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Ausflügler gegen Einheimische: 6-Punkte-Plan soll Zwist entschärfen - Kritik an Besuchsverboten

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Von: Markus Christandl

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Tagesausflügler stürmen wie auch am Samstag auf das Graswangtal (Kreis Garmisch-Partenkirchen)
Trotz Lockdown raus: Tagesausflügler stürmen wie auch am Samstag auf das Graswangtal (Kreis Garmisch-Partenkirchen) © Dominik Bartl

Es ist ein Konflikt, der schon lange gärt: Tagestouristen gegen Einheimische. Schon vor der Corona-Pandemie brachte der Overtourism viele Orte im Alpenvorland an die Schmerzgrenze.

München - Es war ein Stinkefinger, der von Miesbach aus nach München zeigte* und dort die Gemüter erhitzte. Ein Unbekannter hatte Anfang Januar am Ortseingang von Miesbach ein Schild aufgestellt, darauf zu sehen eben jener Finger, darüber ein Münchner Kennzeichen und die Beleidigung „Verpisst Euch!

Trotz Corona-Lockdown: Druck auf die beliebten Ziele in Bayern bleibt

Jemand hatte hier in der Pandemie offensichtlich die Nerven verloren, es hieß plötzlich Tagestouristen gegen Einheimische. Dann kam die 15-Kilometer-Regel bei hoher Inzidenz, dazu auch noch Allgemeinverfügungen, die einen Ausflug in belastete Kreise verboten. Übrigens: In unserem News-Ticker finden Sie aktuelle Infos zu Corona in Bayern*.

Matthias Ballweg, Vorsitzender in der Sektion Oberland des DAV,
Lösung für die angespannte Situation - Matthias Ballweg ist Vorsitzender des DAV stellt einen 6-Punkte-Plan vor. © Achim Frank Schmidt

Doch im Kreis Miesbach, in dem beliebte Ziele wie Schlier- und Tegernsee liegen, könnte das Besuchsverbot schon an diesem Montag Vergangenheit sein. Was dann? Der Deutsche Alpenverein (DAV) hat sich Gedanken gemacht, wie sich der Zwist entschärfen ließe. Matthias Ballweg, Vorsitzender in der Sektion Oberland des DAV, und Günther Manstorfer, Vorsitzender der Sektion München, sagen: „Uns liegt die Befriedung dieses schon lange gärenden Konfliktes sehr am Herzen. Daher bedarf es Lösungen, die über die aktuelle angespannte Situation hinaus Bestand haben. Dabei müssen wir alle gemeinsam mit Augenmaß vorgehen.“

6-Punkte-Plan für den Bergfrieden

Hier ein 6-Punkte-Plan, für mehr Verständnis füreinander, für Entlastung der Umwelt und Lenkung der Besucherströme in der Pandemie:

Kontakte: Bergsportler sollen diese so weit reduzieren wie möglich. Auch bei der Anreise. Abstand am Berg: Mehr als geforderte 1,5 Meter.

Gipfelrast: Wenn zu viele Leute sich an einer Stelle aufhalten, woanders hingehen.

Tourenplanung: Bergsportler sollten beliebte Orte zu beliebten Zeiten meiden.

Alternativen: Auch Touren in Wohnortnähe suchen.

Leistungsniveau: Nur Touren unternehmen, die deutlich unter dem eigenen Leistungsniveau liegen. Dadurch wird die Unfallgefahr reduziert, somit Krankenhäuser entlastet.

Bergsteigerbus: Sobald der Frühling da ist und es die Verhältnisse erlauben, will die Sektion Oberland von München aus einen Bergsteigerbus in den Naturpark Ammergauer Alpen einsetzen. Angefahren werden Tourenausgangspunkte, die mit der Bahn nur schwer erreichbar sind. Ein Ziel könnte etwa Ettal sein. Geplant sind Routen ins Allgäu und in den Chiemgau.

DAV: Besuchsverbote lösen das Problem nicht

Besuchsverbote, wie im Kreis Miesbach oder im Kreis Berchtesgadener Land, sieht der DAV im Übrigen nicht als Problemlösung für die Zukunft an. Ziel müsse vielmehr sein, mit allen Beteiligten Lösungen zu finden.

Seit Oktober ist das Berchtesgadener Land im Corona-Lockdown*. Die Zahlen sinken nicht wie erhofft, doch der Landrat zieht trotzdem ein positives Fazit. In Miesbach entspannt sich die Corona-Lage derweil, wie Merkur.de* berichtet. (mc) *Merkur.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerks

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