Corona-Inzidenz in Bayern sinkt weiter: Doch Infektiologe widerspricht Söders Vermutung
Die Inzidenz in Bayern ist ebenso gesunken wie die Anzahl der Hotspot-Regionen. Die Todeszahlen sind beunruhigend. Der News-Ticker.
- Münchner Infektiologe sieht sinkende Inzidenzen nicht als Entschleunigung des Infektionsgeschehens. Er vermutet einen anderen Grund. (Update vom 2. Dezember, 9.01 Uhr)
- Die Zahl der Corona-Toten in Bayern ist überdurchschnittlich hoch. (Update vom 2. Dezember, 7.07 Uhr)
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Update vom 2. Dezember, 20.22 Uhr: Einen Tag nach dem Corona-Gipfel von Bund und Ländern tagt das Kabinett von Markus Söder. Die anschließende Pressekonferenz können Sie am Freitag hier verfolgen.
Update vom 2. Dezember, 11.17 Uhr: In dieser Woche sollen nach derzeitigem Stand insgesamt 21 Covid-Intensivpatienten aus Bayern in andere Bundesländer verlegt werden. Das sagte eine Sprecherin des Innenministeriums am Donnerstag auf Anfrage der dpa. Zwei Patienten wurden demnach am Mittwoch bereits verlegt, 17 weitere sollten am Donnerstag und Freitag folgen, bei zweien waren die Einzelheiten noch nicht geklärt. Zu einem Großteil erfolgen die Verlegungen auf dem Luftweg. Grund ist die Überlastung vieler bayerischer Intensivstationen. Die Planungen können sich jedoch kurzfristig ändern - ein maßgeblicher Faktor ist der Zustand der Patienten.
Update vom 2. Dezember, 10.06 Uhr: Die Inzidenz im bayerischen Landkreis Weilheim hat im Vergleich zum Vortag einen heftigen Sprung gemacht. Laut RKI liegt sie am Donnerstag, 2. Dezember, bei 1115,1. und hat somit den Hotspot-Wert von 1000 überschritten. Am Vortag hatte der Wert bei 918,2 gelegen. Der Sprung hat enorme Auswirkungen für die Bürger. Ab Morgen gelten in der Regionen die verschärften Lockdown Maßnahmen. So müssen die Gastronomie, die Hotels, die Sport- und Kulturstätten schließen, Freizeit-, Sport- und Kulturveranstaltungen werden verboten.
Update vom 2. Dezember, 09.01 Uhr: Die Inzidenzen in Bayern gehen seit knapp einer Woche stetig zurück. Die Zahl der bayerischen Corona-Hotspot liegt mittlerweile bei drei. Letzte Woche waren es noch neun Kreise, die eine Inzidenz über 1000 aufwiesen. Ministerpräsident Markus Söder führt den Rückgang auf die Wirkung der getroffenen Maßnahmen zurück. Ein Münchner Infektiologe Clemens Wendtner steht dem skeptisch gegenüber. Er glaubt nicht, dass eine Entschleunigung des Infektionsgeschehens aktuell stattfindet.
Sinkende Inzidenzen in Bayern: Münchner Infektiologe blickt mit Sorge auf Infektionsgeschehen
Im Spiegel-Interview erklärt er, er vermute eher, dass die Gesundheitsämter an vielen Orten an ihre Belastungsgrenze stoßen. Genau das sei ja auch in München passiert. „Noch am 11. November lag die Inzidenz dort bei 93,3 – nachdem das Personal aufgestockt worden war, stieg sie sprunghaft an und liegt inzwischen, nur knapp drei Wochen später, bei 433,1“, so der Experte. Je höher die Inzidenz, desto unsicher seien die Zahlen. „Davor haben viele Experten gewarnt.“ Hinzu komme die hohe Auslastung der Labore und Engpässe bei den Test-Kits. „In so einer Situation werden automatisch weniger Menschen getestet, das heißt, die Dunkelziffer steigt“, gibt Wendtner gegenüber dem Spiegel zu bedenken.
Auch die Stagnation der Hospitalisierungsrate sei kein zuverlässiger Wert. Laut dem Infektiologen sei die Zahl mit Vorsicht zu genießen, da Intensivpatienten aktuell in andere Bundesländer oder das Ausland verlegt werden. Das bringe nur eine kurzfristige Entlastung. Die momentanen Einschränkungen hält Wendtner für nicht ausreichend. „Aus meiner Sicht wird man flächendeckende Kontaktbeschränkungen in ganz Deutschland brauchen“, sagt er. Ob diese Maßnahmen am heutigen Corona-Gipfel beschlossen werden, bleibt abzuwarten.
Update vom 2. Dezember, 07.07 Uhr: In Bayern und anderen Bundesländern mit niedriger Impfquote sterben derzeit im Verhältnis erheblich mehr Menschen an und mit Corona als im besser durchgeimpften Norden Deutschlands. Das geht aus statistischen Analysen der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität hervor. Grundlage sind die offiziellen Daten des Robert Koch-Instituts und der Gesundheitsbehörden.
Corona in Bayern: Niedrige Impfquote - mehr Tote
In Bayern sind demnach im Verhältnis zur Bevölkerung in sieben Tagen (Stand 1.12.) mehr als dreimal so viele Corona-Patienten gestorben wie in Bremen, dem Land mit der höchsten Impfquote. So gab es im Freistaat 3,9 Todesfälle pro 100 000 Einwohner, in Bremen 1,18. Nachzulesen ist das auf den „Corona Maps“ des Instituts für Statistik an der LMU. Bayern hat in sieben Tagen 512 Corona-Todesfälle gemeldet, in absoluten Zahlen mehr als jedes andere Bundesland. Die meisten Toten im Verhältnis zur Bevölkerungszahl zu beklagen haben Thüringen (7,88) und Sachsen (6,75), Bayern folgte am Mittwoch auf Platz drei.
Corona-Inzidenz in Bayern weiter rückläufig - auch Zahl der Hotspot-Gebiete sinkt
Die Sieben-Tage-Inzidenz in Bayern ist weiter rückläufig. Am Donnerstag meldete das Robert-Koch-Institut (RKI) einen Wert von 571,6. Am Mittwoch hatte er noch bei 589,3 gelegen. Auch die Anzahl der Hotspot-Gebiete - also Regionen mit einer Inzidenz über 1000 - ist gesunken. Noch drei Landkreise liegen laut RKI am Donnerstag über dem Wert von 1000. Dazu gehören Freyung-Grafenau, Rottal-Inn und Weilheim-Schongau. Letzterer liegt somit erstmal über dem Wert von 1000 und muss ab Freitag in den Lockdown.
Update vom 1. Dezember, 21.21: Ein Sportladen-Besitzer aus Niederbayern, eine Mutter aus Traunstein, eine Intensivpflegekraft aus München. Unter anderem diese Menschen waren in der BR-Sendung „jetzt red i“ zu Gast, bei der CSU-Chef Markus Söder einige Fragen rund um die Corona-Krise beantwortete. Söder betonte, dass die in Bayern getroffenen Maßnahmen bereits Wirkung zeigten, es jedoch insgesamt keinen anderen Weg aus der Pandemie gebe als das Impfen. Dies werde man versuchen, schleunigst auf Bundesebene auf den Weg zu bringen.
Corona: Söder live im BR - Impfpflicht einziger Weg aus der Pandemie
Eine umfassende Neu-Gestaltung des Pflegeberufs sei außerdem geplant, so der Ministerpräsident. Abgesehen von einem steuerfreien Bonus, der so schnell als möglich ausbezahlt werden soll, werde man langfristig an einigen Stellschrauben wie bessere Bezahlung und Ausbildung arbeiten. Für Schausteller brachte er finanzielle Hilfen in Aussicht. Insgesamt sei es jetzt wichtig, sich an die Regeln zu halten, damit ein deutliches Senken der Inzidenzen und eine damit verbundene Entlastung in den Krankenhäusern möglich seien.
Update vom 1. Dezember, 16.02 Uhr: Markus Söder hat das Impfzentrum in Nürnberg besucht. Bei einem anschließenden Pressestatement live auf ntv appellierte er nochmal an die Bevölkerung, das Angebot auch anzunehmen. Auch das Krankenhaus in Nürnberg sei voll, man sei an der Belastungsgrenze. Die Pflegekräfte seien überfordert, man verstehe nicht, warum so wenige Menschen geimpft sind. „Warum die Impfung so wichtig ist?“ Nicht nur Corona-Patienten bräuchten Intensivbetten, sondern jeder kann in eine Situation kommen, in der man ein Bett braucht, erklärt Söder. Nach einem Unfall, Schlaganfall oder wegen anderen Umständen.
Die Mischung aus Welle brechen und boostern sei daher der richtige Weg. Im Hinblick auf die Beschränkungen sagte er: „Wir tun es nicht, weil wir es mögen oder es uns Spaß macht, wir tun das, was wir tun müssen, um die Menschen zu schützen und Leben zu retten.“ Jeder der sich Impfen lässt, schützt auch andere und nicht nur sich selbst. Solidarität sei gefragt. Söder bedankt sich in diesem Zusammenhang bei den Mitarbeitern der Impfzentren und freut sich über die Neueröffnung des Impfzentrums in Nürnberg.
Außerdem forderte der Landeschef empfindliche Geldstrafen für Verstöße gegen eine mögliche Impfpflicht. Es gebe verschiedene Pflichten im Leben, die Gurtpflicht beim Autofahren gehöre beispielsweise dazu, sagte er. „Alles wird im Zweifelsfall durchgesetzt, mit Zwangsgeldern, die sich dann auch steigern können“, so Söder. „Impfpflicht bedeutet dann aber, dass beispielsweise mit Geldstrafen belegt wird, wer sich weigern sollte.“ Diese könnten dann in Wiederholungsfällen auch steigen.
Corona-Impfstoffmangel im Landkreis und in der Stadt Rosenheim
Update vom 1. Dezember, 15.28 Uhr: Nur die Impfung ist der langfristige Weg aus der Pandemie. Ein Leitsatz von Politikern und Wissenschaftlern seit Wochen und Monaten. Lange Zeit stagnierte die Impfbereitschaft allerdings, nur um jetzt bei steigenden Zahlen und verschärften Regeln wieder anzuziehen. Nur kommen die zuständigen Verteilungsstellen im Bund nicht mehr mit den Lieferungen hinterher. Das ist vor allem für die stark gebeutelten Regionen im Südosten Bayerns bitter. Sonderimpfaktionen in Stadt und Kreis Rosenheim müssen jetzt aufgrund von Impfstoffmangel abgesagt werden.
Wie aus einer Pressemitteilung des Landratsamts Rosenheim und der Führungsgruppe des Katastrophenschutzes hervorgeht, fehlt es massiv an Impfstoff. Der Leiter des Impfzentrums Rosenheim, Hans Meyrl, hatte 22.000 Dosen des Vakzins von Biontech/Pfizer bestellt. Bekommen hat er nur 1000. Man könne nur die gestiegene Nachfrage an Erst-, Zweit- und Boosterimpfungen befriedigen, weil Meyrl bereits vor Wochen mehr bestellt hat, als es damals nötig gewesen wäre. Aber auch diese Vorräte gehen jetzt zur Neige.
Um wenigstens den Betrieb des Impfzentrums auf der Loretowiese aufrechterhalten zu können und um genug Impfstoff für die niedergelassenen Ärzte zur Verfügung zu haben, entschloss man sich jetzt, Sonderimpfaktionen abzusagen. Die für diese Woche geplanten Sonderimpftage in Rohrdorf, Bad Feilnbach und Ostermünchen finden noch statt. Abgesagt sind dagegen alle weiteren Sonderimpftage in Wasserburg, Raubling, Bad Endorf, Söchtenau, Rosenheim, Prien, Stephanskirchen und Rohrdorf. Die Forderung der Beteiligten lautet jetzt: mehr Verlässlichkeit bei der Belieferung mit Impfstoffen.
Erste Landkreise dürfen Corona-Lockdown-Beschränkungen wieder lockern
Update vom 1. Dezember, 11.07 Uhr: Die ersten beiden bayerischen Landkreise dürfen die wegen Inzidenzen von mehr als 1000 verhängten verschärften Corona-Regeln wieder lockern. Ostallgäu und Deggendorf lagen am Mittwoch den jeweils fünften Tag am Stück wieder unter der Schwelle. Damit fallen dort die zusätzlichen Beschränkungen ab Donnerstag weg.
Dann ist in den zwei Landkreisen unter anderem der Zutritt zu Sportstätten, Kulturbereich, Bädern und Fitnessstudios für Geimpfte oder Genesene jeweils mit Test (2G plus) wieder erlaubt. Mit 2G können außerdem Gastronomie und Beherbergungsbetriebe wieder besucht werden, zudem Einrichtungen der Aus- Fort- und Weiterbildung, Fahrschulen und körpernahe Dienstleistungen. Im Handel können wieder mehr Kunden in die Geschäfte.
Als Hotspots gelten in der heftigen vierten Corona-Welle Landkreise und kreisfreie Städte mit einer Sieben-Tage-Inzidenz über 1000. In diesen Regionen muss das öffentliche Leben in weiten Teilen heruntergefahren werden. In der Spitze waren zwölf bayerische Landkreise betroffen. Am Mittwoch lagen laut Robert Koch-Institut aber nur noch vier bayerische Landkreise über 1000 (siehe Erstmeldung). In den nächsten Tagen könnten dementsprechend in weiteren Landkreisen die Maßnahmen aufgehoben werden, sofern der Trend anhält.
Inzidenz in Bayern sinkt weiter, Anzahl der Hotspot-Regionen halbiert sich - doch ein wichtiger Wert steigt
Erstmeldung vom 1. Dezember, 8.29 Uhr: München - Die Sieben-Tage-Inzidenz in Bayern ist weiter rückläufig. Am Mittwoch meldete das Robert-Koch-Institut (RKI) einen Wert von 589,3. Am Dienstag hatte er noch bei 618,2 gelegen, am Montag bei 627,6. Die Zahl der täglichen Neuinfektionen in Bayern ist ebenfalls gesunken - von über 17.000 am Tag in der vergangenen Woche auf 12.409 am Mittwoch, wie aus RKI-Daten hervorgeht. Auch die Anzahl der Hotspot-Gebiete - also Regionen mit einer Inzidenz über 1000 - ist gesunken.
Corona in Bayern: Anzahl der Hotspot-Gebiete halbiert sich
- Landkreis Rottal-Inn: 1233,2
- Landkreis Freyung-Grafenau: 1186,9
- Landkreis Rosenheim: 1103,8
- Landkreis Mühldorf am Inn: 1025,0
Corona in Bayern: Vier Hotspot-Gebiete weniger
Am Dienstag lagen noch acht Regionen über 1000, am Mittwoch (1. Dezember) waren es nur noch vier. Einige Kreise liegen nun knapp unter dem Hotspot-Grenzwert, wie die Landkreise Passau (998,7), Traunstein (989,9) und Deggendorf (976,7).
Die Zahl der Covid-Schwerstkranken auf Bayerns überlasteten Intensivstationen ist dagegen trotz Verlegungen in andere Bundesländer weiter gestiegen. Am Mittwoch meldete das bundesweite Intensivregister 1065 Corona-Intensivpatientinnen und -patienten, das waren knapp 60 mehr als eine Woche zuvor.
Bayern: Söder kündigt weitere Corona-Einschränkungen für Ungeimpfte an
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte am Vorabend weitere Verschärfungen der Corona-Einschränkungen für Ungeimpfte angekündigt, unter anderem im Einzelhandel. Wer nicht geimpft ist, soll kein Geschäft mehr betreten dürfen, abgesehen vom Einkauf des täglichen Bedarfs.
Die Zahl der Corona-Intensivpatienten nimmt mittlerweile etwas langsamer zu als in den Vorwochen, aber in vielen Krankenhäusern herrscht nach wie vor Ausnahmesituation: So waren am Mittwoch laut Intensivregister zwölf der derzeit 18 Intensivpatienten im Kreis Altötting Corona-Fälle, ein Bett war noch frei.
Viele Corona-Tote in Bayern: Niedrige Impfquote als Grund?
Nach wie vor sterben im Freistaat vergleichsweise viele Covid-Patienten. Das RKI meldete 121 weitere Todesfälle. Innerhalb von sieben Tagen hat die Pandemie in Bayern nach Auswertung der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität 512 Tote gefordert, im Bundesvergleich ein weit überdurchschnittlicher Wert. Mediziner machen dafür die niedrige Impfquote in Bayern verantwortlich. (kam mit dpa)