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Corona-Lockdown in Bayern - Kinderarzt schlägt Alarm: „Auswirkungen auf Kinder sind dramatisch“

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Coronavirus in Bayern: Für Kinderarzt Dr. Matthias Keller sollte bei der Diskussion um Mundschutz, Fußball und Wirtschaft das Kindeswohl im Vordergrund stehen. Daher schlägt er nun Alarm.

München – Professor Dr. Matthias Keller (46) ist besorgt. Der vierfache Vater und Vorsitzende der Süddeutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin hat sich in den vergangenen Wochen intensiv mit den Auswirkungen von Corona auf die Entwicklung von Kindern beschäftigt. Im Interview fordert der Chefarzt der Passauer Kinderklinik Dritter Orden eine schrittweise Öffnung der Kindergärten und Grundschulen.

Warum gehen Sie mit ihrer Forderung jetzt an die Öffentlichkeit?

Dr. Matthias Keller: Es wird zu viel über Wirtschaft, Mundschutz* und Fußball diskutiert. Das Kindeswohl muss in den Mittelpunkt der Diskussion rücken!

Coronavirus in Bayern: Kinderarzt schlägt Alarm - „Auswirkungen auf Kinder sind dramatisch“

Warum?

Keller: Es kann nicht so weitergehen wie in den letzten sechs Wochen. Viele Kinder sind der Gefahr ausgesetzt, psychisch und körperlich verletzt zu werden. Sie werden vom Bildungsniveau abgehängt und erleben Stresssituationen in den Familien. Homeoffice und Homeschooling führen zu Überforderung.

Die Isolierung der Kinder zu Hause sollte sie selbst und andere schützen. Mussten Sie als Chefarzt der Kinderklinik Dritter Orden in Passau virusbefallene Kinder aufnehmen?

Keller: Nein. Kinder unter zehn Jahren erkranken an Corona nur leicht oder gar nicht. Die Influenza-Grippe beutelt sie viel heftiger. Die aktuellen neuen Daten zeigen: Kinder stecken Erwachsene nicht mit dem Coronavirus an. Damit fehlt ab jetzt eine Rechtfertigung für eine soziale Isolierung der Kinder.

Was fordern Sie?

Keller: Eine schrittweise Öffnung der Kindergärten und Grundschulen unter Einhaltung von Hygienemaßnahmen. Die Schließungen waren anfangs richtig, um Zeit zu gewinnen und Erfahrungen zu sammeln. Nun braucht es eine Aufklärung der Bevölkerung. Wir erleben ja gerade ein Massenphänomen. Wir müssen Eltern, Erziehern und Lehrkräften die Ängste nehmen, dass dieses Virus Kinder umbringt. Risikogruppen sind allerdings weiterhin zu schützen, weil Erwachsene Überträger sein können.

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Coronavirus in Bayern - Kinderarzt erklärt: „Kinder stecken Erwachsene nicht an“

Kinder spüren die momentane Unsicherheit und vermissen ihre Freunde. Was macht die Situation mit den Kindern?

Keller: Die Auswirkungen auf die Kinder sind dramatisch. Wir haben ein hohes Maß an Kindeswohlgefährdung. Letzte Woche hatten wir in unserer Klinik drei Kinder, die aus dem Fenster gefallen sind, das hatten wir vorher nie. Es ist höchste Zeit für eine lebensnahe, kindgerechte Struktur. Kinder brauchen Kinder! Sie wären in Kitas und Grundschulen gut aufgehoben, dort kann man entsprechende Rahmenbedingungen schaffen. Auch wenn sie dann mit Erziehern mit Mundschutz konfrontiert werden. Die fehlende Mimik ihrer Bezugspersonen können sie vorübergehend gut kompensieren.

Was empfehlen Sie Eltern in der aktuellen Situation?

Keller: Machen Sie sich keine Sorgen um die Kinder wegen des Virus! Geben Sie dem Tag Struktur, nehmen Sie Abstand von sozialen Medien und vermitteln Sie ihnen Sicherheit und Zuversicht.

Interview: Corinna Kattenbeck

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