Unerfüllter Kinderwunsch: Ab sofort zahlt Bayern bei den Behandlungen mit - den Freistaat kostet es Millionen

Der Freistaat Bayern hilft künftig ungwollt kinderlosen Paaren mit Zuschüssen für die Behandlung. Das lässt sich das Land Millionen kosten.
- Künftig zahlt Bayern einen Zuschuss für Kinderwunschbehandlungen.
- Es können bis zu mehrere tausend Euro sein. Kostenpunkt für Bayern: Sechs Millionen Euro pro Jahr.
- Für den Beschluss gab es eine ungewohnte parteiübergreifende Initiative.
München/Berlin – Bayern steigt in die Förderung der Kinderwunschbehandlung ein. Ab 1. November bezuschussen Bund und Freistaat gemeinsam die Behandlung mit in der Spitze mehreren tausend Euro. „Jeder kann sich vorstellen, wie groß die Verzweiflung sein muss, wenn sich ein Paar sehnlichst ein Kind wünscht und wenn dies einfach nicht klappen will“, sagte Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) dem Münchner Merkur. „Deshalb ist es wichtig, dass wir ungewollt kinderlosen Paaren mehr Unterstützung anbieten und ihnen zugleich Mut machen.“
Hilfen vom Bund gibt es seit 2012. Dafür mussten sich die Länder aber mit einem eigenen Förderprogramm beteiligen. Vor Bayern taten das Niedersachsen, NRW und mehrere Ost-Länder. Dass sich der Freistaat nun anschließt, wurde durch eine ungewöhnliche parteiübergreifende Initiative im Landtag angeschoben – im Mittelpunkt FDP-Fraktionschef Martin Hagen, der im ganzen Parlament und auch bei der CSU Unterstützer fand.
„Jedes Kind ist etwas Großartiges und ein Gewinn für unsere Gesellschaft“, sagt Bayerns Sozialministerin Carolina Trautner (CSU). Ein unerfüllter Kinderwunsch sei für viele Paare eine starke Belastung. „Es ist mir ein Herzensanliegen Paaren zu helfen, indem wir sie bei einer Kinderwunschbehandlung finanziell unterstützen.“
Bezusschussung für Kinderwunschhilfe in Bayern: Paare können Anträge stellen
Paare können die ersten Anträge nächste Woche über das „Zentrum Bayern Familie und Soziales“ stellen. Gefördert werden Paare mit einem gemeinsamen Hauptwohnsitz in Bayern. Bei der ersten bis vierten Behandlung der In-Vitro-Fertilisation (IVF) sowie der Intrazytoplasmatischen Spermieninjektion (ICSI) zahlen Bayern und Bund mit. Der Zuschuss beträgt bei der ersten bis dritten Behandlung bis zu 800 Euro (IVF) oder 900 Euro (ICSI) und bei der vierten (hier trägt die Krankenkasse nicht mehr die Hälfte der Kosten) bis zu 1600 (IVF) und 1800 Euro (ICSI). Die Kinderwunschbehandlung – pro Durchgang zwischen 3000 und 5000 Euro teuer – kann in Bayern oder einem angrenzenden Bundesland durchgeführt werden.
Überraschend ist, dass Bayern explizit auch unverheiratete Paare unterstützt. Die Kosten wurden im Lauf des Verfahrens auf rund sechs Millionen Euro pro Jahr geschätzt. Nach Angaben aus Giffeys Ministerium ist in Deutschland fast jedes zehnte Paar zwischen 25 und 59 Jahren ungewollt kinderlos. FDP-Mann Hagen rechnet übrigens durch die Bezuschussung mit 1000 zusätzlichen Geburten in Bayern.
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