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Frau tot in der Badewanne - Freund wegen Mordes vor Gericht

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Traunstein - War es Mord oder Selbstmord? Eine junge Frau wird in Rosenheim tot in der Badewanne gefunden. Es gibt es keine Zeugen. Nur Freund der Frau könnte Licht ins Dunkel bringen. Doch er schweigt.

Sie lag auf den Tag genau an ihrem 25. Geburtstag tot in der Badewanne - seit Donnerstag steht ihr Freund wegen Mordes vor dem Landgericht Traunstein. Doch der 22- Jährige schweigt. Er ist der einzige, der zur Aufklärung des Geschehens in der Nacht zum 23. November 2009 in Rosenheim beitragen könnte. Es gibt keine Zeugen.

Der Verteidiger des Angeklagten machte zu Prozessbeginn klar, dass sich sein Mandant vorerst nicht zur Tat äußern werde. Am ersten Verhandlungstag kam vor dem Schwurgericht überraschend auch ein Selbstmord der depressiv veranlagten Frau, ja sogar Selbsttötung auf Verlangen zur Sprache.

Staatsanwalt: Eifersucht und Wut als Motiv

Die Staatsanwaltschaft wirft dem in München geborenen Tunesier Mord aus niederen Beweggründen vor und wird von ihrer Anklage vorerst wohl nicht abrücken. Der junge Mann soll seine Freundin - das Paar kannte sich noch kein Jahr - aus Eifersucht und Wut über einen Rausschmiss aus der Wohnung in der Badewanne der gemeinsamen Wohnung mit dem Brauseschlauch erdrosselt haben.

Das Schweigen des Angeklagten stieß beim Vorsitzenden Richter auf Unverständnis. Er forderte den 22-Jährigen auf, zu reden. Ein etwaiges Geständnis könne sich erheblich auf das Strafmaß auswirken. Doch mit Verweis auf die Sprachbarrieren des Tunesiers blieb der Verteidiger bei seiner Linie: “Er wird schweigen.“

"Wo ist die Natalie?"

Der Vater des Opfers sagte aus, beim Geburtstags-Kaffee am Nachmittag des Tattages sei alles noch normal gewesen. Allenfalls habe der damals 21-Jährige etwas nervös gewirkt. Der 66-Jährige räumte ein, dass seine Tochter wegen schwieriger Verhältnisse im Elternhaus in psychiatrischer Behandlung war. Er schilderte den Angeklagten als äußerst eifersüchtig. Ständig habe er bei ihm angerufen und gefragt, “wo ist die Natalie?“ Zuletzt habe sich seine Tochter immer mehr abgekapselt.

"Die Natalie ist tot"

Selbstmordgedanken schloss der Vater bei der 25-Jährigen aus. In der Tatnacht rief der Angeklagte selbst beim Vater seiner Freundin an und schluchzte, “die Natalie ist tot“. Der 66-Jährige fuhr sofort in die Wohnung. Dort lag seine Tochter tot in der Badewanne, der Brauseschlauch daneben. Ihr Freund habe getobt und die Glasscheibe der Wohnzimmertür zertrümmert. “Er hat ständig unverständliches Zeug geredet.“ Auch der Bruder des Opfers kam noch in der Tatnacht mit seiner Frau in die Wohnung.

Beide Eheleute sagten vor dem Traunsteiner Schwurgericht aus, der Tunesier habe ihnen gegenüber angedeutet und mit kreisenden Bewegungen um den Hals verdeutlicht, seine Freundin habe sich mit dem Brauseschlauch erhängt. Auf die Frage des Vorsitzenden, ob er sich vorstellen könne, dass der Angeklagte seine Schwester tötete, antwortete der 30-Jährige: “Ich kann ihn nicht einschätzen.“

Selbstmord unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen

Der Prozess dauert an. Es scheint keine DNA-Spuren zu geben, die einen Mord oder zumindest Totschlag des 22-Jährigen wahrscheinlich machen. Entscheidend für die Urteilsfindung dürfte daher in dem auf vier Tage angesetzten Prozess das Gutachten des Rechtsmediziners sein. Der Experte deutete außerhalb der Verhandlung an, dass ein Selbstmord der jungen Frau mit dem Brauseschlauch zwar unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen sei. Das Urteil wird für den 6. September erwartet.

dpa/lby

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