Hohenpeißenberg - 2011 – das wärmste Jahr aller Zeiten – zumindest im Alpenvorland. Liegt das am Klimawandel? „Der Trend zur Erwärmung geht weiter“, sagt Wetterexperte Wolfgang Fricke.
Das sei zwar kein wasserdichter Beweis für den Klimawandel, aber doch ein Anzeichen. „Wir sorgen uns“, sagt der Wetterexperte, „aber wir haben keine Panik.“
Seit 1781 werden am Hohenpeißenberg Wetterbeobachtungen gemacht, die wärmsten Jahre waren alle in jüngster Vergangenheit, die Abstände werden immer kürzer: 1994, 2000, 2003 und jetzt eben das Rekordjahr 2011.
Übrigens war es nicht nur in Oberbayern überdurchschnittlich warm: Der Deutsche Wetterdienst veröffentlicht am heutigen Donnerstag seine Jahresbilanz. Die Temperaturen lagen bundesweit mehr als ein Grad über dem Schnitt. Damit zählt 2011 bundesweit zu den zehn wärmsten Jahren seit 1881.
Trotzdem: Der Deutsche Wetterdienst bleibt entspannt. Gisela Böllmann sagt: „Die Tem- peraturen sind nichts Besonderes, auch wenn es so scheint.“ Der Dezember sei bislang der nur viertwärmste aller Zeiten. Derzeit liege die Mitteltemperatur bei 4,2 Grad. Doch 1979 seien sogar 5,9 Grad, 1974 und 1993 je 4,3 Grad gemessen worden. „Solche warmen Dezember kommen einfach vor.“ Insgesamt sei zwar ein leichter Anstieg der Temperaturen erkennbar, „aber ich kann leider nicht in die Zukunft blicken“, sagt Gisela Böllmann.
Dramatischer schätzt Prof. Dr. Thomas Wunderlich vom Institut der Geodäsie an der TU München die Klimalage ein. Gemeinsam mit anderen Klimaexperten stellte er fest, dass die Hochwasserereignisse sowie die Hangabrutsche im Alpenraum zunehmen. „Seit zehn Jahren gibt es eine stetige Entfestigung“, so der Professor. Der Grund sei, dass die Permafrostgrenze ansteige. „Die Temperaturen steigen, Steinschläge und Felsstürze folgen. Auch der Gletscher an der Zugspitze geht beispielsweise zurück.“ Es gebe auch immer öfter Starkregen, der zu Entfestigung führe. „Hinzu kommt das Phänomen des Langregens, der in Hügellandschaften zu Unterspülungen und Erdabrutschen führt“, sagt Wunderlich. Der Klimawandel sei ein globales Phänomen, das keiner voraussagen könne. Möglicherweise gebe es irgendwann wieder einen Umkehrpunkt. Fest steht aber laut dem Geodäsie-Experten: „Es tut sich was.“
tz