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Fischereitag: Fischer gegen Kormorane und Wasserkraftanlagen

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Der Kormoran frisst ihnen den Fisch weg, Wasserkraftwerke zerhäckseln den ohnehin knapp gewordenen Aal und EU-Regelungen stellen sie vor immer neue Herausforderungen. Das sind nur einige der Dinge, die die Fischer beim Deutschen Fischereitag 2010 in München beklagen

Neben dem Kormoran haben die deutschen Fischer einen weiteren Feind ausgemacht: kleine Wasserkraftanlagen. “Im Schnitt haben wir in Flüssen alle 800 Meter eine dieser Anlagen“, sagte der Präsident des Verbandes Deutscher Sportfischer (VDSF), Peter Mohnert, am Dienstag beim Deutschen Fischereitag in München der Nachrichtenagentur dpa. Zahlreiche Fische sterben seinen Angaben zufolge darin. “Die Mortalität in einer Turbine liegt bei 35 bis 70 Prozent.“

Besonders davon betroffen sei der Aal, der wegen seiner Form eine große Angriffsfläche biete. “Auf der einen Seite gibt es ein europäisches Management zum Schutz des Aals und auf der anderen Seite gibt es fröhliches Häckseln in der Turbine.“ Der Deutsche Fischerei- Verband (DFV) fordert darum, bei der nach DFV-Angaben für 2012 angesetzten Überprüfung des Energie-Einspeisungsgesetzes Anlagenbetreiber finanziell zu entlasten, die Fischtreppen in ihre Anlagen einbauen.

Außerdem bekräftige DFV-Präsident Holger Ortel seine Forderung nach einem europaweiten Vorgehen gehen den Kormoran, den der Naturschutzbund zum Vogel des Jahres 2010 erklärte. In Deutschland vernichte der Fischfresser über 20 000 Tonnen Fisch im Jahr. Das sei mehr Fisch, als alle rund zwei Millionen Angler im Jahr aus deutschen Gewässern ziehen. 140 000 Kormorane leben seinen Angaben zufolge in Deutschland. Die Fischer wollten Bundesagrarministerin Ilse Aigner (CSU) 100 000 Unterschriften übergeben.

Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) kritisierte die Forderungen der Fischer. “Der Kormoran ist hier der Sündenbock“, sagte BfN- Artenschutzexperte Heiko Haupt der Nachrichtenagentur dpa. Die Population sei zwar gestiegen, allerdings sei der Vogel in den 1970er Jahren auch nahezu ausgerottet gewesen. Heute liege die Anzahl der Kormorane in Deutschland völlig im Rahmen. Außerdem regelten Kormoran-Verordnungen vieler Bundesländer bereits, dass er abgeschossen werden dürfe, wenn Schaden drohe. “Überspitzt gesagt ist es so, dass der Schaden schon als festgestellt gilt, wenn einer schreit. Aber ich würde gerne einmal Beweise sehen.“

Einzelne Teichbesitzer hätten zwar sicher mit dem Fischfresser zu kämpfen, das Problem ließe sich aber leicht lösen, wenn man dem Vogel Rückzugsmöglichkeiten an großen Gewässern lasse und “nicht gleich schießt“. Das sei im Übrigen kontraproduktiv. “Dann kriegen die Kormorane noch mehr Hunger, weil sie so aufgeregt sind und sich so viel bewegen.“

Neben Kormoran und Wasserkraftanlagen kämpfen die Fischer auch gegen eine “Regulierungswut“ der Europäischen Union. Sie kritisieren geplante Feuerschutzregelungen auf Fischkuttern und neue elektronische Überwachungsinstrumente, die für viele Fischer zu teuer seien.

Kritisch äußerten sich die Fischer auch zu Fangquoten in der Ostsee. So dürften heute kaum noch Heringe (“den Brotfisch der Deutschen“) gefangen werden, weil sein Bestand nach Angaben von Wissenschaftlern zurückgehe. Die Fischer bezweifeln das. Derzeit gebe es noch zahlreiche Heringe - außerdem habe die Wissenschaft bestätigt, dass der Gründe für den Rückgang der Population nicht Überfischung sei. “Wenn das so ist“, sagte der Präsident des Verbandes der Deutschen Kutter- und Küstenfischerei, Norbert Kahlfuß, “warum sollen wir den Hering denn an Altersschwäche sterben lassen?“

dpa

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