wie in normalen Strafverfahren, sondern eine Antragsschrift: Bis Ende des Jahres wolle die Generalstaatsanwaltschaft München die dauerhafte Unterbringung in einer geschlossenen Abteilung eines psychiatrischen Krankenhauses beantragen, teilten die Ermittler am Freitag mit.
Der Beschuldigte bleibt bei diesem Vorgehen Beschuldigter und wird nicht zum Angeklagten. Dennoch gibt es eine Verhandlung vor Gericht - in diesem Fall wohl vor einer Schwurgerichtskammer. Die Ermittler betonten am Freitag, die Einschätzung als schuldunfähig bedeute nicht, dass es Zweifel an der Täterschaft des Mannes gebe oder er unschuldig sei. Er war am 30. September vernommen worden und hatte dabei den Tatablauf detailliert geschildert. Weitere Angaben zu den Aussagen machten die Ermittler zunächst nicht.
Erwiesen ist, dass der Migrant am 25. Juni in der Mainstadt auf ihm offensichtlich unbekannte Menschen eingestochen hat*. Drei Frauen starben, fünf Menschen wurden lebensgefährlich verletzt. Zudem gab es vier Leichtverletzte. Die Ermittler hatten auf Basis eines ersten psychiatrischen Gutachtens am 20. Juli bereits mitgeteilt, dass der Mann zur Tatzeit möglicherweise schuldunfähig war.
Der Beschuldigte ist seit Monaten in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht. „Er macht mittlerweile einen guten Eindruck, ist psychisch gefestigt“, sagte sein Rechtsanwalt Hanjo Schrepfer der Deutschen Presse-Agentur. „Er ist medikamentös gut eingestellt.“ In seiner Vernehmung vor wenigen Wochen habe er die Messerattacke bedauert.
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Zeugen wollen während des Messerangriffs zweimal den Ausruf „Allahu Akbar“ („Gott ist groß“) gehört haben. Dschihadisten und Salafisten benutzen den Ausdruck oft wie einen Schlachtruf. Damit kapern die Extremisten die zentrale religiöse Formel des Islams, die seit Jahrhunderten von Muslimen weltweit benutzt wird.
Zudem soll der später mit einem Polizeischuss gestoppte Flüchtling im Krankenhaus einen Hinweis auf den Dschihad - also den „Heiligen Krieg“ - gegeben haben. Daher hielten es die Ermittler bisher für naheliegend, dass der Mann islamistisch motiviert gewesen sein könnte. Das Motiv ist aber weiter unbekannt. Beweise, dass der Somalier in eine Terrororganisation eingebunden gewesen ist, gibt es bisher nicht. (dpa) *Merkur.de/bayern ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA