Mangelhafte Corona-Schutzmasken in Bayern im Umlauf - Gesundheitsministerium sieht keine „Qualitätsmängel“

Viel Geld für mangelhafte Masken hat man in Bayern zu Beginn der Pandemie ausgegeben. Nicht wenige davon wurden an Ärzte und Krankenhäuser verteilt.
Bayern - Als sich die Corona-Pandemie* im Frühjahr 2020 ausbreitete, wurden Masken zum knappen Gut. Der Bund, aber auch die Länder mussten damals schnell handeln und haben eingekauft. In diesem Zeitraum lieferte auch das Schweizer Unternehmen „Emix“ Masken chinesischer Hersteller an Bayern, Nordrhein-Westfalen sowie den Bund. Das Problem: Die Qualität vieler dieser Masken war schlecht. Laut BR-Recherchen zahlte Bayern damals einen Stückpreis von 8,90 Euro pro Maske, der Bund dagegen 5,58 Euro. Zu diesem Masken-Deal kam es durch Hilfe von Andrea Tandler, Tochter des ehemaligen CSU*-Generalsekretärs und früheren bayerischen Ministers Gerold Tandler. Tandler soll dafür Provisionen in Millionenhöhe erhalten haben.
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Mangelhaft und teuer: Trotzdem wurden die Schutzmasken verteilt
Unter den gelieferten Masken seien auch Masken der Marke „Lanxin“ gewesen. Zwei Chargen dieser Masken habe der TÜV Nord einem BR-Bericht zufolge im Juni 2020 geprüft. So hätten zwei Prüfer eineinhalb Stunden gebraucht, um die Masken zu begutachten und ihr Protokoll zu verfassen. Demnach seien die Masken ordentlich gefaltet, sauber und trocken, und säßen gut. Auch der Geruch sei protokolliert worden: „No strange or disgusting smells are identified“, also keine seltsamen oder ekelerregenden Gerüche. Das Ergebnis der Prüfung: Alle Kriterien erfüllt. Aber: Ein Test, wie viele Aerosole diese Masken durchlassen, habe den Prüfberichten zufolge nicht stattgefunden.
Trotz des fehlenden Tests sei dieser Bericht die Grundlage für das Bundesgesundheitsministerium (BMG) gewesen, die Masken freizugeben und nach Baden-Württemberg und Bayern* zu liefern. Das BMG habe dies auf BR-Anfrage bestätigt. Dem BR zufolge seien die Masken schon im April 2020 in einem mehrstufigen Prüfverfahren getestet worden. Was dabei geprüft wurde, lässt das BMG allerdings unbeantwortet.
Erst im Januar vergangenen Jahres kam es zu einer Prüfung der noch vorhandenen Masken in Baden-Württemberg. Das Ministerium für Soziales und Integration hatte diese Prüfung veranlasst, nachdem Beschwerden eingegangen waren. Das Bundesland hätte BR-Berichten zufolge die Masken vom Bund erhalten, das Ministerium für Soziales und Integration habe diese dann weiter verteilt. Die Prüfung ergab: 13 der vom Bund gelieferten 27 Schutzmasken fielen durch, darunter auch die Marke „Lanxin“. Ihre Durchlässigkeit sei deutlich oberhalb der Normwerte. Demnach schütze die Maske nicht ausreichend vor Aerosolen. Das Bundesgesundheitsministerium schreibt dem BR, dass man die „angeblichen Qualitätsmängel“ nicht nachvollziehen könne.
Video: Masken helfen auch bei Allergien
Bayern lässt Masken sperren - Trotzdem noch einige in Umlauf
Auch Bayern untersuchte wenig später, im März 2021, die „Lanxin“-Masken. Dokumente, die dem BR vorliegen, würden demnach belegen, dass das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) die Masken am 19. und 23. März 2021 überprüft und als mangelhaft gesperrt habe. Die Kassenärztliche Vereinigung Bayern (KVB) habe zu diesem Zeitpunkt bereits 33.000 „Lanxin“-Masken an niedergelassene Ärzte verteilt und startete einen Rückruf. Fast alle seien laut KVB zurückgeschickt worden. Gut 3000 sind aber noch im Umlauf.
Eigenen Angaben zufolge habe die Staatsregierung „Emix“-Masken vorrangig an Krankenhäuser verteilt, einige gingen aber auch an den Öffentlichen Gesundheitsdienst, Pflegeeinrichtungen sowie Altenheime und Patientenfahrdienste. Auf Nachfrage der Bayerischen Krankenhausgesellschaft bei Kliniken habe man keine Rückmeldung zu Herstellern oder Qualität erhalten. Bayern habe trotz der Rückrufe von „Emix“ bisher keinen Preisnachlass bekommen. Auch der Bund hätte dem BR gegenüber „zu Inhalt und Abwicklung von Kaufverträgen über persönliche Schutzausstattung“ keine Auskunft erteilt. *Merkur.de/bayern ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA