Agrarministerin Kaniber schildert dramatischen Autounfall: „Ohne Gurt wäre ich nicht mehr da“

Ein schwerer Crash mit ihrem Dienstwagen hätte Bayerns Agrarminister fast das Leben gekostet. Jetzt ist sie wieder da – und zeigt sich nachdenklich.
Bad Staffelstein – Herzlichkeit kann man heucheln, die CSU begrüßte auch schon jubelnd Armin Laschet oder Angela Merkel vor laufenden Kameras. Im Fall von Michaela Kaniber ist es anders, ehrlicher. Beifall brandet auf zur Begrüßung der Agrarministerin in der internen Klausur der CSU-Fraktion, Parteifreunde drängeln sich und bitten um Selfies. In Banz hat Kaniber ihren ersten Einsatz nach ihrem schweren, für eine andere Beteiligte sogar tödlichen Autounfall vor sieben Wochen. „Ohne Gurt wäre ich heute nicht mehr da“, sagt sie.
Bayerns Agrarministerin Kaniber schildert Momente nach dramatischem Autounfall
Wer sie jetzt trifft, im fränkischen Banz und erstmals öffentlich auf der Grünen Woche in Berlin, erlebt eine nachdenkliche, bewegte Politikerin. Die 45-Jährige spricht über die dramatischen Sekunden des Unfalls, als bei einem Ausweichmanöver ein anderes Fahrzeug frontal in die Dienstlimousine schleuderte. Kaniber las Akten, schrieb eine SMS, wurde durch einen Schreckensruf ihrer Fahrerin – „Oh mein Gott!“ – hochgerissen.
„Ich schaue nach vorn, da kommt das Auto geflogen, und dann hat es auch schon gekracht.“ Die Airbags lösen aus, alles weiß, dann totale Stille. Als Kaniber zu sich kommt, weiß sie erst nicht, ob tot oder lebendig. Sie prüft, ob Knochen rausstehen, fragt, ob ihre Fahrerin lebt, klettert aus dem Auto – und stellt fest, dass sie nicht mehr atmen kann. Neben dem Wrack bricht sie bewusstlos zusammen.
CSU-Politikerin Kaniber überlebt furchtbaren Crash, eine Frau stirbt – „berührt mich unglaublich“
Retter, vom automatischen Notrufsystem des BMW alarmiert, bringen sie in die Klinik. Brustbein gebrochen, Steißbein schwer lädiert, es folgen Wochen unter starken Schmerzmitteln. Kaniber sucht die Hilfe eines Pfarrers und eines Psychologen. Die 58-jährige Fahrerin des Wagens, der beim Ausweichen in ihren BMW schleuderte, starb. Das sei, sagt Kaniber, für sie das Schlimmste, es „berührt mich unglaublich“.
Anzusehen ist der Ministerin das traumatische Erlebnis erst auf den zweiten Blick. Sie läuft mit einem Sitzring in der Hand über die Flure in Banz. Steht viel. Ernster als sonst. Die erste lange Autofahrt nach Franken, dann nach Berlin, insgesamt bald 1500 Kilometer, bereitet Schmerzen. Sie will das Fahr-Pensum verkleinern, sich stärker auf Oberbayern fokussieren. „Natürlich macht man sich Gedanken, wie man mit seiner Zeit und den Kilometern besser haushaltet.“
Für Kaniber ist es quälend, jetzt aufs Tempo achten zu müssen. Sie würde gerne täglich die Ampel in Berlin attackieren. Für die CSU ist Wahljahr, in der Partei sortiert sich dann auch einiges neu. Manche sehen in Kaniber eine mögliche selbstbewusstere Fraktionschefin für die Zeit nach Oktober. Der ehrliche Beifall und die warmen Worte sagen darüber zwar nichts aus – aber tun auf jeden Fall gut. (cd)