Wegen Corona? Todesrate in Bayern merklich gestiegen - Auswertung gibt Aufschluss

In Bayern sind 2020 deutlich mehr Menschen gestorben als im Jahr zuvor. Ein Grund sind Todesfälle als Folge einer Corona-Infektion. Es gibt jedoch wesentlich häufigere Ursachen.
München – 143.367 Todesfälle registrierten die Statistiker im Jahr 2020 in ganz Bayern. Das sind 6,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Todeszahl 2019 betrug 134.313. Da der Zuzug im Jahr 2020 sehr gering ausfiel (15.500), sind die Zahlen diesmal gut vergleichbar. Die Statistiker des Landesamtes in Fürth haben die häufigsten Todesursachen in einer eigenen Auswertung aufgeschlüsselt – von Krebs über Covid-19* bis hin zu Suiziden. Hier die wichtigsten Ergebnisse:
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Corona-Tote in Bayern: Nicht Platz eins der häufigsten Todesursachen
- Herz-/Kreislauf-Erkrankungen: Fast 50.000 Menschen sind an einer Krankheit des Herz-Kreislaufsystems verstorben. Es ist eine Frage des Alters: Über 90 Prozent der Toten waren mindestens 65 Jahre alt. An einem akuten Herzinfarkt verstarben dabei 6456 Menschen, fast zwei Drittel davon waren Männer.
- Krebs: Zweithäufigste Todesursache war eine Krebserkrankung – mit 32.182 Fällen war jeder fünfte Sterbefall auf Tumore zurückzuführen. Häufigste Krebsart, die zum Tode führt, waren mit 10.350 Fällen Geschwulste an Magen und Darm. Durch Brustkrebs verstarben 2832 Personen. Noch ein Fakt: Jeder fünfte Krebstote war jünger als 65, es ist hier also keine reine Frage des Alters.
- Corona: Besonders umstritten sind Angaben zur Zahl von Corona-Toten. Die Frage, ob es in Bayern (und im übrigen Deutschland) eine sogenannte Übersterblichkeit gibt, ist nach wie vor umstritten. Erst vor Kurzem ergab eine Studie der Universität Duisburg-Essen, dass es trotz etwa 34.000 Corona-Toten im Jahr 2020 in Deutschland keine Übersterblichkeit gab. Denn es gab gegenläufige Effekte, etwa weniger Grippe-Tote oder einen Rückgang bei den Verkehrstoten. „Berücksichtigt man die Alterung der Gesellschaft, können die Studienautoren für Deutschland sogar eine Untersterblichkeit für 2020 nachweisen“, sagt der Epidemiologe Bernd Kowall vom Institut für Medizinische Informatik. Das heißt, es starben weniger Menschen, als eigentlich aufgrund der Statistik zu erwarten gewesen wäre.
Aussagen zu Bayern trifft die Studie nicht. Das Landesamt für Statistik in Bayern vermeidet Aussagen zum Begriff Übersterblichkeit, stellt jedoch nüchtern fest: Die Zahl der Covid-19-Verstorbenen* an der Gesamtzahl der Toten betrug fünf Prozent. 7222 Corona-Tote gab es 2020 in Bayern, davon 3526 Frauen und 3696 Männer. „Covid-19 als Einzeldiagnose war 2020 somit häufiger als die Todesursachen Herzinfarkt oder Lungenkrebs“, so der Pressesprecher Michael Blabst.
Corona-Tote in Bayern: München mit den meisten Opfern in der Pandemie
Für das Jahr 2021 wird die Zahl der Corona-Toten übrigens noch höher liegen: Stand Donnerstag gab es in diesem Jahr bisher 8948 Covid-19-Sterbefälle. Die meisten Corona-Toten seit Auftreten der Pandemie in Bayern verzeichnete München mit 1381 Toten. Aber auch die Zahl der Corona-Toten etwa im Landkreis Rosenheim (489 Tote bisher) ist erschreckend.
- Weitere Todesursachen: 1523 Menschen nahmen sich in Bayern 2020 selbst das Leben, drei Viertel davon Männer. Die Zahl der durch Verkehrsunfälle ums Leben gekommenen Bayern ist niedriger als früher, aber mit 577 Fällen immer noch hoch. Es gab 2364 Tote durch Lebererkrankungen. An den Folgen einer Demenz starben unmittelbar 2625 Männer, aber 5007 Frauen.
Die weltweite Coronavirus-Pandemie bestimmt weiter das Jahr 2021. Die Corona-Zahlen in Deutschland, Österreich, Spanien, Frankreich, Indien und den USA. Ein Überblick. *Merkur.de/bayern ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA