Coronavirus in Bayern: Auf diesem Weg konnte sich die Krankheit im Freistaat ausbreiten

Die Zahl der Bayern, die sich mit dem Coronavirus infiziert haben, steigt: Am Wochenende wurden zwei weitere Fälle bestätigt. Doch es gibt auch gute Nachrichten.
- Eine neuartige Lungenkrankheit hat Hunderte Todesopfer gefordert.
- Das Coronavirus* brach in China aus, auch in Deutschland haben sich bereits Menschen infiziert.
- Wie die Infektionskette in Deutschland bei den ersten Fällen verlaufen ist, haben Forscher aufgearbeitet: Eine Chronologie.
Update, 15. März, 15.20 Uhr: Nun folgt der Paukenschlag im Freistaat: Bayern plant wegen des Coronavirus Beschränkungen für Gastronomie und Läden. Es soll umfangreiche Maßnahmen geben.
Update, 11. März: Ein Sicherheitsbeamter am Flughafen München wurde positiv auf das Coronavirus getestet. Er arbeitete bei der Sicherheitskontrolle. Sein Arbeitgeber nennt neue Details.
Ursprünglicher Artikel vom 2. Februar: München – Das Coronavirus greift weiter um sich: Am Wochenende hat das bayerische Gesundheitsministerium zwei weitere Fälle gemeldet. Von Mittwoch bis Freitag wurden Mitarbeiter der Firma Webasto aus Stockdorf (Kreis Starnberg) – dem Ursprung des Virus in Bayern – untersucht. 139 Tests brachten negative Ergebnisse. Doch am Freitagabend bestätigte ein Ministeriumssprecher, dass sich ein 52-jähriger Webasto-Mitarbeiter aus dem Kreis Fürstenfeldbruck infiziert hat, und am Samstagabend wurde die Erkrankung eines 33-jährigen Münchners bekannt gegeben. Damit gibt es inzwischen acht Coronavirus-Fälle in Bayern. Beide Erkrankte werden wie auch vier weitere Patienten in der München Klinik Schwabing behandelt. „Alle sechs Fälle bei uns mit dem Nachweis des Coronavirus sind in einem klinisch stabilen Zustand, zeigten im Verlauf teilweise grippeähnliche Symptome und sind aktuell weitestgehend symptomfrei“, erklärte Chefarzt Professor Clemens Wendtner. Weil bei den Patienten aber weiterhin Erreger nachgewiesen würden, bleiben sie in der Klinik. Dort wäre man zudem für weitere Fälle gerüstet: Bis zu 30 Betten stehen zur Verfügung.
Lesen Sie dazu: Sind Corona-Infizierte schon ansteckend, bevor sie selbst etwas merken? Wie schnell man sich das Virus einfangen kann, zeigt eine Studie zu den ersten Fällen bei Webasto in Starnberg - mit ernüchterndem Fazit.
Video: 2. Kind und noch ein Webasto-Mitarbeiter mit Coronavirus infiziert
Coronavirus: Infizierter Vater und Sohn im Krankenhaus in Trostberg isoliert
Ein infizierter Familienvater aus Siegsdorf (Kreis Traunstein) und dessen ebenfalls erkrankter Sohn sind im Krankenhaus in Trostberg isoliert. Auch die Ehefrau und zwei weitere Kinder werden dort behandelt. Bei ihnen konnten zwar keine Viren nachgewiesen werden, sie zeigen aber ebenfalls Krankheitssymptome. Der Zustand der Familie ist stabil.
Inzwischen ist klar, dass in dem Betriebskindergarten in Siegsdorf, den das erkrankte Kind besucht, keine Infektionsgefahr besteht. Beim letzten Besuch sei das Kind „nicht ansteckungs- oder krankheitsverdächtig gewesen“, teilt das Landratsamt Traunstein mit. Auch in Fürstenfeldbruck sind die Behörden aktiv geworden: Das Gesundheitsamt versucht, die Kontaktpersonen des 52-Jährigen zu ermitteln. „Dann versucht man, diese Personen von der Öffentlichkeit fern zu halten“, erklärt Landrat Thomas Karmasin. So soll eine weitere Verbreitung des Virus verhindert werden.
Wie die Infektionskette in Deutschland bei den ersten Fällen verlaufen ist, haben unter anderem Forscher im New England Journal aufgearbeitet. Eine Chronologie:
16. Januar: Eine chinesische Mitarbeiterin der Firma Webasto bekommt in Shanghai Besuch von ihren Eltern aus der vom Coronavirus stark betroffenen Region Wuhan.
19. bis 23. Januar: Die Chinesin besucht die Firma Webasto in Stockdorf. Sie hat keine Krankheitssymptome und nimmt am 21. Januar gemeinsam mit einem 33-jährigen Webasto-Mitarbeiter aus Kaufering (Kreis Landsberg am Lech) an einem Seminar teil. Auch ein weiterer chinesischer Mitarbeiter, bei dem später eine Infektion festgestellt wird, soll bei Meetings dabei gewesen sein.
23. Januar: Die Chinesin fühlt sich beim Rückflug krank.
24. Januar: Der ansonsten gesunde Kauferinger leidet an Halsschmerzen, Schüttelfrost und Muskelschmerzen. Am folgenden Tag bekommt er 39,1 Grad Fieber und Husten mit Auswurf.
26. Januar: Die Chinesin wird positiv auf das Corona-Virus getestet. Der 33-Jährige fühlt sich abends besser. Am darauffolgenden Tag geht er wieder zur Arbeit.
27. Januar: Die Chinesin informiert die Firma über ihre Krankheit. Daraufhin wird der Kauferinger positiv getestet. Es ist der erste Coronavirus-Fall in Deutschland.
28. Januar: Tests ergeben, dass ein 27-jähriger und ein 40-jähriger Mann sowie eine 33-jährige Frau sich ebenfalls infiziert haben. Alle drei arbeiten bei Webasto. Einer der Erkrankten hatte Kontakt mit der Chinesin, die anderen mit dem 33-Jährigen.
30. Januar: Am späten Abend wird bekannt, dass sich ein weiterer Webasto-Mitarbeiter aus Siegsdorf (Kreis Traunstein) infiziert hat. Er hat grippeähnliche Symptome, wie auch seine Ehefrau und seine drei Kinder zwischen einem halben Jahr und fünf Jahren.
31. Januar: Es stellt sich heraus, dass sich der älteste Sohn des Siegsdorfers angesteckt hat. Bei den restlichen Familienmitgliedern können keine Viren nachgewiesen werden – doch auch sie haben Symptome. Am Abend wird bekannt, dass sich auch ein 52-jähriger Webasto-Mitarbeiter aus dem Kreis Fürstenfeldbruck infiziert hat.
1. Februar: Bei einem 33-jährigen Webasto-Mitarbeiter aus München gibt es ein positives Testergebnis. Zudem wird bekannt, dass ein deutscher Tourist auf der spanischen Insel La Gomera erkrankt ist. Er hatte in Deutschland Kontakt zu Infizierten. 124 Menschen, darunter eine Würzburger Familie, werden von Wuhan nach Deutschland geflogen.
2. Februar: Zwei der Rückkehrer aus Wuhan sind erkrankt. Sie sind in einer Frankfurter Klinik.
CLAUDIA SCHURI/ULRICH KAUFMANN
Was sind die Symptome* und wie steckt man sich an*? Wir haben weitere Informationen für Sie zusammengestellt.
Durch das Coronavirus werden auch Kreuzfahrten derzeit stark beeinträchtigt. Viele Kreuzfahrten werden abgesagt. Andere Linien weigern sich dagegen.
Der Coronavirus ist in der Landeshauptstadt angekommen. Vier Fälle sind bekannt. Bei vielen Bürgern geht jetzt die Angst um (tz.de*). Wie nordbuzz.de* berichtet, wurden die ersten Menschen in Schleswig-Holstein durch das Coronavirus isoliert.
Dass Webasto bis 11. Februar geschlossen bleibt, bekommen die lokalen Gastronomien in Stockdorf aktuell zu spüren.* Denn ihnen fehlen dadurch viele Gäste. Mittlerweile herrscht auch Sorge, ob die Olympiade 2020 in Tokio stattfinden kann.
Der Autozulieferer Webasto hatte seine Mitarbeiter ins Home-Office geschickt. Jetzt hat er die Zentrale im Landkreis Starnberg wieder aufgemacht und versucht Normalität einkehren zu lassen.*
Viele Bundesbürger tätigen derzeit aus Angst vor Corona regelrechte Hamsterkäufe. Die Supermarkt-Kette REWE spürt dies nicht nur in ihren stationären Läden.
*Merkur.de/tz.de/nordbuzz.de sind Teil des deutschlandweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks