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„Nachfrage ist explodiert“: Brennholz in Bayern ist knapp – Preise steigen massiv

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Von: Philipp Kessler, Dominik Göttler

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Gespaltenes Holz
Seitdem der Ukraine-Krieg tobt, schnellt die Nachfrage für Brennholz in die Höhe. © Christin Klose/dpa-tmn

Die Zukunft der Gasversorgung steht wegen des Ukraine-Kriegs in den Sternen. Die Nachfrage nach Brennholz in Bayern explodiert.

München/Hohenbrunn – Seit vielen Jahren verkauft Benno Maier aus Hohenbrunn im Landkreis München Brennholz. Doch so einen Ansturm wie heuer gab’s noch nie. Bis zu 100 Anrufe mit Bestellungen gingen zuletzt ein – pro Tag. „Das ist völlig untypisch“, sagt er. „Normalerweise geht es vor dem Herbst bei uns nicht los mit den Bestellungen.“ Doch heuer hat er sogar Holz verkauft, das noch gar nicht trocken genug zum Heizen war. Der Andrang wurde so groß, dass er mittlerweile einen Hinweis auf seine Internetseite gestellt hat: Brennholz ausverkauft. Bitte nicht anrufen.

Brennholz: „Auffällig ist, dass die Bestellungen verstärkt auch aus den Städten kommen“

So oder so ähnlich klingt das gerade bei vielen Waldbauern und Brennholz-Händlern in Bayern. „Das ist ein großflächiges Phänomen“, sagt Hans Ludwig Körner vom Bayerischen Waldbesitzerverband. „Viele Waldbauern sind praktisch ausverkauft.“ Auch Gerd Müller, Leiter der Geschäftsstelle des Bundesverbands Brennholz, sagt: „Der Markt ist leer. Dieses Jahr noch trockenes Brennholz zu bekommen, ist fast unmöglich.“ Auslöser sind offensichtlich die sprunghaft gestiegenen Gas- und Heizölpreise sowie die Sorge, dass die Heizung im Winter kalt bleiben könnte. „Auffällig ist, dass die Bestellungen verstärkt auch aus den Städten kommen“, sagt Körner.

An der Holzmenge im Wald liegt es nicht, dass derzeit kaum noch Brennholz zur Verfügung steht. „Ganz im Gegenteil“, sagt Körner. „Durch den Waldumbau hin zu einem klimaresistenteren Mischwald wird das Angebot an Brennholz künftig sogar noch wachsen.“ Aber das dauert. Denn im Sommer wird ohnehin kaum Holz geschlagen. Und bis das im Herbst neu eingeschlagene Holz verheizt werden kann, muss es erst für ein bis zwei Jahre trocknen. Viele Händler reagieren schon und lassen ihr Holz mit Luftgebläse „technisch“ trocknen. Lediglich abgestorbenes Holz – etwa wegen Trockenheit – kann sofort verheizt werden.

Ster Holz wird teurer: „Im Winter werden wir die 200 Euro knacken“

Die Knappheit wirkt sich auch auf die Preise aus. Schon im Winter war die Nachfrage nach Brennholz etwas höher als in den Vorjahren. Eine Marktanalyse der Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft ergab für den Winter einen durchschnittlichen Preis von 114 Euro pro Ster Hartholz bei den Brennholzhändlern in Bayern. Laut Johann Killer von der Waldbesitzervereinigung Wolfratshausen liegt das Ster Hartholz vom Waldbauern mittlerweile bei 130 bis 150 Euro – im Baumarkt mitunter deutlich darüber. Brennholz-Händler Sepp Spitzl aus Grafing im Kreis Ebersberg ist sich sicher: „Im Winter werden wir die 200 Euro knacken.“ Auch er hat sein Telefon mittlerweile auf leise gestellt, weil er die vielen Anfragen nicht mehr bewältigen kann. „Heuer kommen vierzig mal so viele Anrufe wie sonst. Das sind zu 80 Prozent Leute, die noch nie bei mir gekauft haben. Die haben alle ihren alten Kachelofen wieder hergerichtet.“

Das Verbraucherschutzportal „Watchlist Internet“ warnte jüngst sogar vor Betrügern, die auf angeblichen Brennholz-Shops im Internet mit günstiger Ware werben. Killers Tipp: Gibt es nur Vorkasse als Zahlungsmöglichkeit, sollte man die Finger von dem Angebot lassen. „Das ist in unserer Branche absolut unüblich.“

Parallel zum Brennholz steigt auch die Nachfrage nach Holzöfen

Parallel zum Brennholz steigt auch die Nachfrage nach Holzöfen. „Mit Ausbruch des Krieges ist die Nachfrage explodiert“, sagt ein Sprecher des Zentralverbands Sanitär Heizung Klima. Zumindest einige Kunden werden ihren Ofen aber wohl nicht mehr vor Ende des nächsten Winters bekommen. Die Wartezeit liegt laut Verband zum Teil bei einem Jahr. „Die Auslastung zieht sich durch das gesamte Bundesgebiet, sogar über ganz Europa. Das wissen wir durch den Austausch mit europäischen Kollegen.“ Hinzu kommen Lieferprobleme, zum Beispiel bei den Schamotten, den feuerfesten Steinen, mit denen der Feuerraum ausgekleidet wird.

Die Preissteigerung trifft übrigens nicht nur das Brennholz. Auch bei Holzpellets hat sich der Durchschnittspreis seit Januar 2021 fast verdoppelt – auf 431 Euro pro Tonne. Die Kosten pro Kilowattstunde sind aber den Angaben des Deutschen Energieholz- und Pellet-Verbands zufolge mit 8,6 Cent immer noch erheblich niedriger als für Öl- oder Gasheizungen, die im Juni beide bei knapp 15 Cent pro Kilowattstunde lagen. dg/pk/dpa

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