Erfahrener Bergsteiger: Wanderer rutscht aus und stürzt 60 Meter in die Tiefe

Ein Ort trauert: Auf dem Weg zur Bergmesse am Frauenalpl-Kreuz ist am Sonntag ein 36-jähriger Garmisch-Partenkirchner auf tragische Weise ums Leben gekommen. Einer, den viele Einheimische kannten.
22.00 Uhr: Der Tod eines 36 Jahre alten Bergsteigers auf dem Weg zur Bergmesse am Frauenalpl-Kreuz sorgt in Garmisch-Partenkirchen für Entsetzen und Trauer. Pfarrer Andreas Lackermeier, der die Bergmesse abhielt und erst beim Abstieg vom Unglück erfuhr, reagiert bestürzt. „Auf dem Weg zum Gottesdienst“, sagt er, „das ist heftig.“ Max K. war Mitglied in vielen Vereinen, war im Ort verwurzelt. Er war ein „einfach guter Bursch“, sagt Thomas Müller.
Ein weiteres tödliches Unglück ereignete sich im Kreis Garmisch-Partenkirchen bei Farchant am Fricken. Vor seiner Frau stürzte ein Bergsteiger in den Tod.
Der Weg vom Schachenhaus zum Plateau der Frauenalpl, der weiter zur Meilerhütte führt, sei eigentlich „ein normaler Wanderweg“, sagt unterdessen Thomas Bucher vom Deutschen Alpenverein. „Für einen Geübten ist das eigentlich kein Problem.“ Steil sei der Weg laut Bucher zwar stellenweise schon, mit einer durchschnittlichen Steigung von 35 bis 40 Grad und einigen Passagen auf Geröll. „Aber exponiert ist er nicht. Die Schachenplatte ist weit von einem Klettersteig entfernt.“ Erst unterhalb der Meilerhütte werde es anspruchsvoller, meint Bucher, der den Weg bereits selbst einige Male gegangen ist. „Ich würde sie als rote, also mittelschwere Wanderung bezeichnen.“
Wie Merkur.de* berichtet, soll am Donnerstagabend ein Kleinflugzeug im Grenzgebiet Garmisch-Partenkirchen abgestürzt sein.
Für eine Bergmesse sei das flache Grasplateau der Frauenalpl ideal. Hunderte, „wenn nicht tausende“ Bergmessen finden jedes Jahr in den bayerischen Alpen statt. „Wie man zur Messe gelangt, bleibt jedem selbst überlassen“, sagt Thomas Bucher. „Allerdings haben die Veranstalter natürlich ein Interesse daran, dass der Weg dorthin nicht zu schwer und in jedem Fall sicher ist.“ Unfälle wie den Absturz vom Sonntag könne es in den Bergen jedoch immer geben. „Wenn es richtig blöd läuft, kann man auch an einer eigentlich unkritischen Stelle verunglücken und abstürzen.“
Ein 55-Jähriger Deutscher ist während einer Wanderung mit seinen beiden Söhnen in Österreich gestorben. Auch ein Hubschrauber-Einsatz konnte ihn nicht retten.
Tödlicher Unfall auf dem Weg zur Bergmesse am Frauenalpl-Kreuz
Update, 15. Juli, 19.03 Uhr: Sie kehrten noch im Schachenhaus ein, stärkten sich für die letzte Etappe ihrer Tour. Max K. und sein Begleiter wollten am Sonntagvormittag zur Bergmesse der Kolpingfamilie Partenkirchen am Frauenalpl-Kreuz (2173 Meter) zwischen Schachen und Meilerhütte. Sie kamen dort nicht an. Auf dem Weg verlor K. bei einem tragischen Unfall sein Leben.
Das Unglück hatte sich gegen 10.30 Uhr nahe dem Ziel der zwei Garmisch-Partenkirchner ereignet. In weglosem Gelände im Bereich der Schachenplatte, nahe der Stütze der Materialseilbahn. Der 36-Jährige war ins Rutschen geraten und stürzte über steiles Felsgelände ab. Erst nach zirka 60 Metern kam er auf einem schmalen Schuttband zum Liegen. Sein 28-jähriger Spezl verständigte sofort den Notruf.
Bei Thomas Müller, Bereitschaftsleiter der Bergwacht Garmisch-Partenkirchen, meldete der Piepser den Absturz. Da ahnte er noch nicht, wen er retten soll. Jemanden, der ihm bestens bekannt war. Von zuhause aus forderte Müller den ADAC-Hubschrauber an, flog mit dessen Crew ins Wettersteingebirge. Im Tal blieben fünf seiner Kameraden auf Abruf. Für den Fall, dass er Unterstützung gebraucht hätte. „Man weiß ja nicht, wie das Gelände aussieht“, sagt er. Müller hat ihre Hilfe nicht benötigt. Zusammen mit dem Notarzt gelangte er kurz vor halb Zwölf zum Verunglückten. Sie konnten nichts mehr für ihn tun. Er war bereits seinen schweren Verletzungen erlegen. Der Notarzt stellte seinen Tod fest, Müller deckte den Verstorbenen zu.
Bergung dauerte, weil Nebel aufzog
Der Einsatzleiter kümmerte sich anschließend um dessen Begleiter. „Er wollte noch zu Fuß runtergehen“, erzählt Müller. Das ließ er nicht zu. Nicht nach so einem schrecklichen Erlebnis. Er setzte ihn in den Hubschrauber. Im Tal erhielt der 28-Jährige Betreuung vom Bergwacht-Kriseninterventionsteam. Seine eigenen Gefühle blendete Müller während des Einsatzes aus. „Man muss seine Emotionen in so einer Situation kontrollieren“, sagt er. Funktionieren. Obwohl er den Toten, „einen supernetten Hund, mit dem man immer Spaß hatte“, gut kannte.
Die anschließende Bergung von K., der als Maurer arbeitete, dauerte. Nebel zog auf, der Helikopter der Polizei konnte nicht gleich starten. „Aber wir wollten ihn unbedingt runterbringen“, betont Müller. Der Familie zuliebe. Erst gegen 15.40 Uhr gelang es.
Wie es zu dem Unfall kommen konnte, ist laut Polizei ungeklärt. K. war einer, der Gefahren einschätzen konnte. Der oft in den Bergen unterwegs gewesen sei, sagt Müller. Entsprechend gute Ausrüstung hatten die beiden dabei. Doch der Einsatzleiter betont: „Das ist kein einfaches Gelände, da darfst du nicht stolpern.“
Teilnehmer der Bergmesse hörten den Hubschrauber
Von dem Drama, das sich ganz in ihrer Nähe abgespielt hatte, bemerkten die Teilnehmer der Bergmesse nichts. Pünktlich um 11 Uhr begann der Gottesdienst. „Wir hörten nur den ADAC-Hubschrauber“, sagt Bezirkspräses Pfarrer Andreas Lackermeier. Von einem Einsatz war man deshalb ausgegangen. Aber nicht von einem Unfall mit derart traurigem Ende. Erst als die überschaubare Gruppe wieder am Schachenhaus angekommen war, verbreitete sich die Nachricht vom Tod des Einheimischen. Lackermeier zeigt sich am Montag erschüttert. „Auf dem Weg zum Gottesdienst“, sagt er. „Das ist heftig.“
Wie er empfinden viele im Ort große Trauer darüber, dass K. plötzlich mitten aus dem Leben gerissen worden ist. Der 36-Jährige war in Partenkirchen verwurzelt, engagierte sich aktiv in Vereinen. Darunter bei der Feuerwehr, beim Volkstrachtenverein und beim Spar- und Stopselclub, der den Schäfflertanz organisiert. Ein Ort im Schockzustand.
Bei Müller kreisen die Gedanken seit dem Einsatzende am Sonntag immer wieder um den Verstorbenen, den „einfach guten Bursch“. Noch am Sonntag hat er seine Kameraden zur Nachbesprechung eingeladen. Um sich gemeinsam den Kummer von der Seele zu reden. Ihre Art, mit Erlebtem und Verlusten umzugehen. „Die Betroffenheit“, betont Müller, „ist bei allen von uns da.“
Frauenalpl/ Garmisch-Partenkirchen: Bergwanderer (36) stürzt 100 Meter in die Tiefe
Erstmeldung vom 14. Juli 2019:
Garmisch-Partenkirchen - Ein 36 Jahre alter Mann aus Garmisch-Partenkirchen ist nahe der Frauenalpl beim Wandern 100 Meter in die Tiefe gestürzt und gestorben. Er sei zusammen mit einem 28-Jährigen am Sonntagvormittag von der Schachenhütte zur Frauenalpl im Wettersteingebirge unterwegs gewesen, teilte die Polizei mit.
Frauenalpl: Drama beim Wandern - 36-Jähriger rutscht aus und stürzt 100 Meter in die Tiefe
Im Bereich der Schachenplatte sei der 36-Jährige im weglosen Gelände aus bislang ungeklärten Gründen ins Rutschen gekommen und in die Tiefe gestürzt. Sein Begleiter, ebenfalls Garmisch-Partenkirchner, setzte umgehend einen Notruf ab. Der Notarzt konnte wenig später aber nur noch den Tod des Mannes feststellen.
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dpa/lby