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„Massiver Anstieg“ und „Lage sehr angespannt“: Hilferuf aus Bayerns Kinderkliniken in der RSV-Welle

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Von: Felix Herz

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Die grassierende RSV-Welle belastet die bayerischen Krankenhäuser enorm. Unsere Redaktion hat bei ärztlichen Leitern nachgefragt – wie ist die Lage vor Ort?

Regensburg/Nürnberg – Die RSV-Welle sorgt weiter für Notstände in bayerischen Kinderkliniken. Denn sie trifft auf einen anhaltenden Pflegepersonalnotstand, wodurch Intensiv-Kinderbetten nicht betrieben werden können und es hinten wie vorne an Fachkräften fehlt.

Diese sind entweder krank, arbeiten seit Jahren an der Belastungsgrenze oder sind wegen ebenjener bereits in eine andere Branche abgewandert. Den letzten Grund führte zum Beispiel Nina Meckel, Pressesprecherin der DIVI im Gespräch mit Merkur.de als Hauptursache für die Krise an. Am Freitag, 2. Dezember, hat Merkur.de nun bei den Krankenhäusern nachgefragt – wie die Lage vor Ort ist?

RSV-Welle in Bayern: Ärztliche Leiter schlagen Alarm

„Die Lage ist sehr angespannt, die Stationen sind voll, und unsere Kolleginnen und Kollegen arbeiten in Vollauslastung“, beschreibt Prof. Dr. Christoph Fusch, ärztlicher Leiter der Klinik für Neugeborene, Kinder und Jugendliche am Klinikum Nürnberg die Lage vor Ort. Drei Kinder befinden sich ihm zufolge derzeit auf der Intensivstation, weitere 22 werden auf der Normalstation behandelt.

In der KUNO Klinik St. Hedwig Regensburg ist seit „zwei bis drei Wochen ein massiver Anstieg der RSV-Zahlen zu verzeichnen“, berichtet Professor Dr. Michael Kabesch, der dortige ärztliche Direktor. „Wir kämpfen jeden Tag darum, die kranken und vital bedrohten Kinder bei uns im Haus unterzubringen, was uns bisher gelungen ist.“ Für die Mitarbeiter bedeute dies eine „enorme Anstrengung und Belastung“, so der Direktor weiter.

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Maßnahmen in der RSV-Krise: Personal fehlt auch in den Tageskliniken

Hinsichtlich des Pflegenotstandes verwies Fusch auf die Tatsache, dass man auf dessen vielfältige Gründe bereits mehrfach aufmerksam gemacht habe und, dass ein derzeit hoher Krankenstand die „Lage zusätzlich verschärft“. Die Maßnahmen, die Gesundheitsminister Holetschek am Donnerstag, 1. Dezember, nach einer Krisensitzung bestärkt hatte, kommentiert der ärztliche Leiter in Nürnberg teils bejahend, teils korrigierend.

Planbare Eingriffe würde man bereits verschieben, ein Abweichen von der Personaluntergrenze sei ein richtiger Ansatz. Aber: Der Vorschlag mit den Tageskliniken löse das Problem nicht, da auch dort Personal fehle und sie „nicht auf eine Rund-um-die-Uhr-Versorgung von kleinsten, zum Teil sehr schwer kranken Babys und Kindern ausgelegt“ sind. Das traue sich im Übrigen auch nicht jeder aus der Erwachsenenpflege ohne die speziellen Fachkenntnisse zu.

Die RSV-Welle macht den Kinderkrankenhäusern in Bayern schwer zu schaffen – denn sie trifft auf einen ungebrochenen Pflegenotstand (Symbolbild).
Die RSV-Welle macht den Kinderkrankenhäusern in Bayern schwer zu schaffen – denn sie trifft auf einen ungebrochenen Pflegenotstand (Symbolbild). © Shotshop / IMAGO

Bisher habe man aber alle Kinder und Kleinkinder bestmöglich versorgen können oder dafür gesorgt, dass sie in anderen Kliniken untergebracht werden. Man sei in direktem Austausch mit den anderen Krankenhäusern der Region, um eine optimale Versorgung zu gewährleisten.

„Lage zusätzlich verschärft“: Brenzliger Pflegenotstand – Leiter reagieren auf Politik

Auch in Regensburg ist die Lage dramatisch. Man behandle zunehmend Kinder mit schweren Influenza-Infektionen und Kombinationsinfektionen aus RSV und Influenza. Geplante Eingriffe und Behandlungen werden bereits verschoben. Doch „die Situation wird noch über mehrere Wochen sehr kritisch bleiben“, erklärt Kabesch. Man könne nicht sagen, ob man das Schlimmste bereits hinter sich habe, ein Abflachen der RSV- und Influenza-Wellen sei derzeit nicht zu beobachten.

Einen Appell richtet Kabesch an die Eltern. Sie sollen gut überlegen, wann der Gang in die – überrannten – Notaufnahmen unausweichlich sei. „Normaler Husten, Schnupfen, Fieber für weniger als drei Tage braucht in der Regel weder Notaufnahme noch Kinderarzt“, so der Klinik-Direktor aus Regensburg. Abschließend geht es um Bundesgesundheitsminister Lauterbach: „Wir hoffen sehr, dass den vielen schönen Worten des Bundesgesundheitsministers nun endlich Taten folgen. Von den Worten alleine wird überhaupt nichts besser.“ (fhz)

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