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Nach 22 Toten in Würzburger Pflegeheim: Angehörige erhebt heftige Vorwürfe - Klage gegen Heimleitung?

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Von: Katarina Amtmann

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Coronavirus in Würzburger Pflegeheim: 22 Tote - Angehörige erhebt schwere Vorwürfe - Klage?
Coronavirus in Würzburger Pflegeheim: 22 Tote - Angehörige erhebt schwere Vorwürfe - Klage gegen Heimleitung? © dpa / Nicolas Armer

In einem Würzburger Pflegeheim starben bislang 22 Menschen an den Folgen des Coronavirus. Eine Angehörige erhebt nun schlimme Vorwürfe - und überlegt, die Heimleitung zu verklagen.

Würzburg - Nach einer Serie von Todesfällen im Zusammenhang mit dem Coronavirus im Würzburger Seniorenheim St. Nikolaus hat die Staatsanwaltschaft Vorermittlungen aufgenommen. Untersucht werde, ob gegen Hygienevorschriften verstoßen wurde, sagte Staatsanwalt Thorsten Seebach am Dienstag auf Anfrage. Zuvor hatte die Main-Post darüber berichtet.

Als möglicher Anfangsverdacht komme fahrlässige Tötung oder fahrlässige Körperverletzung in Betracht. Es gebe aber bislang keine Anhaltspunkte für strafrechtlich relevantes Verhalten, sagte Seebach. Die Behörde ermittele von Amts wegen. Es lägen keine Anzeigen von Angehörigen der Verstorbenen vor.

Coronavirus in Würzburger Pflegeheim: Angehörige erhebt schwere Vorwürfe

Doch eine Angehörige erhebt nun in der Bild schwere Vorwürfe gegen das Heim. „Mit fast 89 Jahren kann man gehen“, sagt Tochter Erika über ihre Mutter. „Aber nicht so!“ Bis zuletzt sei ihre Mutter fit gewesen, saß sogar noch jeden Tag auf dem Heimtrainer. Am 9. März wurden dann alle Heimbewohner in ihren Zimmern isoliert, es gab erste Infizierte. Kurz darauf starb der Zimmernachbar der Mutter.

„Das Heim kam in keinster Weise auf uns zu“, beklagt Erika gegenüber der Bild. Ihre Mutter wurde nicht getestet. „In zwei Wochen wurde nur zweimal Temperatur gemessen.“ Besuche im Heim wurden verboten. Am 18. März stellt Erikas Mann dann bei einem Telefonat fest: „Irgendwie atmet Oma komisch.“ Vier Tage später kam die 89-Jährige in die Klinik – akute Atembeschwerden, der Coronatest fiel positiv aus.

Coronavirus in Pflegeheim: Angehörige berichtet von „Unverschämtheit“ - Landratsamt wehrt sich

Im Heim gab es zu diesem Zeitpunkt aber noch keine Reihentests. Das sei eine „Verschwen­dung von 200 Tests“, befand Würzburgs Gesundheits­amtsleiter. „Eine bodenlose Unverschämt­heit“, findet die Tochter. „Das klingt nach Säuberungsaktion – die Zimmer sind frei für neue, da stehen genug hinten dran.“ „Dieser Vorwurf ist entschieden zurückzuweisen“, sagt das Landratsamt auf Anfrage der Bild, gab aber zu, dass die Formulierung „unglücklich“ gewesen sei.

Nun überlegt das Ehepaar, die Heimleitung anzuzeigen: „Wir wollen prüfen lassen, ob nicht ein akti­ves Versäumnis vorliegt, un­terlassene Hilfeleistung.“ 

Coronavirus in Würzburger Pflegeheim: 22 Bewohner gestorben

In der Senioreneinrichtung in Trägerschaft der Bürgerspitalstiftung sind bislang 22 mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 infizierte Bewohner gestorben. Sie waren nach Angaben des Heims alle über 80 Jahre alt und hatten Vorerkrankungen. Insgesamt leben rund 160 alte Menschen in dem Heim. Wegen des hohen Anteils an positiv auf das Virus getesteten Bewohnern war auch eine Evakuierung der Einrichtung erwogen worden.

In einem weiteren Würzburger Seniorenheim in Trägerschaft der Arbeiterwohlfahrt (AWO) starben bisher zwölf Bewohner nach einer Infektion mit dem neuartigen Virus. Bei diesen Todesfällen werde noch abgewogen, ob Vorermittlungen angezeigt seien, sagte Seebach. Nach mehreren Vorermittlungen gab die Staatsanwaltschaft ihre Entscheidung zu den Coronavirus-Toten bekannt, berichtet die Fuldaerzeitung.de*.

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Ein Paar aus Nürnberg durfte sich an seinem 65. Hochzeitstag wegen des Coronavirus nicht besuchen, die Frau wohnt im Pflegeheim - es kam zu einer rührenden Aktion.

Da Coronavirus beschäftigt auch die bayerische Staatsregierung weiter. Am Samstagabend hält Ministerpräsident Markus Söder seine Osteransprache zur Lage in der Pandemie. Auch in Nordrhein-Westfalen werden schwere Vorwürfe gegen ein Pflegeheim erhoben. Drei Mitarbeiter wurden entlassen.

kam/dpa

*Merkur.de und FuldaerZeitung.de sind Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.

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