BGL: THW-Leute verunglücken im Katastrophengebiet schwer - Helfer betreuen „einige hundert“ Evakuierte

Das Berchtesgadener Land wurde am Wochenende zum Katastrophen-Gebiet - eine Herausforderung für die ehrenamtlichen Helfer. Auch ein schwerer Unfall war zu beklagen.
Berchtesgaden - Die Region Berchtesgadener Land ist am Wochenende zum Krisengebiet geworden: Am Sonntag galt der Katastrophenfall, Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) reisten an, um sich ein Bild von der Lage zu machen.
Schwer gefordert waren am Südostrand Bayerns aber nicht zuletzt die ehrenamtlichen Helfer: Das Bayerische Rote Kreuz (BRK) Berchtesgadener Land berichtete von mehreren dramatischen Einsätzen. Bei einem schweren Unfall wurden gar Kräfte des Technischen Hilfswerks (THW) schwer verletzt.
Berchtesgadener Land von Hochwasser-Katastrophe heimgesucht: THW-Fahrzeug verunglückt im Einsatz
Auf der B319 in Berchtesgaden geriet den Angaben zufolge ein Spezialfahrzeug des THW auf abschüssiger Strecke auf die Gegenfahrbahn, stieß mit einem VW Golf zusammen, überschlug sich und blieb auf dem Dach liegen. Vier Menschen wurden dabei verletzt, zwei von ihnen schwer, wie das BRK Berchtesgadener Land weiter mitteilte. Die Unfallursache ist noch unbekannt. Die Polizei hielt offenbar eine Überhitzung des Bremsen für möglich. Den Angaben zufolge war das THW-Fahrzeug mit Sandsäcken beladen.
Der 25 Jahre alte Beifahrer erlitt so schwere Verletzungen, dass er mit einem Hubschrauber in ein Salzburger Klinikum geflogen werden musste. Der Fahrer wurde mittelschwer verletzt, das Urlauber-Ehepaar an Bord des VW kam mit leichten Verletzungen davon - obwohl sein Auto völlig zerstört wurde. Die drei Unfallopfer kamen in umliegende Kliniken.
Berchtesgadener Land: Auto auf Bundesstraße abgetrieben - Helfer müssen „einige hundert“ Evakuierte betreuen
Bereitschaftsdienste des BRK aus Ainring, der Stadt Freilassing, Bad Reichenhall, Berchtesgaden und Teisendorf sind nach eigenen Angaben schon seit Samstagabend im Dauereinsatz - unter anderem als Verstärkung für reguläre Retter, da Ortsteile im inneren Landkreis Berchtesgaden aufgrund nicht mehr passierbarer Straßen nur noch über zum Teil weite Umwege erreichbar waren. Auch die Ehrenamtler der BRK-Wasserwachten seien gefordert. So mussten etwa am Samstagabend auf der B305 Insassen eines von der Königsseer Ache abgetriebenen Autos gerettet werden.
Wichtige Dienste leisten die Helfer unterdessen auch bei der Betreuung der unverletzten Hochwasser-Opfer im Landkreis Berchtesgadener Land: Es gelte, „einige hundert“ Evakuierte zu betreuen, zu verpflegen, unterzubringen und psychologisch zu versorgen, hieß es.
Königssee: Bergsteiger nach Hochwasser gestrandet - Wasserwacht und Polizei setzen dringende Appelle ab
Auch um gestrandete Bergsteiger im Krisengebiet mussten sich die Kräfte kümmern. Da die Schifffahrt über den Königssee wegen des Hochwassers eingestellt wurde, war den Sportlern der Rückweg verbaut. Die Berchtesgadener Wasserwacht richtete einen dringenden Appell an Betroffene: „Die Wanderer sollen unbedingt bei uns anrufen und bei diesen Verhältnissen nicht versuchen, selbst über das unwegsame Ostufer oder den ausgesetzten Rinnkendlsteig zurückzukommen“, erklärte ihr Technischer Leiter, Martin Planegger.
Die Polizei hat nach eigenen Angaben auch mit Schaulustigen und Selfie-Jägern zu kämpfen. Immer wieder begäben sich Schaulustige in Gefahrenbereiche oder nah an die über die Ufer getretenen Gewässer, erklärten das Polizeipräsidium Oberbayern Süd und das Landratsamt Berchtesgadener Land am Sonntag in einem gemeinsamen Statement. Die Behörden richteten auch in dieser Angelegenheit einen dringenden Appell an die Menschen in der Region: „Bleiben Sie dringend von den Ufern der Gewässer fern! Begeben Sie sich nicht in die Gefahrenbereiche und behindern die eingesetzten Rettungskräfte!“
BRK-Kreisbereitschaftsleiter Florian Halter dankte den ehrenamtlichen Einsatzkräften am Sonntag - auch in Anbetracht belastender Eindrücke wie Notfälle mit zwei Toten. Für Berchtesgaden und Umgebung gab es allerdings weiterhin keine Entwarnung: Auch für Sonntagabend warnte der Deutsche Wetterdienst vor Dauerregen. Für Entsetzen in der Sport-Szene sorgte die Zerstörung der Eisarena Königssee bei Schönau. (fn)