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„Einzigartige“ Bahn-Neuheit in Bayern: Verspätete Kunden können Regionalzüge bitten, zu warten

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Von: Dirk Walter

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Der Regionalzug (hier der RB nach Kochel) soll künftig auf verspätete Züge warten. © Marcus Schlaf

Jeder Bahnfahrer kennt das: Der Zug bummelt, man wird nervös, weil man den Anschluss nicht mehr erwischt. Über eine App kann man Anschlusswünsche jetzt melden und bekommt eine Nachricht, ob der Zug warten kann – oder eben nicht.

München – In der Münchner DB-Zentrale in der Richelstraße nahe der Donnersbergerbrücke steht Markus Kies vor acht Computer-Bildschirmen. Kies ist Verkehrsdisponent bei DB Regio Bayern, er steuert die Züge für den „Planungskorridor Süd“, was in etwa Franken entspricht. Soeben hat er den Wunsch eines Fahrgastes aus dem Regionalzug Richtung Bamberg erhalten. Der Anschlusszug Richtung Saalfeld soll bitte im Bamberger Hauptbahnhof warten.

Per App kann man seine Verspätung mitteilen und der Anschlusszug wartet dann vielleicht auf einen

Tatsächlich bietet die Deutsche Bahn seit einigen Wochen einen neuen Service an, den viele Fahrgäste wahrscheinlich noch nicht kennen: Über die App des DB-Streckenagenten und der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (Bayern-Fahrplan) können Anschlusswünsche gemeldet werden. Man streicht dazu einfach über das Symbol „Warteanfrage stellen“. Bis 15 Minuten vor dem Umstieg kann man so der Bahn seinen Anschlusswunsch mitteilen. Spätestens zehn Minuten vor der Ankunft, so das Versprechen, wird der Fahrgast über eine Push-Nachricht informiert, ob der Anschluss tatsächlich wartet.

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Die Entscheidung behält sich die DB aber vor – es ist also keine Anschlussgarantie. Oft könnten Züge einfach nicht warten, weil es zu wenig Gleise im Bahnhof gibt und der Nachfolgezug schon naht. Oder weil die Strecken nur eingleisig ist und der Gegenzug nicht behindert werden soll. Dennoch lobt Patrick Pönisch, der die Marketingabteilung von DB Regio Bayern leitet, die Innovation als einmalig: Er kenne „europaweit, ja weltweit“ nicht dergleichen.

Neue App-Funktion: Missbrauch ausgeschlossen

„Wir wollen ein Gefühl von Sicherheit reinbringen“, sagt Bärbel Fuchs, Geschäftsführerin der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG). Die Idee ist schon fünf Jahre alt, die Umsetzung war in einer Kooperation von BEG und DB jedoch nicht trivial. Beispielsweise musste man ausschließen, dass Spaßvögel aus einer Laune heraus von zu Hause aus Anschlusswünsche melden, die sie gar nicht benötigen. Das ist über Tracking ausgeschlossen. Man kann die App also nur nutzen, wenn man tatsächlich in einem Zug sitzt oder an einem Bahnhof steht, versichert Fuchs.

Im Moment kann die App auch nur genutzt werden, wenn ein Fahrgast von einem Regionalzug in einen anderen umsteigen will. Der Service ist derzeit nur in DB-Zügen freigeschaltet, ab Ende des Monats auch bei der Bayerischen Regiobahn. Go-Ahead will folgen. Von der S-Bahn aus kann man die App nicht anwenden – sie ist zu oft verspätet. Auch Fernzüge sind in der Anschluss-App nicht enthalten. Das könnte aber noch folgen, sagt Pönisch.

In der Richelstraße hat Disponent Markus Kies derweil entschieden, dass der Zug nach Saalfeld nicht warten kann. Der Grund: der Zug mit dem Fahrgast, der in Bamberg umsteigen will, hat einfach zu viel Verspätung. Zwölf Minuten. Geht nicht, bedauert Kies, ehe er die Push-Nachricht an den Fahrgast versendet.

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