Konto abgeräumt: „Hab gedacht, mich trifft der Schlag“ – Bank war Helmut keine Hilfe
Helmut Wilhelms Konto bei der DKB ist nach dubiosen Überweisungen Mitte November gesperrt worden. Erst jetzt hat er erfahren, wie viel Geld die Täter abgeräumt hatten.
Kolbermoor – Die Schocknachricht kam per E-Mail. Seine Bank, die DKB AG, informierte Helmut Wilhelm, dass für sein Konto zwei Überweisungen angelegt seien. Eine in Höhe von 91.000 Euro auf ein Konto in Spanien und noch mal 14.000 Euro auf ein Konto in Italien. In einer weiteren Mail teilte die Bank dem 66-Jährigen aus Kolbermoor im Kreis Rosenheim mit, dass für die Freigabe der Aufträge über das TAN-Verfahren ein neues Mobilgerät registriert worden sei.
Konto abgeräumt: Oberbayer hatte Geld über Jahre angespart – DKB-Bank hilft nicht
„Ich habe gedacht, mich trifft der Schlag“, sagt Wilhelm. Zunächst hatte die Bank die richtigen Schlüsse gezogen. In der ersten E-Mail schrieb sie, dass die Überweisungen dem Konto aus Sicherheitsgründen wieder gutgeschrieben werden, falls der 66-Jährige die Transaktion nicht binnen zwei Tagen bestätige. Wilhelm nahm sofort telefonisch Kontakt zur Bank auf. Ein Mitarbeiter teilte ihm mit, dass drei weitere Abbuchungen in einer Gesamthöhe von 34.800 Euro eingegangen seien. Wilhelm ließ das Konto sperren und schaltete die Polizei ein. Doch damit war sein Albtraum noch lange nicht vorbei.

Bis heute bereiten ihm die Abbuchungen schlaflose Nächte. Wochenlang wusste der 66-Jährige weder, ob das Geld der ersten beiden Überweisungen wirklich zurückgebucht wurde, noch, ob es zu weiteren betrügerischen Transaktionen gekommen war. Durch die Kontosperrung hatte er keinen Zugriff mehr. Wilhelm hatte das Geld über Jahre angespart, um einen sorgenfreien Ruhestand zu haben. Von seiner Bank ist er mehr als enttäuscht. Denn telefonisch bekam er keine Auskunft. Anfragen musste er schriftlich stellen, eine Antwort bekam er trotzdem nicht. Kontaktversuche per Telefon endeten häufig in der Warteschleife.

Bank angeklagt wegen Vorgehensweise bei Online-Banking-Betrug
Nicht einmal seine Bitte um einen Kontoauszug erfüllte die DKB, die ein Tochterunternehmen der BayernLB ist. Auch Janett Moll, eine Rosenheimer Anwältin für Bank- und Kapitalmarktrecht, kann nur mit dem Kopf schütteln. „So etwas habe ich ehrlich gesagt noch nie erlebt.“ Sie vertritt Wilhelm und schickte der DKB Anfang Dezember eine Vorstandsbeschwerde zur Vorgehensweise bei Online-Banking-Betrug. Sie drohte mit Klage, sollte Wilhelm nicht bis Mitte Dezember eine Auskunft bekommen.
Drei Tage nach Ende der Frist kam eine E-Mail von der DKB mit Bitte um Fristverlängerung bis Mitte Januar. Eine fristgerechte Bearbeitung sei wegen erhöhtem Krankenstand und der anstehenden Feiertage nicht möglich. Moll reichte Klage ein. Und für Helmut Wilhelm gingen die schlaflosen Nächte weiter.
Insgesamt erbeuteten die Betrüger 34.800 Euro vom Bankkonto bei der DKB
„Das ist ein komisches Gefühl, wenn man wochenlang nicht weiß, welchen Schaden die Betrüger angerichtet haben“, sagt er. Vor wenigen Tagen hatte das bange Warten endlich ein Ende. Wilhelm erhielt neue Zugangsdaten von der Bank und konnte sich einen Überblick verschaffen. 34.800 Euro hatten die Betrüger erfolgreich von seinem Konto abgebucht.
Der 66-Jährige ist trotzdem erleichtert. „Sie hätten ja auch das ganze Konto leergeräumt haben können.“ Warum einige Überweisungen getätigt wurden und andere blockiert wurden, erklärt die DKB in einem Schreiben mit einer Empfängerdatensperre. Damit kann nicht einmal die Anwältin Janett Moll etwas anfangen.
Schuld liege bei der Bank: Oberbayer hofft, dass sie den Schaden begleicht
Für sie liegt die Schuld eindeutig bei der Bank. Zumal nun auch ein ähnlicher Fall bei ihr einging, bei dem sich die DKB ähnlich verhielt. Sie ist zuversichtlich, den Rechtsstreit zu gewinnen. Die DKB müsste beweisen, dass Wilhelm für die Überweisungen und die Änderungen der TAN-Einstellungen verantwortlich ist. Auch der Kolbermoorer hofft, dass die Bank den Schaden „bis zum letzten Cent“ begleicht. Die Bank wird er wechseln.
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