München - 300 Brücken in Deutschland sind in einem schlechten Zustand, 42 davon stehen in Bayern. Nun hat Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) 674 Millionen Euro für ihre Sanierung locker gemacht. Dauerhaft wird das Problem so aber nicht zu lösen sein.
Im März stellte die SPD eine parlamentarische Anfrage zum Zustand deutscher Brücken ans Bundesverkehrsministerium. Die Antwort aus dem Ministerium schreckte auf: Rund 300 Brücken sind demnach dringend sanierungsbedürftig. Risse im Fahrbahnbelag, in Betonpfeilern, Rostfraß. Im Freistaat stehen derzeit 42 Brücken, bei denen „umgehende Instandsetzung beziehungsweise Erneuerung erforderlich“ seien. Zudem hieß es aus dem Ministerium, dass sofortige Maßnahmen zur Schadensbeseitigung, Warnhinweise zur Aufrechterhaltung der Verkehrssicherheit nötig seien.
Die Brücken in Bayern werden regelmäßig kontrolliert, dabei werden Noten von eins bis vier vergeben. Die Meinungen über die Aussagekraft dieser Bewertungen gehen weit auseinander. Verkehrsexperten von ADAC und Dekra sehen ab einer Note von 3,5 oder schlechter - so sind aktuell die 42 bayerischen Brücken bewertet - die Verkehrssicherheit und Brückenstabilität gefährdet. Das Bayerische Innenministerium hält dagegen: „Für eine Bewertungen ab 3,5 kann auch schon ein rostiges Geländer verantwortlich sein.“
Viele der nun maroden Brücken wurden vor 30, 40 Jahren gebaut. Damals war nicht absehbar, dass vor allem der Güterverkehr auf deutschen Straßen stark zunehmen wird. „Schwertransporte spielen für den Verschleiß der Bauwerke eine herausragende Rolle“, sagt ein Sprecher des bayerischen Innenministeriums. Einsturzgefahr bestehe jedoch nicht.
Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer reagiert nun auf diesen Missstand. Für Bundesfernstraßen stehen seinem Ministerium 2,2 Milliarden Euro zur Verfügung, 674 Millionen Euro davon sollen nun deutschlandweit in die Brückensanierung fließen. „Damit werden zunächst vorrangig die rund 300 Brücken instand gesetzt, die als besonders ,bedürftig‘ eingestuft sind. Erhalt geht ganz klar vor Neubau“, sagt Ramsauer gegenüber unserer Zeitung. Bayern hat aus dem Topf bislang 88 Millionen Euro beantragt und investiert aus eigener Tasche nochmal 25 Millionen Euro. Bei der Frage, wer für den derzeitigen Zustand der Bauwerke die Verantwortung trägt, gehen die Meinungen auseinander. „Die Schäden sind nicht über Nacht entstanden. Hier wurde über Jahre hinweg zu wenig investiert“, sagt Ramsauer mit Blick auf seine Amtsvorgänger, seit 1998 allesamt von der SPD.
Der Nürnberger Martin Burkhardt, Verkehrsexperte der SPD im Bundestag, kritisiert die Finanzspritze als einen „Tropfen auf den heißen Stein“. Ihm gehen die derzeitigen Maßnahmen nicht weit genug. „Es bräuchte jetzt ein Verkehrskonzept der Regierung, um alte Brücken dauerhaft zu erneuern.“ Sonst stehe man in ein paar Jahren wieder da.
Jedoch gesteht auch er ein: „Ein Programm zur Sanierung von Brücken stand auch bei der SPD in den letzten Jahren nicht im Fokus.“
Patrick Wehner