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Fränkische Traditionsbrauerei setzt Roboter-Kellner im Biergarten ein – „werden schlicht überrannt“

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Von: Jannis Gogolin

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Das Team einer oberfränkischen Gaststätte bekommt maschinelle Verstärkung. Zwei Service-Roboter sollen in der Sommersaison die menschlichen Kollegen entlasten.

Memmelsdorf – Ein Angestellter ohne Urlaubsanspruch, festem Gehalt und starken Armen – eine echte Maschine sowie der Traum jedes Arbeitgebers. Doch bevor die Beschreibung wütende Arbeitsrechtler auf den Plan ruft: Die Neuen im Service-Team des Gasthofs Höhn im oberfränkischen Memmelsdorf sind nicht menschlichen Ursprungs. In der kommenden Biergarten-Saison sollen zwei Service-Roboter ihren organischen Kollegen unter die Arme greifen.

Fränkische Traditionsbrauerei setzt Roboter-Kellner im Biergarten ein – „werden schlicht überrannt“

„Seit dem Jahr 1783, also 240 Jahren ist der Gasthof in der Hand unserer Familie“, sagt Lisa Höhn im Gespräch mit Merkur.de stolz. Wie ihre Mutter Birgit Höhn, fühlt sie sich in achter Generation stark verbunden mit dem Restaurant inklusive Hotel und eigener Brauerei im Landkreis Bamberg. „Doch jetzt wurde es Zeit, dass die jüngere Generation mitspielt“, so die Tochter. Denn nach den Corona-Schließungen, dem andauernden Personalmangel und den immer längeren Sommern hat sich auch in dem Traditionsbetrieb einiges geändert.

Umbauarbeiten im Gastraum Gasthaus Höhn Memmelsdorf
Die Umbauarbeiten im Gastraum sollen bis Ende Januar abgeschlossen sein. Dann öffnet das Gasthaus Höhn im oberfränkischen Memmelsdorf wieder. © Lisa Höhn

Die Anpassungen an die neue Situation fing klein an. „Am Anfang wollten wir eigentlich nur neue Stühle und Tische“, erklärt Höhn. Seit Ausbruch des Corona-Virus haben sich die vormals großen Wirtshaus-Tische als unpassend herausgestellt. „Die wenigsten Gäste wollten sich eng zu anderen Menschen an den Tisch setzen – verständlicherweise.“

„Seit Corona werden wir im Sommer überrannt“ – Roboter sollen Entlastung bringen

Einmal mit Veränderung angefangen, wurde die To-Do-Liste jedoch immer länger. „Letztlich haben wir das ganze Interieur rausgeworfen, um Platz für Neues zu machen.“ Seit Samstag, 7. Januar werkeln nun Elektriker, Maler und Bodenleger in den Räumen des Gasthofs und renovieren ihn von Grund auf. Und weil die Gaststätte bis zum 30. Januar sowieso geschlossen ist, „kommt noch eine Photovoltaik-Anlage auf das Dach“, sagt Gastronomin Höhn schmunzelnd.

Inhaberfamilie des Gasthauses Höhn
Die Inhaberfamilie in achter Generation. Lisa Höhn (3. v.l.) leitet die Umbauarbeiten des Gasthauses. © Lisa Höhn

Zudem laufen die Vorbereitungen für die Biergarten-Saison bereits jetzt. Denn dieses Jahr sollen in der erstmals zwei Service-Roboter die Bedienungen und Kellner unter die Arme greifen. Höhn setzt auf die zwei Neuen große Hoffnungen. „Seit Corona werden wir im Sommer schlicht überrannt. Das ist einerseits schön, andererseits eine extreme Belastung für unsere Mitarbeiter. Als wir die Idee mit den Robotern vorgestellt haben, war das Team sofort dabei.“

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„Nehmen keine Arbeitsplätze weg“: Service-Automaten nur für eine spezielle Funktion

Vorbehalte gegenüber dem Projekt versteht sie zwar. „Die zwei Service-Roboter nehmen aber weder Menschen die Arbeitsplätze weg, noch bringen sie die Gäste um einen Plausch zwischen Kunde und Kellner.“ Ausschließlich für das Tragen von Essen und Getränken seien die Maschinen konzipiert. „Zu etwas anderem sind sie überhaupt nicht in der Lage“, betont sie. Zweifler sollen sich diesen Sommer dann einfach selbst vor Ort ein Bild machen, schlägt sie schmunzelnd vor.

Bedien-Roboter in einem asiatischen Restaurant
So sehen die zwei Robo-Kellner aus, die im Gasthof Höhn in der Biergarten-Saison unterstützen sollen. © Marc Schueler/imago

Im Automobil-Sektor schon lange etabliert, finden Roboter in immer mehr Branchen einen Job, so auch in der Murnauer Unfallklinik. Doch die Automaten können auch für umstrittene Zwecke eingesetzt werden, wie Russland im Ukraine-Krieg mit dessen Kampfroboter „Marker“ seit kurzem zeigt.

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