„Hoffentlich wirst du auch weggemessert!“ - Bruder der Tramperin Sophia erhält Hassmails

Die vor zwei Wochen vermisste 28-jährige Tramperin Sophia L. ist vermutlich ermordet worden. Ihr Bruder erhält wüste Anfeindungen im Netz.
Bayreuth - Ein offizielles Statement der Polizei gibt es zwar noch nicht, jedoch ist es sehr wahrscheinlich, dass die vermisste Sophia L. tot ist. Eine Leiche wurde an einer spanischen Tankstelle gefunden, woraufhin ihr Bruder, Andreas Lösche (51), bereits eine Trauermeldung auf Twitter gepostet hat: „Rest in Peace, my wonderful sister, Rest in Peace! You made this world a better place...“ (auf Deutsch: Ruhe in Frieden, meine wundervolle Schwester, Ruhe in Frieden. Du hast diese Welt zu einem besseren Ort gemacht...).

Ekelkommentare auf Twitter
Liest man die Kommentare unter dem Twitterpost, findet man neben Beileidsbekundungen auch Nachrichten voller Fremdenhass und Häme: „Zum Glück hat mein großer Bruder mir erklärt, dass man nicht zu Muslimen ins Auto steigt, deswegen leb ich noch!“ Ein anderer User schreibt: „Man hat nicht mit denen Mitgefühl, die die Pest in das Land schleusen. Die schleuste Wilde ein, die den Islam verkörpern.“ Gemeint ist Sophia L., welche sich laut ihrem Bruder gegen Rechtsextremismus engagierte und aktiv Flüchtlinge unterstützt habe.
Der Lastwagenfahrer ist Marokkaner
Nachdem sich die Beweise immer mehr verdichtet hatten, dass der Lastwagenfahrer, bei dem Sophia L. einstieg, vermutlich ihr Mörder ist, begann eine rechte Hetze im Netz. Denn der Trucker ist Marokkaner. In einem Brief an die BILD äußerte sich der Bruder, der zudem Kreisratvorsitzender der Grünen in Bamberg ist, so: „Sophia würde unter keinen Umständen wollen, dass auf ihre Kosten rassistische Hetze betrieben wird, wie es teils schon geschehen ist. Für ihn sind die rassischen Kommentare unerträglich: „Wir möchten dabei darauf hinweisen, dass die Nationalität eines möglichen Täters nichts mit seinen Taten zu tun hat. Sophia ist in der Unterstützung von Geflüchteten aktiv und engagiert sich gegen Rechts.“ Sophia war vor ihrem Verschwinden auf der griechischen Insel Lesbos für die Organisation „No border kitchen“ tätig.

Juristisches Nachspiel
Seitdem erhält die trauernde Familie unzählige Hassmails und Drohungen - ausländerfeindlich und ohne jede Empathie. Sophia sei selbst Schuld an ihrem Schicksal. „Hoffentlich wirst du auch noch weggemessert“, ist ein weiteres trauriges Beispiel für die Welle an Hasskommentaren, die Andreas entgegen schlägt, wie er in einem Interview mit dem Tagesspiegel verrät. Mittlerweile sammelt er die Drohungen und Beschimpfungen, um sie später juristisch prüfen zu lassen. Er will sich wehren gegen Sprüche wie: „Euch vermisst eh keiner, euch scheiß Zecken“, oder „Findet eine Beerdigung statt und geht da der Hut um für eine Schlepperhilfeorganisation wie Sea Watch? Würde gern eine Haftmine spenden“.

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rm