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Wirtshaus-Sterben in Bayern - immer mehr Lokale plagen Nachwuchssorgen

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Von: Claudia Schuri

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Katharina und Konrad Goldner vom Altwirt in Wackersberg hat an zwei Tagen in der Woche geschlossen.
Katharina und Konrad Goldner vom Altwirt in Wackersberg hat an zwei Tagen in der Woche geschlossen. © Arndt Pröhl

Der Fachkräftemangel in der Gastronomie bedroht den Fortbestand der Wirtshäuser in Bayern. Die Wirte hoffen nun auf das neue Fachkräfte-Zuwanderungsgesetz.

Der Fachkräftemangel macht vielen Gastronomen das Leben schwer. Die Folge: Immer mehr Wirtshäuser müssen zusperren. Das Geschäft floriert in der Alten Gutsscheune in Häusern (Kreis Dachau): „Von den Gästen her ist heuer unser stärkstes Jahr“, so Inhaber Armin Brummer. Freuen darüber kann er sich nicht – denn an Weihnachten muss er schließen. Grund: Brummer findet keinen Koch. „Ich habe monatelang gesucht, aber es sind keine Bewerbungen eingegangen.“ 

Lange Arbeitszeiten bei geringer Bezahlung machen Gastro-Betriebe als Arbeitgeber unattraktiv 

Die letzten Jahre konnte er mit Küchenhilfen überbrücken. „Aber jetzt geht es nicht mehr.“ Vor allem die Abend- und Wochenendarbeit würden viele Bewerber abschrecken, vermutet er. „Viele Köche wechseln zum Beispiel in Kantinen, wo sie zwar weniger verdienen, aber geregeltere Arbeitszeiten haben.“ Hinzu komme die schwierige Wohnungssituation im Münchner Umland sowie Nachwuchsmangel: „In Spitzenzeiten hatte ich bis zu fünf Auszubildende, jetzt keinen einzigen mehr.“ So wie Brummer geht es vielen Gastronomen. 

Fachkräftemangel in Bayern zwingt Wirte zur Aufgabe des Geschäftsbetriebs 

„Der Fachkräftemangel ist extrem brisant“, erklärt Thomas Geppert vom Hotel- und Gaststättenverband. Die Folge: „Manche Wirte geben auf, andere reduzieren das Leistungsangebot.“ So wie beim Gasthof Altwirt in Wackersberg bei Bad Tölz. Seit kurzem hat die Traditionsgaststätte an zwei Tagen in der Woche geschlossen. „Gerne würde ich wieder sechs Tage öffnen“, sagt Wirtin Katharina Goldner. Aber dazu bräuchte sie sowohl in der Küche als auch im Service weitere Mitarbeiter. Sollte sich die Personalsituation weiter verschlechtern, befürchtet sie, ihr Angebot weiter verringern zu müssen. „Dann müssten wir zur Not überlegen, teilweise auf Selbstbedienung umzustellen.“ Sie fordert: „Wer einen Handwerksberuf lernt, muss genauso gefördert werden wie jemand, der studiert!“

Geppert plädiert für eine Änderung des Arbeitszeitgesetzes. Statt einer Tages- solle eine Wochenarbeitszeit gelten. „Bei Stoßzeiten, zum Beispiel bei Hochzeiten an Wochenenden oder bei schönem Wetter, könnte der Wirt seine Angestellten flexibler einsetzen.“ Er hofft auch auf das neue Fachkräfte-Zuwanderungsgesetz. „Es muss einfach und unbürokratisch umzusetzen sein“, sagt er. Zudem plädiert er für Steuererleichterungen. Auf Lebensmittel im Einzelhandel und Stehimbiss würden nur sieben Prozent Mehrwertsteuer fällig, in Restaurants 19 Prozent.

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Für viele sind Wirtshäuser wie ein zweites Wohnzimmer. Das Gasthaus Limm in Münsing am Starnberger See gibt es seit 1873. Nun musste das Traditionswirtshaus schließen. Schien der Fachkräftemangel bislang vor allen Lokale auf dem Land zu betreffen, stehen nun auch Münchens Gastro-Betriebe unter Druck. Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger hat das Problem erkannt und will Bayerns Dorfgasthäuser retten - mit Millionen für die Gemütlichkeit.

Dass das Problem nicht überall zutrifft, beweist die Auszeichnung von Gault Millau: Es gibt bayerische Küchenchefs, die gehören zu den besten des ganzen Landes.

Dem Feldmochinger Hof droht das Aus. Der Vermieter, die Stiftung der Raiffeisenbank München-Nord, ist nicht bereit, die Pacht zu stunden - trotz Corona-Krise.

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