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Krisenmanager für Melanie Huml: Münchens bekannter Polizeisprecher soll Gesundheitsministerin helfen

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Von: Sebastian Horsch, Patrick Freiwah, Dorita Plange

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Nach der Kommunikations-Panne bezüglich der Corona-Tests bekommt Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml einen "Aufpasser" an die Seite: Marcus da Gloria Martins von der Polizei.

München - Test-Panne, Lügenvorwurf, Rücktrittsforderungen. Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) musste in der Corona-Krise zuletzt jede Menge Kritik einstecken. Damit die Außendarstellung künftig besser sitzt, soll ihr nun der Chefsprecher der Münchner Polizei, Marcus da Gloria Martins, zur Seite stehen. Der Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Münchner Polizeipräsidiums sei zur Taskforce Corona des Ministeriums abgeordnet worden und habe dort vorübergehend die Kommunikation zu diesem Thema übernommen, teilte ein Ministeriumssprecher mit. Da Gloria Martins hatte beim Münchner Amoklauf 2016 bundesweite Bekanntheit erlangt, weil er in zahlreichen Live-Schalten im TV zu sehen war. Für seine ruhige Pressearbeit wurden er und sein Team der Polizei München auch mehrfach ausgezeichnet.

Fehler bei der Corona-Test-Auswertung: Gesundheitsministerin unter Druck, jedoch kämpferisch

In einer Sondersitzung des Gesundheitsausschusses im bayerischen Landtag musste sich Huml am Mittwoch allerdings ohne ihren neuen Sprecher behaupten. Trotz der erheblichen Pannen bei der Übermittlung von Corona-Testergebnissen verteidigte sie die bayerische Pandemie-Strategie gegen Kritik der Opposition. „Ja, es sind Fehler passiert. Ja, wir hatten Anlaufschwierigkeiten“, sagte sie, ganz in Weiß gekleidet. Verantwortung bedeute auch, dazu zu stehen, wenn etwas schief läuft, betonte die Ministerin und verwies auf Erfolge. An den acht Corona-Teststationen für Reiserückkehrer in Bayern seien bisher 2339 infizierte Menschen identifiziert worden. Insgesamt habe es an den Teststationen an Flughäfen, Bahnhöfen und Autobahnen 175.411 Tests gegeben. Die Fehler seien erkannt, kommuniziert und abgestellt worden. „Wir stellen uns diesem Virus“, gab sich Huml kämpferisch.

Marcus Da Gloria Martins hatte beim Münchner Amoklauf 2016 Bekanntheit erlangt, weil er in Live-Schalten im TV zu sehen war
Marcus Da Gloria Martins hatte beim Münchner Amoklauf 2016 Bekanntheit erlangt, weil er in Live-Schalten im TV zu sehen war. © Lukas Schulze/dpa

Dafür, dass 44.000 Proben zu spät zugeordnet wurden – darunter 900 positive – entschuldigte sich Huml bei den Betroffenen. Den Vorwurf, diese Panne bewusst zurückgehalten zu haben, wies sie noch einmal zurück. Sie habe zwar früher von den Missständen erfahren, da aber noch auf eine schnelle Lösung gehofft.

Corona-Test-Panne: „Wer garantiert, dass ein solcher Fehler nicht nochmal passiert?“

Der Opposition reicht das nicht. „Man hätte sofort nach Kenntnisnahme der Probleme alle Getesteten öffentlich darauf hinweisen müssen, dass es Pannen gab, sie einen zweiten Test machen und besser erst mal daheim bleiben müssen“, sagte uns SPD-Gesundheitssprecherin Ruth Waldmann. „So war es gefährlich für die Betroffenen und ihr Umfeld.“ Auch die Grünen äußern deutliche Kritik. „Die Fragen der Zukunft bleibt die Staatsregierung schuldig“, sagte der Grünen-Abgeordnete Andreas Krahl. Nämlich: „Wie wird garantiert, dass ein solcher Fehler nicht noch einmal passiert?“

Sogar aus den Reihen des CSU-Koalitionspartners kommt vorsichtige Kritik. Der Patientenbeauftrage der Staatsregierung, Peter Bauer (Freie Wähler), hätte sich mehr Vorlauf gewünscht, damit an den Teststationen alles richtig ablaufe. Ihm sei zwar klar, dass das enge Zeitfenster im Kampf gegen Covid-19* zum „Ritt auf der Rasierklinge“ zwinge. Aber es habe „offensichtlich nicht die qualitative Vorbereitung“ gegeben, die nötig gewesen wäre. „So macht das ganze Testen keinen Sinn“, urteilt der Patientenbeauftragte. Entscheidend sei nun, dass die richtigen Konsequenzen gezogen würden.

Marcus Gloria da Martins: Das ist der Kommunikationsleiter von Melanie Huml

Marcus da Gloria Martins, Familienvater zweier Töchter, lebte und arbeitete lange in Köln. „Der Liebe wegen“ kam er 2005 nach München. Martins begann seine Laufbahn 1993 bei der Kölner Polizei. 2003 stieg er in den gehobenen Dienst auf, zwei Jahre später wechselte er zum Polizeipräsidium München. Als 42-Jähriger wurde er 2015 Leiter der Pressestelle des Polizeipräsidiums München. Er hat die Kommunikation in den sozialen Medien stark ausgebaut. Am 22. Juli 2016 - dem Tag des OEZ-Attentats mit neun Toten - wurde er bundesweit bekannt und stand als Sprecher der Münchner Polizei wochenlang im Rampenlicht.

Um etwas gegen die steigenden Corona-Zahlen zu machen, hat Bayerns Ministerpräsident Markus Söder beschlossen, die Bußgelder* bei Verstößen gegen die Maßnahmen zu erhöhen.

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