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Verdienstorden 2014: Die stolzen Botschafter Bayerns

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Von: Marcus Mäckler

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Bayerischer Verdienstorden Preisträger
Freut sich fürstlich: Gloria von Thurn und Taxis erhält den Orden von Ministerpräsident Seehofer. © Marcus Schlaf

München - Sie leisten einen „unbezahlbaren Dienst an der Gemeinschaft“. Mit diesen Worten hat Horst Seehofer am Mittwoch 53 Bürger mit dem Bayerischen Verdienstorden ausgezeichnet.

Die Reden sind längst gehalten, als Horst Seehofer doch noch mal ans Mikro tritt. Vorgesehen ist das nicht. Aber der ältere, gebückte Herr, der neben ihm auf der Estrade steht, hat den Ministerpräsidenten beeindruckt. „Rabbiner Brandt hat mir gerade etwas ins Ohr geflüstert“, sagt Seehofer und wirkt dabei tatsächlich etwas erschüttert. „Er sagte: Der verstoßene Sohn ist zurück. 1938 ausgestoßen und jetzt zurück.“

Henry G. Brandt, gebürtiger Münchner, ist 87, war Landesrabbiner von Niedersachsen und Westfalen-Lippe und Gemeinderabbiner in Augsburg. Gestern hat er im Antiquarium der Münchner Residenz – „dem unbestritten prächtigsten Festsaal nördlich der Alpen“, wie Seehofer sagt – den Bayerischen Verdienstorden bekommen. Natürlich nicht als einziger, sondern mit 52 weiteren Personen, die sich in verschiedener Weise um den Freistaat verdient gemacht haben. Brandts Worte aber zeigen, dass das hier nicht irgendeine Auszeichnung ist.

Mit ihm werden einige bekannte Gesichter geehrt, darunter die Schauspieler Christiane Hörbiger und Herbert Knaup, der Münchner Erzbischof und Kardinal Reinhard Marx und Ex-Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch. Zu den Ordensträgern gehören aber auch Menschen, die jenseits des Rampenlichts Großes leisten: die Münchner Ärztin Monika Führer etwa, eine Spezialistin für Kinderpalliativmedizin. Sie alle, sagt Seehofer, sind „großartige Botschafter Bayerns“, die einen „unbezahlbaren Dienst an der Gemeinschaft“ leisten.

Das sind die Preisträger

Der, der dann kommt, ist seit 1992 selbst Träger des Verdienstordens und, wie Seehofer sagt, „bekannt für seine starke Meinung“: Dirk Ippen, Verleger unserer Zeitung und Festredner an diesem Morgen. Sein Thema ist die digitale Revolution, die, so Ippen, „größer ist als alles, was Gutenberg je gemacht hat“. Allerdings stünden wir erst am Anfang einer großen Entwicklung. Die hält Ippen für großartig, weil sie jedem das Wissen dieser Welt zugänglich macht und grenzenlose Kommunikation ermöglicht. Wichtig sei aber, auch die Kehrseite dieser Vernetzung nicht zu vergessen. „Wir bezahlen, indem wir die Privatheit unserer Person aufgeben. Darüber muss man sicher nachdenken.“

Auch die Zeitungen müssen sich im digitalen Raum ihren Platz suchen. Gleichzeitig warnte Ippen alle, die der gedruckten Presse schon das Totenglöckchen läuten, kurzfristige Veränderungen nicht zu überschätzen. Schließlich brauche es Zeitungen: Ohne freie Presse sei Freiheit nicht zu haben. Das ist auch ein Stück in Richtung Politik gesagt. „Eine Zeitung nimmt Partei, darf aber nie Parteigänger sein.“ Seehofer blickt dabei still in den Saal. Botschaft angekommen.

Die Geehrten freuen sich derweil über ihre Orden: Für Staatskanzleichef Marcel Huber „fühlt sich’s irgendwie seltsam an, weil sich in Bayern so viele andere so besonders engagieren“. Kardinal Marx, gebürtiger Westfale, gibt sich schon stolzer: „Damit habe ich meine Inkulturation in Bayern wohl abgeschlossen.“ Schauspieler Herbert Knaup, der den Allgäuer TV-Kommissar Kluftinger gibt, wundert sich gar, „dass man mit Dialekt so weit kommt“. Seine Kollegin Christiane Hörbiger, eigentlich Wienerin, nimmt den Orden aus dem Nachbarland als „Auszeichnung für mein Lebenswerk“. Sie ist eine von 26 ausgezeichneten Frauen. 49 Prozent – so viele wie nie zuvor. Seehofer nennt das „ein bemerkenswertes Ereignis“. Hörbiger nennt das selbstverständlich. „Nächstes Mal werden’s 50 Prozent.“

Marcus Mäckler

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